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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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brachte ihr Pferd nahe dem Bach zum Stehen, der die Ziellinie des Rennens markierte. Raina sprang schon aus dem Sattel, als ihr Verfolger neben ihr seinen Hengst zügelte. Sie wirbelte herum und sah den Freund, den sie seit Kindertagen kannte, mit einem unverhohlen selbstzufriedenen Lächeln an.
    »Der Sieg gehört mir, Nigel!«, rief sie atemlos und erfüllt vom Hochgefühl des schnellen Ritts und ihres Sieges.
    Ihr Lächeln verschwand, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. Irgendwo auf der Strecke war das Spielerische, mit dem die beiden ihr Rennen begonnen hatten, verloren gegangen, denn Nigel schaute jetzt finster auf sie herunter. Seine Lippen, umgeben von einem weizenblonden Spitzbart, waren zu einer festen, unduldsamen Linie zusammengepresst. Der kümmerliche kleine Bart, den er sich seit so langer Zeit stehen zu lassen versucht, ist ein enttäuschender Anblick, dachte Raina. Er sieht damit wie ein Kobold mit einem zu spitzen Kinn aus. Wie ein ziemlich ärgerlicher noch dazu.
    »Was für einen Anblick du bietest«, tadelte Nigel sie und schüttelte langsam den Kopf. Er stieg vom Pferd, zog seine Handschuhe aus und legte sie über sein Wehrgehenk. Blassblaue Augen musterten Raina vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen. »Du hast dein Kleid ruiniert.«
    Sie strich sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht und schaute auf ihr verblichenes, safranfarbenes Gewand hinunter, das jetzt über und über mit Schlammspritzern bedeckt war. »Es ist mein ältestes Kleid und deshalb nur ein kleiner Tribut an den Sieg.«
    Nigel musste lachen und ergriff ihre Hände. »Darum geht es doch nicht«, ermahnte er. » Ladys ruinieren ihre Kleider nicht um eines Rennens willen. Außerdem ist deine Vorliebe für Wettkämpfe … nun, sie ist unschicklich.«
    Raina runzelte die Stirn und entzog ihm ihre Hände. In den letzten Monaten hatte Nigel sich verändert. Er nahm jetzt alles immer so schrecklich ernst. Was war mit dem Jungen geschehen, der sie stets zu ihren Eskapaden ermutigt hatte, der sie bejubelt hatte für alles, was sie tat? »Sonst hat es dir Spaß gemacht, dich mit mir zu messen«, sagte sie leise, wobei diese Feststellung eher wie eine Anklage klang, sogar für ihre Ohren.
    »Aye, das hat es«, erwiderte Nigel, »solange wir Kinder waren. Du bist kein Kind mehr, Raina, sondern eine erwachsene Frau. Und ich bin ein Mann. Es ist Zeit, dass unsere Spielchen aufhören.« Als Raina mürrisch die Stirn runzelte, kam er näher und hob ihr Kinn mit seiner Rechten. »Wenn es Kapitulation ist, wonach es dich verlangt, dann kapituliere ich. Du hast das Rennen gewonnen, und ich bin besiegt … wie immer, wenn es um dich geht, meine Liebste. Wirst du es übers Herz bringen, meinen verletzten Stolz wieder aufzurichten? Mir etwas gewähren, von dem ich zehren kann, wenn ich nachher auf dem Turnierplatz um deine Liebe kämpfe?«
    Er beugte sich vor, um sie zu küssen.
    »Nigel, nicht.« Raina zog sich zurück und schlang die Arme um sich, während sie zu dem Bach ging. Seine Versuche in letzter Zeit, sie anzufassen, ließen sie immer unduldsamer werden, aber gleichwohl tolerierte sie seine Avancen ebenso, wie sie sie zurückwies. Raina klammerte sich an den Gedanken, dass Nigel fast ihr ganzes Leben lang ihr engster Freund und Vertrauter gewesen war. Sie hatte schon vor ein paar Jahren bemerkt – und ihr Vater hatte manch eine ernste Mahnung ausgesprochen – , dass Nigel zu einem Mann geworden war – mit all den Begierden eines Mannes. Aber es war schmerzlich zu denken, dass das Erwachsensein das Ende ihrer Freundschaft bedeuten könnte. »Ich verstehe das nicht. Warum muss es immer damit enden?«
    Nigel war ihr gefolgt und hinter ihr stehen geblieben. »Du meinst, warum es immer damit enden muss, dass du mich abweist?« Als er heftig ausatmete, klang es wie ein freudloser, entmutigter Seufzer. »Wenn ich das nur wüsste, meine Geliebte.«
    Bei diesem zärtlichen Kosewort schloss Raina fest die Augen und schüttelte den Kopf. »Nigel, du musst aufhören, auf diese Weise an mich zu denken. Bitte, um meinetwillen und um deinetwillen, hör auf, in mir mehr zu sehen als die Tochter deines Lords … und deine Freundin.«
    Nigels heiseres Lachen sandte Raina einen Schauder den Rücken hinunter. »Ich fürchte, du verlangst zu viel«, sagte er. Dann hörte sie, wie er tief an ihrem Haar einatmete, fühlte seinen Atem auf ihrer Haut, als seine Arme sich um ihre Taille schlossen. »Wie könnte ich anders an dich denken, als an das Mädchen, das

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