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Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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groß, die Ärmel jedoch zu kurz, also krempelte er sie auf und zog dann die Hosen an. Auch sie waren zu lang. Er zog sie wieder aus, nahm sein Messer und schnitt von jedem Hosenbein einen Streifen ab. Endlich angezogen, kehrte er in die Halle zurück, um seine Gäste zu begrüßen.
    Wie viele andere im Wald, hatte er von dem Sagendichter gehört, und seine ersten Einladungen waren höflich abgelehnt worden. Dann hatte Grunzer einen Boten mit einer Goldmünze geschickt – und dem Versprechen auf weitere.
    Der Mann sollte es besser auch wert sein, hatte er entschieden, sonst würde er ihm die Ohren abschneiden. Arian und Nuada warteten in der Kühle des südlichen Einganges, als Grunzer erschien. Nuada verbeugte sich nach höfischer Manier – was dem Räuber gefiel, während Arian nur lächelte. Grunzers Entzücken war vollkommen.
    »Herein, herein!« sagte er. »Willkommen. Ich habe gar wundersames über dein Talent gehört, Sagendichter. Ich vertraue darauf, dass du uns nicht enttäuschst, einfache Leute, die wir sind.«
    Nuada verbeugte sich erneut. »Herr Grunzer, ich kann nur hoffen, dass sich meine armseligen Talente des Vertrauens würdig erweisen, das du durch deine Einladung gezeigt hast.«
    »Ich bin kein Herr«, sagte Grunzer, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und befahl, seinen Gästen Wein zu bringen. »Nur ein armer Mann, der versucht, das Beste für die Leute zu tun, die ihn brauchen. Es sind schwere Zeiten. Aber ich bin kein Herr – und will auch keiner sein.«
    »Ein Herr«, sagte Nuada, »ist ein Mann, der Achtung verdient von denen, die ihm dienen, oder Furcht von jenen, die verpflichtet sind, ihm zu dienen. Er sollte auch ein Mann mit Mut und Führungseigenschaften sein. Im letzten Jahr, so wurde mir erzählt, gab es ein großes Feuer, und die Menschen wandten sich an dich, damit du sie rettest. Du hast Gruppen von Arbeitern zusammengestellt, Feuergräben ausheben lassen, den Wald vor dem Feuer roden lassen, und du selbst hast dabei Seite an Seite mit deinen Männern gearbeitet. Das ist heldenhaftes Führertum, mein Herr, die Gefahren mit diesen Menschen zu teilen und sie anzuleiten.«
    Grunzer fehlten die Worte. Das Feuer hätte seine Kornspeicher zerstört, und der Winter hätte Hunger und damit das Ende seiner Führerstellung mit sich gebracht. Konnte der Narr das nicht sehen? Aber seine Worte waren schmeichelhaft, und er sah allmählich den Wert seiner Investition in den Sagendichter. Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Mädchen zu, fragte nach dessen Namen und bemühte sich, gelassen und unterhaltsam zu wirken. Er unterhielt sich etwa eine Stunde mit ihnen, bevor er sie zu einer leerstehenden Hütte am Westrand des Dorfes begleiten ließ. Als seine Männer zurückkehrten und erklärten, dass die Frau und der Mann nicht zusammengehörten und um getrennte Unterkünfte baten, war er überglücklich. Er befahl, dass eine zweite Hütte geräumt würde und ließ die dort wohnende Familie in einer bereits überfüllten Hütte im Norden unterbringen. Natürlich gab es keinen Widerspruch.
    In der ersten Hütte wandte sich Arian an Nuada. »Du Schmeichler! Oh, Herr Grunzer, was bist du für ein Held!« spottete sie.
    Nuada grinste sie an. »Und ich nehme an, du hast natürlich kein bisschen Schmeichelei aufgeboten?«
    »Was meinst du damit?«
    »Er ist dir fast in die Hosen gekrochen, und du hast nur provozierend dazu gelächelt. Komm also nicht auf die Idee, mir Predigten zu halten! Ich wurde bei Hofe erzogen, wo das falsche Wort oder ein falscher Blick einen Mann ruinieren konnten – oder noch schlimmer. Das hier ist nichts anderes. Grunzer ist hier wie ein König, und es mit ihm zu verderben, könnte sehr unangenehme Folgen haben.«
    »Wir sind auf freies Geleit hier«, erinnerte sie ihn.
    »Ach, Arian, werde endlich erwachsen. Freies Geleit? Der Mann ist ein Wilder. Aber er ist ein reicher Wilder, und das ist der Grund, weshalb ich hier bin. Aber wenn du meinen Rat willst, verschwindest du, sobald es dunkel ist.«
    Arian hatte genau dasselbe für sich bereits beschlossen, aber die Worte des Dichters reizten sie.
    »Ich werde nichts dergleichen tun. Ich gehe morgen nach dem Frühstück. Ich möchte deine Vorstellung vor diesem Pöbel nicht um … um ein Goldstück verpassen.«
    Er zuckte die Achseln. »Wie du willst. Ich hätte es besser wissen müssen, als einer so welterfahrenen Frau einen Rat zu geben. Aber wenn er dich in sein Bett schleppt, wirst du wahrscheinlich feststellen, dass ein

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