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Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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an das flache Grab. Ein Arm ragte aus der Erde, und der halb aufgefressene Körper einer jungen Frau war zu sehen, ihre Eingeweide lagen im Dreck. Teile eines Kinderkörpers lagen in der Nähe. Nuada würgte, drehte sich um und erbrach sich heftig. Llaw kniete neben ihm nieder. »Jetzt siehst du es«, sagte er. »Das ist nicht irgendein Lied. Hier gibt es keine Elfenprinzen und keine flammenspeienden Drachen. Ich werde mir deine Geschichte mit Interesse anhören – falls wir diese Jagd überleben.«
    »Lass ihn in Ruhe«, sagte Arian. »Es ist wohl kaum seine Schuld, dass er noch nie den Tod gesehen hat.«
    Llaw stand auf und ging zu Grunzer hinüber, der seinen Männern Anweisungen gab. Um die Lichtung herum standen Bäume, und er befahl den Bogenschützen, hinaufzuklettern und sich auf eine lange Wartezeit einzurichten. Arian nahm Nuada beim Arm und führte ihn zu einer dicken Eiche und half ihm dann, deren untere Äste zu erklettern. Grunzer errichtete etwa zwanzig Schritt von den Toten ein Feuer, Llaw sammelte Holz und gesellte sich dann zu ihm.
    »Du weißt doch«, sagte Llaw, »dass wir nicht so offen hier sitzen müssen? Das Biest wird sowieso zurückkommen.«
    »Es wird die Menschen riechen. Es soll sehen, dass wir nur zu zweit sind.«
    »Hier kann uns niemand hören, Grunzer. Du willst doch nur das Mädchen beeindrucken. Ich bin kein Idiot, ich sehe doch, wie du sie anstarrst.«
    »Und du«, fuhr der Gesetzlose ihn an, »wie kommt es, dass du nicht mit ihr geschlafen hast?«
    Llaw setzte sich und holte eine Dose mit Zunder aus der Gürteltasche. Geschickt entzündete er das Feuer. »Vielleicht werde ich es noch tun – wenn die Zeit reif ist.«
    Grunzer kicherte. »Glaubst du, du überlebst die Nacht?«
    »Wenn nicht, bin ich es nicht allein. Vielleicht hast du einem – oder mehreren – deiner Bogenschützen befohlen, mich umzubringen, aber ich werde nicht eher sterben, bis meine Axt sich in das versenkt hat, was du dein Hirn nennst.«
    »Ich habe nichts dergleichen befohlen«, gab Grunzer zurück. »Ich brauche keine Hilfe, um einen Mann zu töten. Ich dachte an das Ungeheuer.« Er legte eine Sehne auf den Bogen und nahm drei Pfeile aus dem Köcher. Nachdem er geprüft hatte, ob sie auch gerade waren, steckte er sie neben sich in die Erde. »Hast du jemals von einem so großen Tier gehört?«
    Llaw zuckte die Achseln. »Nein. Ein Kaufmann hat mir einmal von großen Katzen erzählt, die weit im Osten leben sollen und einen Bullen töten und damit über einen Zaun springen können. Aber das hier ist keine Katze.«
    Die Sonne versank langsam hinter den Bergen, und die beiden Männer schwiegen. Llaw legte Holz nach. Keiner der beiden sah direkt in die Flammen, denn die Helligkeit würde dafür sorgen, dass sich ihre Pupillen zusammenzogen, so dass sie praktisch blind wären, wenn sie ins Dunkel schauen mussten. Nach einer Weile ergriff Grunzer das Wort.
    »Wenn du es für unnötig hältst, hier zu sitzen, warum tust du es dann?«
    »Vielleicht aus demselben Grund wie du?«
    »Um die schöne Arian zu beeindrucken? Das glaube ich nicht. Du machst mir Sorgen, Llaw. Könnte es sein, dass du sterben willst?«
    »Glaubst du vielleicht, wenn wir hübsch ruhig an einem sicheren Ort sitzen, würden wir ewig leben?« erwiderte Llaw, löste seine Axt vom Gürtel und legte sie sich in den Schoß.
    »Hast du wirklich deine Frau getötet?«
    Llaw fuhr zu Grunzer herum, seine Hand umklammerte den schweren Griff der Axt. Sekundenlang konnte er nichts sagen.
    »Meine Frau wurde … vom Neffen des Herzogs erwürgt. Er hat sie vergewaltigt und getötet. Ich habe ihn getötet. Und ich rate dir, wiederhole diese Anschuldigung nie mehr. Du wirst zwar nicht verstehen, was ich dir sage, aber ich sage es trotzdem: Ich habe Lydia geliebt. Mehr als mein Leben. Viel, viel mehr als mein Leben.«
    »Also willst du wirklich hier sterben? Das ist kein gutes Ende. Glaubst du, du wirst deine Lydia wieder sehen? Glaub mir, Llaw, du wirst niemanden wieder sehen. Guck dir das Loch da an. Das ist der Tod, und das ist alles. Dunkelheit und Verwesung.«
    »Wann bist du denn zum Philosophen geworden?« zischte Llaw.
    Eine Eule kreischte in der Nacht, und die beiden Männer erstarrten und lauschten dem Wind in den Bäumen. Grunzer blickte zum Himmel, Wolken zogen auf.
    »Es wird eine dunkle Nacht«, meinte er.
    »Die Nacht des Ungeheuers«, sagte Llaw. Seine Worte hingen schwer in der Luft.
    Grunzer räusperte sich und spuckte aus. »Hast du

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