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Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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zu meiner Hütte«, sagte Arian rasch, und jetzt war es an Grunzer, die Farbe zu wechseln.
    »Ist das dein Mann?« fragte er mit blitzenden Augen.
    »Nein«, antwortete sie, »nur ein Freund meiner Familie.«
    »Gut«, sagte Grunzer. »Ich freue mich schon darauf, mit deinem Freund der Familie auf die Jagd zu gehen.«
    Llaw straffte sich, aber Arian nahm ihn am Arm, und gemeinsam gingen sie in die Nacht hinaus.
    »Warum bist du hergekommen?« fragte Llaw. »Willst du von diesem Schweinesohn bestiegen werden?«
    »Wie kannst du es wagen? Ich gehe, wohin ich will. Ich bin nicht deine Tochter, du hast kein Recht, Fragen zu stellen.«
    »Wohl wahr«, gab er zu. In diesem Moment hallte ein durchdringender Schrei durch den Wald, und Llaw rannte auf die Palisade zu und kletterte die grobgehauene Leiter hinauf. »Kannst du etwas sehen?« fragte er den Wachtposten.
    »Nein«, antwortete der Mann, »aber Daric hat sich vor etwa zehn Minuten hinausgeschlichen. Er wollte zurück zu seiner Familie. Was ist das für ein Tier?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Llaw, »aber es ist kein verdammter Bär.« Ein schwarzer Schatten kam aus den Bäumen, blieb im Mondschein stehen und sah zur Palisade hinauf. Der Wächter starrte voller Entsetzen auf die schauerlichen Überreste, die er hinter sich herschleppte.
    »Daric hat es nicht geschafft«, stellte Llaw fest.
    »Ich will mit der Jagd auf dieses Ding nichts zu tun haben«, erklärte der Wächter.
    Llaw beobachtete das Ungeheuer, bis es zurück in den Wald trottete, dann schlug er dem Wachtposten auf die Schulter. »Denk an die Sage«, erinnerte er ihn.
    Die Antwort des Mannes war kurz, grob und treffsicher, und Llaw kicherte.
    Arian starrte immer noch auf den schwarzen Wald. »Kann man ein solches Wesen mit Pfeilen töten?« fragte sie.
    »Es lebt und atmet«, erwiderte Llaw. »Also kann es auch sterben. Jetzt zeig mir die Hütte.«
    Llaw Gyffes konnte nicht schlafen, als er auf der schmalen Pritsche in der kleinen Hütte lag. Er hörte neben sich Arians gleichmäßige Atemzüge und sehnte sich danach, sie zu berühren, sie an sich zu ziehen. Schuldgefühle stiegen in ihm auf. Lydia war die Liebe seines Lebens gewesen, und ihre wenigen gemeinsamen Jahre hatten ihn mit einem Glück erfüllt, das er ohne sie nie erfahren hätte. Als junger Lehrling hatte er vier Jahre um sie geworben, und er hatte hart gearbeitet, um das Geld für eine eigene Schmiede zusammenzusparen. Lydias Vater war immer der Ansicht gewesen, er wäre nicht der richtige Mann für sie, und er hatte davon geträumt, sie mit einem jungen Adligen zu verheiraten. Lydias Mutter war nach Norden gezogen, um bei ihrer Familie zu leben, aber wenigstens sie hatte Llaw immer mit Höflichkeit, wenn auch nicht mit Herzlichkeit, behandelt.
    Doch das alles hatte in Llaw den brennenden Wunsch erzeugt, Lydia glücklich zu machen. Aber schließlich hatte ihr Vater doch Recht behalten. Lydia war einen schrecklichen Tod gestorben, den sie nicht hätte erleiden müssen, wenn sie nicht den großen Schmied geheiratet hätte. Er würde nie den Anblick vergessen, wie sie auf dem Bett lag und ihre leblosen Augen an die Decke starrten.
    Und doch lag er jetzt hier neben einer anderen Frau, und seine Gedanken waren nicht frei von Begehren.
    Er rollte sich auf die Seite, das Gesicht von Arian abgewandt. Er konnte den Duft ihres Körpers riechen und sah, ohne zu sehen, ihr anmutiges Gesicht, die funkelnde Herausforderung in ihren Augen und ihr spöttisches Lächeln.
    »Bist du wach?« flüsterte sie, und er hörte, wie sie sich bewegte. Er antwortete nicht, es gab nichts zu sagen. Sein Körper sprach jedoch eine andere Sprache, sehnte sich nach ihr, und auch seine Gedanken waren in Aufruhr. Es ist nur natürlich, sagte er sich, dass sich ein Mann eine Partnerin wünscht … Auch eine Tragödie konnte daran nichts ändern. Und doch … und doch … wenn er Frieden und Liebe bei einer anderen Frau finden könnte, würde ihn das nicht Lydia vergessen lassen? Und dann erst wäre sie wirklich tot – verloren und vergessen, als ob es sie nie gegeben hätte. Den Gedanken konnte er nicht ertragen. Sie hatte ihr Schicksal nicht verdient und verdiente auch diesen Verrat jetzt nicht.
    Llaw lag reglos, bis der Morgen dämmerte, dann stand er auf und beobachtete den Sonnenaufgang. Arian schlief noch, die Arme an den Körper geschmiegt, die langen Beine angezogen wie ein Kind. Llaw blickte auf sie hinunter, seine Finger strichen ihr das Haar aus dem Gesicht, er

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