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Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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verstehst es immer noch nicht«, antwortete Manannan müde. »Wenn ich es könnte, würde ich es tun. Kannst du das nicht sehen?«
    »Was ich sehe, ist ein Mann, der einst ein Ritter der Gabala war – ein Mann, der einen Eid geleistet hat, den Orden zu beschützen und zu verteidigen. Geh, Manannan. Ich entbinde dich von deinem Eid. Du kannst jetzt tun, was dir beliebt.«
    »Lebewohl, Waffenmeister«, sagte der Einstige Ritter.
    Draußen im Sonnenschein bestieg er Kuan und ritt aus dem Dorf. Der Tod war ihm jetzt gewiss, das wusste er, aber schließlich kam der Tod zu allen Menschen. Er würde sich einen Platz hoch in den Bergen suchen und seinem Schicksal ein Schnippchen schlagen. Wenn der Druck auf seine Kehle zu groß wurde, würde er einen Weg zu sterben finden, der ihm zusagte.
    Er ritt den ganzen Nachmittag hindurch, immer höher bis zur Baumgrenze, er kam an Hütten vorbei und umging die Dörfer. Als die Abenddämmerung einsetzte, hörte er ein hohes Heulen aus dem Wald. Kuan stellte die Ohren auf, und Manannan spürte, wie er zitterte.
    »Du hast von den Wölfen nichts zu fürchten, Großherz«, sagte er und klopfte dem Hengst den Hals. »Es ist noch nicht Winter.«
    Er ritt weiter, einem schmalen Pfad folgend, der Fährten von Rotwild aufwies. Hier standen die Bäume dichter, und er musste sich tief im Sattel ducken, um sich vor überhängenden Zweigen zu schützen. Als der Pfad auf einer Lichtung endete, sah er eine Hütte und ein bestelltes Feld. Vor der Hütte lag ein Mann, der aus einer schrecklichen Wunde in der Seite heftig blutete. Der Einstige Ritter zog sein Schwert und ritt vorsichtig auf ihn zu. Der Mann war tot, sein rechter Arm und die halbe Brust waren vom Körper gerissen. Kuan wieherte, als er das Blut roch. Neben einem einfachen Brunnen lag eine Frau mit zerschmettertem Kopf, sonst war keine Wunde zu sehen.
    Manannan stieg ab und untersuchte den Boden. In der unmittelbaren Umgebung fanden sich keine Spuren, aber er folgte einer Blutspur, die von dem Mann wegführte, bis er auf weicheren Untergrund stieß. Hier fand er große Abdrücke – wies die Tatzen eines Löwen, aber fast zwei Handbreit lang. Er kniete daneben nieder und starrte ins Unterholz. Das Ungeheuer hatte sich offensichtlich zum Fressen zurückgezogen. Aber warum? Die Leichen hätte es auch dort verschlingen können, wo sie lagen. Das Biest musste gestört worden sein.
    Durch seine Ankunft? Das würde bedeuten, dass es noch in der Nähe war. Er stand auf und zog sich etwas vom Unterholz zurück. Ein Tier dieser Größe sollte man nicht unbedingt verärgern.
    In diesem Moment kam ein Kind aus den Bäumen hervorgelaufen, sah Manannan und schrie. Das Mädchen war etwa neun Jahre alt, hatte langes, blondes Haar und trug eine Tunika aus handgesponnener Wolle.
    Ein Ungeheuer wie aus einem Alptraum stürzte hinter dem Kind her. Es war riesig, hatte zwei Köpfe und sah teils wie ein Löwe aus, war aber in den Schultern breiter. Seine Fänge waren lang und gekrümmt, aus jedem der Mäuler ragten zwei Schneidezähne, lang wie Säbel. In dem Moment begriff Manannan, dass nicht er das Ungeheuer gestört hatte, sondern dass es das Mädchen verfolgt hatte. Er lief auf das Kind zu, wusste aber, dass er es nicht erreichen konnte, ehe das Ungeheuer es erwischte. Er lief nach links und schrie so laut er konnte.
    Die Köpfe des Ungeheuers fuhren zu ihm herum.
    »Hier, Eure Hässlichkeit!« brüllte Manannan. »Kommt her zu mir!«
    Sein Gebrüll erfüllte die Lichtung – dann griff es an.
    Der Einstige Ritter suchte sich einen festen Stand und hielt sein Schwert mit beiden Händen hoch über die rechte Schulter, bereit, einen mächtigen Hieb zu landen. Als das Ungeheuer sich der schlanken Gestalt näherte, sah Manannan, wie es sich zum Sprung duckte, und als es sprang, fiel er auf ein Knie, sein Schwert fuhr in einem mörderischen Bogen herab. Die Klinge grub sich in die Seite des Ungeheuers, als es über ihm war, so dass sie ihm fast aus der Hand gerissen wurde. Verzweifelt festhaltend, wurde Manannan mehrere Meter mitgeschleift. Er rollte sich behände auf die Seite, aber das Ungeheuer, dem das Blut aus der Seite quoll, drehte sich um und war über ihm. Der Hengst Kuan galoppierte heran, und als es das angreifende Schlachtross hörte, zögerte das Ungetüm. Manannan kam auf die Füße und rammte die Klinge durch den Hals des Kopfes, der ihm am nächsten war. Die gewaltigen Kiefer schnappten zu, und der Kopf fiel zur Seite, nur noch an einer

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