Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe

Titel: Rita und die Zaertlichkeit der Planierraupe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jockel Tschiersch
Vom Netzwerk:
nicht runterfahren, weil die A utobahn schon fertig ist. Da müssen’s weiterfahren und an der nächsten A usfahrt umdrehen.«
    Ewald legte den Gang ein und ruckte los.
    »Herr Fricker, diese Straße ist gesperrt, das sehen Sie doch!«
    »Das passt schon.«
    Ewald gab Gas, hob die Schaufel ein wenig, und die Fiat zersplitterte die kleine Schranke, als wäre sie ein Spielzeug aus Streichhölzern. Nach ein paar Sekunden waren die kleinen Rücklichter der FL 10 C in der Nacht und im Nebel verschwunden. Rita stand da und musste einsehen, dass ihr der Kerl schon wieder entwischt war.
    »Binden Sie mich los, schöne Frau!!!«
    Heinz schrie so laut, dass Rita es bis nach draußen hörte.
    Sie riss die T ür auf und brüllte auch.
    »Ich denke nicht dran, blöder Mann!«
    »Wie Sie möchten. Dann werde ich leider nicht umhinkönnen, Sie beide bei der Polizei anzuzeigen. W egen Freiheitsberaubung und Diebstahl!«
    Die nackte W ut kam in Rita hoch und ließ sie ganz leise werden.
    »Diebstahl? Sie haben doch Ihren Lkw. Sie sitzen sogar drin. A ber ich kann der Polizei gerne was von Körperverletzung und versuchter V ergewaltigung erzählen. Und ich habe im Gegensatz zu Ihnen einen Zeugen.«
    Heinz stöhnte wie unter Qualen.
    »Wie kann eine attraktive Lady wie Sie einen derart retardierten und gemeingefährlichen Dummkopf in Schutz nehmen? Noch dazu eine Lady, die es so trefflich versteht, Strumpfhosen zu tragen …«
    »Halt einfach deine blöde Fresse!«
    Rita zog den Zündschlüssel ab, schlug die T ür zu, verriegelte sie mit dem Schlüssel und warf ihn in einen kleinen Gully unter dem Scania. Sie setzte sich in den Porsche und fuhr das kleine Sträßchen entlang, das von der A utobahn wegführte. Die Schranke war nach ihrer Zerdepperung durch Fricker nunmehr auch für den roten 911er kein Problem mehr.
    Der Nebel war dichter geworden, nur ab und zu blitzte der Mond durch die Schwaden, umgeben von W olkenfetzen. Ewald war etwa eine halbe Stunde lang auf der kleinen Straße durch einen W ald gefahren, als er in dem gespenstischen Spiel von Hell und Dunkel merkte, dass er auf eine Lichtung gekommen war, die von dem W aldgebiet umgeben sein musste. Ihm fielen fast die A ugen zu, und er beschloss zu schlafen, bis es wieder hell würde und er sehen konnte, wohin er eigentlich fuhr. Er stellte die Maschine ab, schaltete das Licht aus und zog die Decke unter dem Fahrersitz hervor. Er packte die Füße auf die Motorhaube, kuschelte sich in die Decke ein und sah hinauf zum Mond, der es immer wieder schaffte, zwischen den W olken und dem Nebel durchzublinzeln. Er konnte sich nicht erinnern, so etwas im A llgäu schon einmal erlebt zu haben, aber dort schlief er auch so gut wie nie nachts draußen auf der Raupe und schon gar nicht bei Nebel. Es gefiel ihm, und es war ihm vor allem tausendmal lieber, als mit diesem komischen Heinz in der Lkw-Kabine zu übernachten und sich saudumme Geschichten über Ärsche und Strumpfhosen anhören zu müssen.
    Ewald war gerade am W egdämmern, als er am W aldrand zwei Scheinwerfer auftauchen sah. Kurz danach hörte er auch den Motor: Es war der Boxer des 911ers. Immer wieder ging die Drehzahl plötzlich in die Höhe, offenbar fanden die Reifen auf dem schlüpfrigen Untergrund keinen Halt. Plötzlich beschleunigte der Porsche, schoss vom W aldrand aus mit V ollgas vorwärts auf die Lichtung und blieb dann plötzlich stehen, obwohl der Motor immer noch aufheulte. Die Hinterräder schleuderten den Dreck meterhoch durch die Nacht. Ewald fand, dass das in dem schummrigen Mondlicht mit den Nebelschwaden irgendwie schön aussah. A m liebsten hätte er ein Foto davon gemacht, aber er hatte überhaupt keinen Fotoapparat. Noch dreimal versuchte Rita, den Porsche wieder zu bewegen, aber die Hinterräder hatten sich hoffnungslos in der Matschepampe eingegraben. Ewald sah schemenhaft, wie Rita ausstieg und in dem nassen Boden einsank.
    »Vielleicht helfen Sie mir mal und ziehen mich raus aus dem Matsch!«
    »Das bringt jetzt nichts bei dem Nebel.«
    »Der W agen muss hier raus, der gehört mir nicht!«
    Ewald setzte sich auf und überlegte kurz.
    »Das Beste wär’s, Sie lassen den Karren stehen und fahren mit der Bahn zurück. W enn der Zwerger nachher wirklich pleite ist, dann hätten’s wenigstens den Porsche noch.«
    »Reden Sie keinen Mist!«
    Vom Prinzip her fand Rita es gar nicht so abwegig, was Fricker da vorgeschlagen hatte.
    »Jetzt wird geschlafen. Morgen früh schieb ich Sie mit der Schaufel raus,

Weitere Kostenlose Bücher