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Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition)

Titel: Risse in der Mauer: Fünf Romane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Gustafsson
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hat, liegt ein großes, ganz leeres, fensterloses Zimmer dahinter. Der Vermieter hat es nie entdeckt, niemand weiß etwas davon. Es gehört ihr ganz allein.
    Sie behauptete, sie könne während ganzer Busfahrten dieses Zimmer möblieren, so daß sie schließlich ihre Haltestelle verpasse.
    Meine Tagträume sind zu vierzig Prozent sexueller Art. Ich stelle mir vor, wie ich die eine oder andere von meinen Freundinnen und Bekannten – Mädchen, die ich ganz flüchtig oder seit Jahren kenne – verführe, oder kurz gesagt: mit ihnen schlafe. Ein wenig erinnert das an die Simulationsläufe, die Computer beispielsweise für das Verhalten von Raumflugkörpern ausführen, denn manchmal, wenn ich mir einen solchen Tagtraum bis in die kleinste Einzelheit ausgemalt habe, beschließe ich, in Wirklichkeit nicht mit diesem Mädchen oder dieser Freundin zu schlafen, auch wenn sie vielleicht gar nicht so viel dagegen hätte.
    Der restliche Teil meiner Tagträume handelt davon, wie ich zu Geld komme, ohne mich anzustrengen.
    In meinen Tagträumen habe ich alle Literaturpreise vom Nobelpreis bis zu Eva Thulins Gedächtnisfonds mindestens fünfmal bekommen (in Wirklichkeit habe ich seit 1963 keinen einzigen Literaturpreis mehr bekommen; ich fürchte, das ist die gerechte Strafe). Es gibt keine einzige amerikanische Gastprofessur von Anchorage bis Austin, die man mir nicht zu akzeptablen Bedingungen angeboten hätte. Manchmal mache ich in meinen Tagträumen clevere, unblutige und humane, aber sehr elegante Banküberfälle.
    Ich stelle mich dabei keineswegs so ungeschickt an wie diese dämlichen Hitzköpfe mit ihren Maschinengewehren und ihren lächerlichen Teenagerallüren, die jetzt im Gefängnis von Hall sitzen.
    O nein! Ich betrete die Hauptgeschäftsstelle der Skandinaviska Enskilda Banken in der Hamngatan, in einem tadellosen, maßgeschneiderten Anzug aus der französischen Abteilung des Warenhauses NK und mit einem Schlips aus der Via Condotti, nicke dem Portier zu, schlendere zur Hauptkasse und sage:
    – Weißt du, wir haben da am Sveavägen ein riesiges Problem, wir brauchen drei Millionen Dollar für eine Ventilatorenfirma, die ein Geschäft mit Kuwait abschließt. Kannst du mir die bis morgen leihen?
    – Mjaa, sagt der Prokurist. Ich kann mich nicht erinnern, daß wir uns schon mal begegnet sind.
    – Aber gewiß doch, im Club, in Stora Sällskapet, sage ich, aber das hast du vielleicht vergessen. Ich bin Lars Gustafsson, der neue Leiter der Filiale am Sveavägen. Ob du wohl ein paar Dollar für mich zusammenklauben könntest?
    Und so weiter. Wenn ich meinen Coup gelandet habe, mache ich nicht diesen Unfug mit Autos, Zügen und Flugzeugen, wie Clark Olofsson und diese Burschen im Gefängnis von Hall. Ich zahle sie bei der Upplandsbanken ein und fahre nach Hause.
    Niemand würde je auf den Gedanken kommen, einen so unpraktischen Menschen wie mich zu verdächtigen. Sollte man tatsächlich so weit gehen, mich ins Verhör zu nehmen, dann werde ich mit der Faust auf den Tisch hauen und sagen: Jetzt ist aber wirklich Schluß mit dem Blödsinn. Wollt ihr nicht gleich Alva Myrdal den letzten Stilettmord in die Schuhe schieben?
    – Meine Fingerabdrücke? Tatsächlich? Habt ihr Staub auf euren Mikroskopen?
    – Ach, so ist das also. Bah! Ich war doch am gleichen Vormittag dort und habe fünfzehn Kronen für die Erdbebenopfer in Peru eingezahlt, das ist doch leicht nachzuprüfen.
    – Der Prokurist? Lassen Sie ihn doch mal beschreiben, wie ich angezogen war! Glauben Sie, daß ich mir NK’s französische Abteilung leisten kann? Ach so, die englische. Ich dachte, die gäbe es nicht mehr. Sie müssen schon entschuldigen, von maßgeschneiderten Anzügen verstehe ich nicht viel. Ich bin ein arbeitender Mensch, kein Snob. Wenn Sie noch eine Weile so weitermachen, mein Guter, schreibe ich an den Justiz-Ombudsman. Modeschneidereien, lächerlich! Morgen nachmittag werde ich im Expressen eine Erklärung veröffentlichen, in der ich mal was über Ihre Verhörmethoden erzähle. Und dabei werde ich besonders darauf eingehen, daß man verpflichtet ist, über die Schließung von NK’s englischer Abteilung Bescheid zu wissen.
    Wie bitte? Ich möge bitte entschuldigen? Aha. Ja. Na dann, auf Wiedersehen.
     
    Was ich mit dem Geld machen will? Nichts. Ich will es haben, um meine Nerven zu beruhigen. Vielleicht werde ich was am Heißwasserbereiter machen lassen. Er funktioniert so schlecht.
     
    Tagträume. Man kann diese Zivilisation nicht verstehen,

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