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Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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nicht wahr?«
    »Allerdings, Herr. Ich verwünsche mich selbst für meine Dummheit.«
    »Nun ist es zu spät. Okessa würde dich gerne hängen sehen, aber dieses eine Vergnügen werde ich ihm verwehren. Wo sollte ich sonst einen Zeremonienmeister finden? Und wer würde wohl die Schwäne in Wein zubereiten?«
    Errin lächelte. »Und die Wachteln, Herr.«
    »Richtig, die Wachteln. Viel einfacher, einen neuen Hohen Seher, zu finden! Übrigens, einer der Ritter des Königs wird heute irgendwann kommen, um die Arrangements für den Besuch abzuschließen. Mach es ihm bequem, ja?«
    »Selbstverständlich, Herr«, antwortete Errin, verbeugte sich und verließ das Zimmer. Okessa wartete auf dem Gang, seine Augen funkelten vor Bosheit, Schweiß glitzerte auf seinem kahlen Kopf.
    »Glaubt nicht«, zischte er, »dass Ihr mich zum Narren halten könnt. Ihr habt Euch verschworen, damit all diese Nomaden der Gerechtigkeit entkommen konnten – genauso, wie Ihr mir nichts von Ruad Ro-fhessa sagtet. Aber Ihr werdet fallen, Graf Errin, und ich werde auf Euer Grab spucken.«
    »Wie wenig charmant Ihr doch seid, Okessa. Und was diesen Ruad angeht, vergesst nicht, dass ich zu Euch kam wegen Ollathair. Woher sollte ich wissen, dass er noch am Leben ist und unter anderem Namen im Herzogtum weilt? Es heißt, Ihr seid ein Seher. Dann hättet Ihr ihn doch sicher finden müssen? Oder lassen Eure Kräfte nach?«
    Okessa lächelte. »Wir werden sehen, Graf Errin. Ich habe heute Morgen Euer Horoskop erstellt. In fünf Tagen werdet Ihr eine sehr kritische Zeit erleben – so kritisch, dass Ihr sie vielleicht nicht überlebt. Wie gefällt Euch das?«
    Errin schluckte hart und versuchte ein mühsames Lächeln, aber er konnte Okessa nicht täuschen, der kichernd davonging. Errin hob eine zitternde Hand an sein Gesicht. Er war wütend auf sich selbst, weil er Angst gezeigt hatte, aber er wusste, dass Okessa ihn nicht angelogen hätte. Was hätte er auch damit bezweckt? Nein, Errin war zum Tode verurteilt. Wie würde er kommen? Durch Gift? Erwürgen? Einen Sturz? Einen fehlgegangenen Pfeil?
    Sein erster Impuls war, nach Hause zu laufen und nach Furbolg zu fliehen. Aber was würde der Herzog von seiner Flucht halten? Nein, er saß in der Falle. Er wünschte, Ubadai wäre bei ihm. Der kleine Nomade hatte eine Nase für Unheil und würde sterben, um ihn zu schützen. Nicht, dass Errin wollte, dass jemand für ihn starb, aber es war angenehm zu wissen, dass Ubadai vor seiner Tür schlief. Falls eine Ameise draußen auf der Wiese einen Wind ließ, wäre der Nomade auf der Stelle wach. Ohne ihn fühlte Errin sich alleingelassen und verwundbar.
    In jener Nacht schlief er schlecht, bei verriegelter Tür, die Fensterläden vorgelegt und verschlossen. Am nächsten Morgen badete er und zog eine grüne Tunika an, die aus Seide aus dem Osten gefertigt und mit Goldstickerei verziert war, dazu weiche Stiefel und einen Umhang aus gelbgefärbter Wolle, der mit feinstem Leder gepaspelt war. Okessas Drohung wirkte an diesem strahlenden Morgen weniger schrecklich, und da der Ritter des Königs sich angesagt hatte, riskierte der Hohe Seher wahrscheinlich keinen Anschlag. Errin war entschlossen, einen guten Eindruck auf den Ritter zu machen; so wie die Dinge standen, brauchte er alle Freunde, die er nur haben konnte.
    Die Sonne ging bereits unter, als der Ritter kam, und Errin war erleichtert, als der Posten auf dem Wachturm das Signal gab, dass sich ein Reiter näherte. Errin und der Herzog eilten hinunter zum Tor, um ihn zu begrüßen. Der Ritter trug eine purpurrote Rüstung und ritt einen großen, schwarzen Hengst, der etwa mannshoch war. Das Visier des Ritters war heruntergeklappt, als er langsam vor der untergehenden Sonne zum Schloßtor kam und unter dem Fallgitter stehen blieb.
    »Willkommen, Herr Ritter«, sagte der Herzog.
    »Mein Pferd muss in einem Stall für sich allein stehen«, erklärte der Ritter, dessen Stimme durch den Helm etwas gedämpft klag. »Kein anderes Tier darf in seiner Nähe sein.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte der Herzog erstaunt und wandte sich an Errin, der einem Wachmann flüsternd Anweisungen erteilte. Der Mann rannte davon, um den Stallknecht vorzuwarnen.
    »Wir haben ein schönes Festmahl für Euch bereitet«, sagte der Herzog. »Es wird in einer Stunde fertig sein. Und wir haben Euch Zimmer im Nordturm zugewiesen.«
    Der Ritter glitt aus dem Sattel. »Wo ist der Stall?«
    »Errin«, bat der Herzog, mühsam seinen Ärger

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