Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
unterdrückend, »bitte zeige dem Boten des Königs den Weg zum Stall. Ich sehe Euch dann im großen Saal.«
    Nachdem der Herzog gegangen war, sprach Errin den Ritter an. »War Eure Reise anstrengend?«
    »Den Stall, wenn es Euch beliebt.«
    »Gewiss. Folgt mir.« Errin führte den Ritter über den Hof zu den Stallungen, wo die anderen Pferde bereits weggebracht wurden. Als der Fremde den Hof vor den Ställen betrat, den Hengst am Zügel führend, begannen mehrere Pferde zu wiehern und zu steigen. Die Stallknechte hatten Mühe, sie unter Kontrolle zu bringen, doch das Pferd des Ritters blieb reglos, es bewegte nicht einmal den Kopf.
    »Er ist gut erzogen«, bemerkte Errin.
    Der Rote Ritter antwortete nicht, sondern ging an Errin vorbei, sein Pferd am Zügel führend. Errin streckte die Hand aus, um dem Tier den Rücken zu köpfen, doch seine Hand zuckte zurück, als sie die Flanke des Tiers berührte: Sie war so kalt wie Eis.
    Im Stall sattelte der Ritter den Hengst ab und führte ihn in eine Box. Das Pferd stand still, ohne die Futterkrippe zu beachten.
    »Wir haben Decken. Ich lasse welche holen«, bot Errin an.
    »Das ist nicht nötig.«
    »Verzeiht, dass ich widerspreche, Herr. Das Pferd ist kalt.«
    Der Rote Ritter fuhr herum. »Berührt ihn nicht noch einmal. Ich mag es nicht, wenn andere ihre Hände an etwas legen, was mein ist.«
    »Wie Ihr wollt«, sagte Errin. »Wie heißt Ihr?«
    »Ich bin der Bote des Königs. Ihr seid, wenn ich das richtig sehe, Errin, der Zeremonienmeister?«
    »Das bin ich.«
    »Zeigt mir meine Zimmer. Und schickt eine Frau zu mir … eine junge Frau.«
    »Bei allem Respekt, Herr Ritter, ich bin kein Kuppler. In Mactha gibt es viele Wirtshäuser und viele Frauen, die ihre Dienste feilbieten. Ich schlage vor, Ihr macht dem Herzog Eure Aufwartung und begebt Euch dann nach dem Willkommensmahl dorthin.«
    Der Ritter schwieg einen Augenblick. »Ihr habt ganz Recht, Errin«, sagte er schließlich. »Ich bin müde nach meiner Reise und lasse es an … gutem Benehmen fehlen.«
    »Macht Euch nichts draus, Herr. Ich zeige Euch jetzt Eure Zimmer«, erwiderte Errin kühl.
    In dem großen Zimmer loderte ein Feuer, und eine Sitzwanne war mit warmem, parfümiertem Wasser gefüllt worden. Errin überließ den Ritter sich selbst und gesellte sich im großen Saal zum Herzog.
    »Was für ein humorloser, ungehobelter Geselle!« wütete der Herzog. »Will der König mich beleidigen, was meinst du?«
    »Ich glaube nicht, Herr. Der König hat Euch immer hoch geschätzt – und zu Recht. Vielleicht ist der Ritter müde; er hat sich im Stall bei mir entschuldigt.«
    »Ja – und das ist auch so eine Sache. Sein Pferd muss allein untergebracht werden! Ist es vielleicht ein Pferdefürst?«
    »Es ist ein seltsames Tier, Herr. Als die anderen Pferde fortgebracht wurden, schienen sie Angst vor ihm zu haben. Ich glaube, das war es, woran er gedacht hat.«
    »Nun, seine Haltung kann ich jedoch nicht hinnehmen, Errin. Ich überlege ernstlich, ob ich seinetwegen an den König schreiben soll.«
    »Darf ich vorschlagen – mit dem größtem Respekt – dass Ihr Euer Urteil zurückhaltet, bis wir ihn wieder gesehen haben? Der König schätzt ihn und vertraut ihm offensichtlich.«
    »Kluge Worte, Errin. Aber es würde ihm gut anstehen, sich dann besser zu benehmen.«
    »Das wird er gewiss, Herr.«
    Während er sprach, erschien der Rote Ritter oben auf der Treppe. Er trug immer noch volle Rüstung, hatte aber seinen Helm abgenommen. Sein Gesicht war blass wie Elfenbein und außergewöhnlich schön, sein Haar weiß und sehr kurz geschnitten. Er schien Anfang zwanzig zu sein. Errin trat vor und grüßte ihn mit einem Lächeln. Von nahem betrachtet, wirkte er älter – vielleicht dreißig, oder noch älter. Der Ritter verbeugte sich. Seine Augen waren dunkel und blutunterlaufen, und er schien unaussprechlich erschöpft zu sein.
    »Fühlt Ihr Euch wohl, Herr?« fragte Errin.
    »Wohl genug, Graf Errin.«
    »Eure Rüstung wird Euch schwer werden. Heute Abend wird gut getafelt und getanzt.«
    »Ich tanze nicht. Ich bin hier, um im Namen des Königs das Herzogtum zu inspizieren. Tanzen überlasse ich anderen. Und kümmert Euch nicht um die Rüstung, sie verlässt mich nie. Das gehört zu einem Gelübde, das ich abgelegt habe.«
    »Ich verstehe«, sagte Errin. »Bitte sagt mir Euren Namen, Herr, dass ich Euch vorstellen kann.«
    Der Ritter zögerte einen Moment, dann antwortete er mit einem raschen, fast scheuen Lächeln: »Ich

Weitere Kostenlose Bücher