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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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erhob. Ohne in seine Richtung zu sehen, wusste Raina, dass er darauf wartete, dass sie sich ihm zuwandte. Sie tat es und sah, dass er auf den Stuhl zu seiner Rechten deutete. Raina schaute in die erwartungsvollen Gesichter um sich herum. Niemand zweifelte daran, dass sie sich neben ihn setzen würde. Sie boten ihr keinen Platz an ihrem Tisch an, weil sie nicht zu ihnen gehörte. Ihr Platz war an der Seite des Lords, als seine Gefangene.
    Raina wappnete sich gegen das Gefühl des Ausgeschlossenseins, das sie ergriffen hatte, und ging auf die Estrade zu. Sie wollte verdammt sein, wenn sie es zuließ, dass diese Menschen sie für geschlagen hielten! Ihr war es gleichgültig, was sie über ihre Situation dachten – oder, mochte der Himmel ihr beistehen, was sie wussten. Sie würde sich dieser weiteren Demütigung mit Würde stellen. Und wenn Rutledge glaubte, sie einschüchtern zu können, dann würde er bitter enttäuscht werden. Sie kannte dieses Spiel, und sie hatte vor, ihm klar zu machen, dass sie nicht länger das Opfer sein würde.
    Mit einem herausfordernden Zurückwerfen des Kopfes erklomm sie die Stufen der Estrade und trat zu ihm, wobei sie ihn drohend ansah, damit ihm nicht einfiel, ihr Zusammensein am Morgen auch nur mit einem Wort zu erwähnen.
    »Bitte setzt Euch«, war alles, was er sagte.
    Raina runzelte die Stirn, setzte sich zögernd neben ihn und achtete darauf, ihn nicht anzusehen, als er neben ihr Platz nahm. Die Halle summte schon wieder von munteren Gesprächen und den Geräuschen der Essenden, und niemand achtete im Geringsten auf die beiden. Raina seufzte erleichtert, dass eine Auseinandersetzung vermieden worden war, und sah Rutledge vorsichtig von der Seite an. Er war damit beschäftigt, aus einem Krug Ale in einen Becher einzuschenken, den er dann Raina anbot.
    »Was soll das sein?«, fragte sie und war auf der Hut.
    Er spähte in den Becher. »Es ist Ale«, erklärte er. »Habt Ihr Durst?«
    Raina starrte ihn stumm an, und ihr Stirnrunzeln verstärkte sich. Er bot ihr den Becher noch einen Moment länger an, dann zuckte er mit den Schultern und leerte ihn selbst. Er griff nach einem Laib dunklen Brotes und brach ihn entzwei, riss von der einen Hälfte ein Stück ab, während er die andere vor Raina auf den Tisch legte. Widerstrebend nahm sie das Brot, nagte an der Kante, während er mit seinem Dolch im Wildragout herumstocherte. Da sie wusste, dass sie als Gefangene des Lords nur mit den Resten abgespeist werden würde, die er in seiner Großzügigkeit für sie übrig zu lassen bereit war, hielt sie sich an ihr Brot. Sie würde ohnehin lieber verhungern, als seine Reste anzunehmen.
    Raina beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, als er ein Stück Fleisch mit seiner Klinge aufspießte, es hochhielt und betrachtete. Dann wandte er sich Raina zu und bot es ihr an. Sie war überrascht und verwirrt, auch wenn es normalerweise nicht ungewöhnlich für einen Mann und eine Frau war, einen Teller miteinander zu teilen. Aber die Art, wie er es tat, und dazu der Ausdruck in seinen Augen … es war ungehörig. Er hatte vor, sie vor der ganzen Versammlung von seinem Dolch zu füttern.
    Wie ein Liebhaber.
    Er lächelte leicht. »Mir mangelt es nicht gänzlich an guter Erziehung.«
    Widerstrebend und zögernd beugte Raina sich vor, um das kleine Stück Fleisch in den Mund zu nehmen. Sie zog sich zurück, sobald ihre Lippen sich darum geschlossen hatten, und fühlte einen Tropfen des würzigen braunen Fleischsaftes aus ihrem Mundwinkel laufen. Rutledges Aufmerksamkeit richtete sich auf ihre Lippen und blieb dort, während Raina rasch und selbstbewusst den Saft mit den Fingern fortwischte. Sein Mund verzog sich langsam zu einem Lächeln, aber seine Augen waren dunkel, und sein Blick blieb unbeirrt, während er Raina lange ansah.
    Sie kaute das zarte Stück Wild so lange, dass es ihr wie eine Ewigkeit vorkam. Unter Rutledges nachdenklichem, prüfendem Blick kam es Raina vor, als würde der kleine Happen in ihrem Mund immer größer. Schließlich wandte er sich wieder seiner Mahlzeit zu, nahm sich selbst ein Stück, als Raina endlich ihren Bissen Fleisch herunterschluckte.
    Raina schüttelte den Kopf, als er ihr ein weiteres Stück von seinem Teller anbot. »Bitte«, flüsterte sie und deutete auf all die Menschen in der Halle. »Ihr macht mich verlegen.«
    Rutledge runzelte die Stirn. »Ich mache Euch verlegen? Warum?«
    Er führte den Dolch näher an ihre Lippen heran, und Raina schob seine Hand fort. »Alle

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