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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
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Konkursverwalter berufen.
    Man begrüßte sich, Karl stellte ihm Rita als seine Mitarbeiterin Frau Zieschke vor und bot ihm einen Platz an einem Schreibtisch an, den er eigens für ihn eingerichtet hatte.
    Lipka war gut gelaunt, legte sogleich sein Jackett ab und schien das Ganze entspannt anzugehen. Rita und Zwerger tauschten einen heimlichen Blick: Es hätte schlimmer kommen können. Rita hatte Herrn Lipka Kaffee und ein Croissant angeboten, und der hatte beherzt zugegriffen. Das Lächeln, mit dem er Rita dabei bedachte, hätte für Karls Geschmack durchaus etwas knapper ausfallen können. Lipka war auch nicht um das eine oder andere kleine Bonmot verlegen, offenbar waren Konkurse wie dieser Routineangelegenheiten für ihn. Karl gab sich vorsichtshalber verhalten: Lipka sollte ihm den verzweifelten Unternehmer abnehmen, die Sorge um seine Mitarbeiter sollte echt aussehen.
    »Eine schlimme Sache, das alles, Herr Lipka. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie mich das …«
    Rita nickte stumm, sie hätte die diskret loyale A ngestellte nicht besser geben können.
    Lipka lächelte süffisant.
    »Wissen Sie, ich mache das schon Jahre, und ich möchte fast sagen: je garstiger der Konkurs, desto netter die Leute …«
    Dabei biss er genüsslich in sein Croissant und überflog schnell ein paar Ordner, ohne ins Detail zu gehen.
    »Herr Zwerger, bevor wir Entscheidungen über irgendwelche Strategien treffen, müssen wir uns zuerst ein genaues Bild über die tatsächliche Situation des Unternehmens machen.«
    Karl setzte sich an seinen Schreibtisch und seufzte.
    »Viel ist nicht mehr da, Herr Lipka. Die Situation ist äußerst ernst. Es wäre sowieso die Frage, ob sich das überhaupt lohnt, ein V erfahren zu eröffnen.«
    »Niederschlagung mangels Masse, meinen Sie? Das wäre freilich das Beste. Für Sie allemal.«
    Da war wieder dieses verbindliche Lächeln, das Lipka so perfekt beherrschte, als sei es ihm in die W iege gelegt und seitdem nicht durch störende Einflüsse wie Sorgen oder gar Schwermut getrübt worden. Lipkas Blick verfing sich in Ritas A ugen, einen Moment zu lang, und Rita senkte den Kopf. Sie verkniff sich eine kleine spitze Bemerkung, schließlich war sie hier nur die A ngestellte, die von nichts wusste. Sie traute Lipkas Lächeln nicht über den W eg, hatte das instinktive Gefühl, der Kerl wollte mit ihr anbändeln, und ihr Instinkt hatte sie selten getrogen.
    Zwerger suchte in seinem Jackett nach der Zigarettenpackung und steckte sich eine filterlose Rothhändle an. Lipka hüstelte, wenn auch lächelnd.
    »Sie gestatten … ich habe es mir abgewöhnt.«
    Er stand auf, öffnete das Fenster und setzte sich wieder.
    Karl nahm ein Gutachten über seinen Maschinenpark aus einem Ordner: Das hatte er sich vor ein paar T agen von einem befreundeten Sachverständigen, der wie er begeisterter Ultraleicht-Flieger war, ausstellen lassen. Mit der Miene eines Geschlagenen reichte er Lipka das Gutachten, der es nur rasch überflog.
    »Ich hab die Maschinen gefahren, bis sie zusammengefallen sind. Quasi alles nur Schrottwert.«
    »Verstehe. Das geht aus diesem Gutachten relativ zweifelsfrei hervor, nicht wahr?«
    »Genau.«
    »Na schön.«
    Fast heimlich zog Karl nochmal an seiner Zigarette, und Rita warf ihm einen kurzen warnenden Blick zu.
    »Könnte ich bitte noch ein T ässchen Kaffee bekommen, Frau Zieschke?«
    Ihren Namen hatte er sich also auch schon gemerkt.
    »Selbstverständlich, Herr Lipka. Der gehört ja nicht zur Konkursmasse, oder?«
    Lipka wieherte wie ein Pferd.
    »Ich sage immer, eine Insolvenz ist noch lange kein Grund, den Humor zu verlieren. In Deutschland verhungert so schnell niemand, nicht wahr?«
    Karl rang sich ein Schmunzeln ab. Er wusste nicht, ob ihm der lockere T on gefiel, der sich einzuschleichen begann. A ls hätte Lipka seine Gedanken erraten, wurde er mit einem Mal sachlich.
    »Lassen Sie uns anfangen, Herr Zwerger. W ie sieht es aus mit dem Grundstück? Belastungen, Hypotheken, et cetera. Gibt es sonstige Immobilienwerte?«
    Zwerger machte seine Zigarette aus und sprach leise, im Begräbniston.
    »Das Gelände gehört mir nicht mehr. Das ist verkauft. Der Erlös ist teilweise ins Firmenkapital eingeflossen und teilweise in Sachwerte …«
    »Sachwerte. W as darf man darunter verstehen?«
    Rita stieß Karl ganz leicht mit dem Fuß an: Er sollte auf der Hut sein.
    »Baumaschinen zum Beispiel.«
    »Zum Beispiel Baumaschinen. Schön.«
    Lipka öffnete seinen Samsonite-Aktenkoffer und

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