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Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
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am liebsten geschüttelt, damit der endlich mal am Stück erzählte, was Sache war, und nicht alles tröpfchenweise servierte wie eine narratio interruptus.
    »Ja, Zwerger, dann schau dir den Kerl doch mal an! Der ist nicht ganz richtig im Kopf, der hat keine Freundin, der hat nie eine gehabt! Der stiert jedem W eiberarsch hinterher, lebt alleinigs bei seiner gestörten Mutter, guckt wahrscheind’s Pornos ohne Ende. Da wird’s denen doch noch vorgemacht, wie’s geht! Kannst du doch drauf warten bei so einem, bis da mal was passiert!«
    Zwerger presste die Lippen aufeinander. Der Gedanke, dass seine geliebte Rita mit diesem Fricker jetzt irgendwo mitten in der Nacht zugange war, machte ihm Sorgen. V ielleicht ging Rita deswegen nicht ans Handy, weil Fricker ihr Handy schon längst mit der Fiat platt gewalzt hatte.
    »Und was ist das mit dieser Meisterschaft da oben?«
    Bene lachte.
    »Der Depp will da rauf, weil da die W eiber scharf sein sollen wie Rattenpfeffer … da kannst’ mal sehen, was das für ein Idiot ist … ein geiler Depp halt. Die A nmeldung für die Deutsche Meisterschaft hamm wir eh nicht abg’schickt … da wird er ganz schön blöd schaun da droben …«
    Bene fing an zu lachen wie ein hysterischer Ziegenbock. Er schien sich gar nicht mehr einzukriegen bei dem Gedanken, dass der vertrottelte Fricker mit Zwergers Raupe quer durch Deutschland zockelte, an der Meisterschaft nicht teilnehmen durfte und sich einbildete, da oben an der Küste eine Horde vermeintlich williger W eiber zu finden.
    »Der wird sauber blöd schaun da droben! A ber vielleicht vögelt er ja vorher noch deine geliebte Rita …«
    »Halt’s Maul, Bene! Und geh mir aus den A ugen!«
    Bene grinste und zeigte auf seine Reisetasche, die noch neben dem MAN stand.
    »Hau bloß ab!«
    Bene packte sich seine Reisetasche und verschwand lachend in der Dunkelheit.
    Karl Zwerger wartete, bis nichts mehr von Bene zu hören war, schloss die Halle, ging hinter zum Rollsplittlager, verbrannte die Papierschnipsel, verscharrte sie im Rollsplitt und ging zurück in sein Büro. Er versuchte nochmals vergeblich, Rita zu erreichen, nahm ein paar tiefe Schlucke aus der W hiskey-Flasche, legte sich in seinen Calvin-Klein-Unterhosen auf das Feldbett und schlief bald ein.
    Rita hatte sich mit dem Porsche direkt hinter Fricker und den Lkw gesetzt, die Heimlichtuerei brachte jetzt auch nichts mehr. Der Mann war einfach stur, das hatte sie mittlerweile kapiert. W as sie aber nicht wusste, war, ob der Kerl wirklich so ein Idiot war, wie alle in Ratzisried sagten, vor allem der unsägliche Bene, dieser widerliche T estosteron-Köter, der sich einfach nur seinen Spaß mit Fricker machen wollte. Dass der mit dem Lastwagen umgehen konnte, war ihr schon klar gewesen, sobald er vom Parkplatz gefahren war. Ob er überhaupt einen Führerschein für einen solchen Dreißigtonner hatte, wusste sie nicht. W enn sie jedoch an all das, was sie über den Mann gehört hatte, und an ihren kurzen Besuch bei seiner Mutter dachte, wollte sie nicht ausschließen, dass Herr Fricker einfach aufs Geratewohl nach Norden fuhr.
    Kurz hinter Beelitz-Heilstätten scherte Rita nach links aus und fuhr neben dem Scania her. Sie zeigte mit der Hand auf die A utobahnschilder und deutete nach links: Dort ging es zur Ostsee. Ungeachtet dessen, ob der angebliche Depp es nun tatsächlich bis da »droben« hinauf schaffen würde, musste man ihn ja nicht unbedingt mit einem geklauten T ieflader nach Berlin hineinfahren lassen. A m besten würde sie ihn oben auf der A 19 stoppen, irgendwo hinter dem A utobahndreieck W ittstock-Dosse, dort am A rsch der W elt, at the end of nowhere. Rita hupte und deutete immer wieder nach links, wo die Spange zur A 19 abzweigte. Irgendwann lachte Fricker tatsächlich und zeigte auch nach links. Offenbar hatte er kapiert, was sie meinte. Für einen, der keinen Führerschein hatte, fuhr er bemerkenswert routiniert mit dem Laster. Nebeneinander passierten sie das A utobahndreieck Havelland, und auch beim Dreieck W ittstock-Dosse gelang es ihr, Herrn Fricker klarzumachen, dass er geradeaus fahren musste, um an die Ostsee zu kommen und nicht nach Hamburg reinzurammeln.
    Nördlich von W ittstock wurde es spürbar leerer, der Scania mit dem T ieflader und Zwergers roter 911er Porsche schienen die beiden einzigen Fahrzeuge auf der A utobahn zu sein. Rita fand, das wäre jetzt ein guter Moment, den Mann zu stoppen. A m nächsten Parkplatz würde sie die W

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