Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe
arnblinkleuchten einschalten, ihn auf einen leeren Parkplatz locken und ihm mit einem kleinen T rick die Schlüssel abnehmen.
Ewald machte es einen Höllenspaß, den Laster zu fahren. Davon hatte er immer geträumt, aber seine Mutter hatte es ihm verboten. Das Einzige, was ihm dabei ein bissle auf die Nerven ging, war Heinz, der gefesselt auf dem Beifahrersitz lag und ständig zu sprechen versuchte. Die Geräusche, die Heinz mit dem Knebel produzierte, waren jedoch fast genauso schlimm wie sein blödes Geschwätz. A m nächsten Parkplatz würde Ewald anhalten und den Strumpfhosenheini in die Schlafkabine hinter den Sitzen verfrachten, da konnte man wenigstens den V orhang zuziehen. Zur Not würde er ihm ein Klebeband über den Mund pappen, mit der Nase allein konnte er nicht so viel Lärm machen.
Ewald fand es lustig, dass Frau Zieschke immer noch hinter oder neben ihm herfuhr. Er hatte sich auch gefreut, dass sie ihm den W eg gezeigt hatte, weil ja auf den Schildern keine Bilder waren, die zeigten, wo es zur Ostsee ging. Für einen Moment lang hatte er befürchtet, das könnte ein T rick sein, um ihn auf den falschen W eg zu locken, aber so wie der Mond stand, konnte sie ihn gar nicht so falsch gelotst haben. V ielleicht wollte die Frau Zieschke ja auch zugucken bei der Meisterschaft, wo sie jetzt schon so weit gefahren war mit Zwergers Porsche. Ein bisschen Nebel kam auf, aber das war nicht so schlimm, die A utobahn war breit genug und leer noch dazu.
Und dann, fernab von A usfahrten oder gar Parkplätzen, fing die Maschine des Scania an zu stottern. Ewald sah auf die Instrumente: Da, wo ein roter Kanister abgebildet war, stand der Zeiger ganz im roten Feld. Das hatte gerade noch gefehlt. Ewald sah nach vorne und entdeckte im letzten Moment in dem Nebel eine A usbuchtung seitlich der A utobahn. Er bremste im letzten Moment und zauberte den Lkw förmlich in die Haltebucht, von der eine kleine Straße weiterführte, die aber mit einer Schranke abgesperrt war. Dass es sich um eine Betriebsausfahrt für die A utobahnmeisterei Malchow handelte, stand zwar angeschrieben, aber das blieb Ewald verborgen. Er bemerkte im Rückspiegel, dass Frau Zieschke auch gebremst hatte und hinter ihm in die Bucht gefahren war.
Dummerweise musste Heinz bei der abrupten Bremsung der Knebel aus dem Mund gefallen sein.
»Bind mich sofort los, du fehlgeleiteter Psychopath. Das ist Freiheitsberaubung. Und die Freiheit ist das höchste Gut des Menschen!«
»Dann sei halt froh, dass du wieder schwätzen kannst. Und jetzt hast ja auch deine Strumpfhosen.«
Heinz zerrte an den Nylons, die offenbar hervorragend hielten.
»Halt die Schnauze! Dummheit und Dreistigkeit sind seit Menschengedenken die höchst unheilvolle Liaison ever!«
»Mit dem saudummen Geschwätz findst du nie ein Mädle.«
Ewald überlegte, was nun zu tun war. W enn er mit der Raupe auf der A utobahn fuhr, gab das sicher Ärger, vor allem wenn andere Polizisten kamen als der Kreitmeir Sepp und sein kleiner Spanier. Das Sträßchen, das mit der Schranke abgesperrt war, schien in die richtige Richtung zu führen. Ewald schreckte aus seinen Gedanken hoch, als Rita die Fahrertür des Scania aufriss.
»Sind Sie verrückt geworden, Herr Fricker? Ich wäre um ein Haar auf Sie draufgefahren!«
»Ja aber so ein Porsche bremst eigentlich schon besser als ein Lkw … da muss man halt ein bissle aufpassen, grad im Nebel.«
»Darum geht’s doch jetzt gar nicht.«
Da hatte Frau Zieschke Recht. Ewald nahm seinen A kkordeonkoffer, stieg aus und schlug die T ür zu, weil Heinz in einem fort schimpfte und meckerte. Er ging hinter zum A nhänger, ließ die Rampe herunter und schnallte das A kkordeon auf die Haube der Raupe.
»Was soll denn das jetzt, Herr Fricker?«
Ewald lächelte Rita an.
»Haben’s kein Motelzimmer gekriegt, Frau Zieschke? Sie wollten doch schlafen, oder?«
»Seien Sie vernünftig, Herr Fricker.«
»Das sagt meine Mutter auch immer.«
Ewald stieg auf die Raupe, ließ den Motor an und fuhr sie rückwärts vom T ieflader.
»Was soll denn das jetzt? Es ist mitten in der Nacht!«
»Ich fahr jetzt weiter.«
Rita stieg mit einem Fuß auf den T ritt der Fiat.
»Das ist verboten, Herr Fricker. Man darf mit einer Planierraupe nicht über die A utobahn fahren. Und man darf die A utobahn nur über offizielle A usfahrten verlassen.«
Ewald grinste.
»Mit Baufahrzeugen darf man das. Sonst könnten die ja gar keine A utobahnen bauen. Bloß mit dem Porsche dürfen’s
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