Ritter des dunklen Rufes
hin schimpfend. Sheera nahm Errins Arm.
»Du überraschst mich immer wieder«, flüsterte sie. »Ich bin so froh, dass sie dich nicht geschlagen hat. Das wäre etwas peinlich gewesen.«
Er grinste. »Es macht mir Spaß, dich zu überraschen.«
»Ich bringe den Bastard um!« Errin fuhr herum, als einer seiner früheren Angreifer wutschnaubend auf die Füße kam und ein Messer aus dem Gürtel zog.
»Nein!« rief die Frau. »Wir bringen sie zu Llaw.« Der Mann zögerte, noch nicht überzeugt. Errin schluckte und ließ die Hand am Gürtel.
Der Mann trat vor. Er war groß und hatte einen schwarzen Bart und zornige Augen. »Das werde ich nicht vergessen«, zischte er. »Du und ich, wir werden das klären, hast du mich verstanden?«
»Ich glaube schon«, antwortete Errin. Der Mann nickte, schon sein Messer in den Gürtel und stapfte an ihnen vorbei.
Die Frau kam zu ihm. »Ich heiße Arian, ich bin eine Freundin von Llaw. Wenn ihr mir folgt, bringe ich euch zu ihm.«
Als sie vor ihm herging, wurde Errins Blick von ihren schwingenden Hüften angezogen. »Ich glaube, ich würde ihr überallhin folgen«, sagte er. Doch Sheera lächelte nicht. Errin sah seine Gefährtin prüfend an, sagte aber nichts.
Sie überquerten einen Hügel und blickten auf eine geschäftige Gemeinde hinab. Es wurden noch immer Häuser gebaut, an anderen Stellen schossen Bogenschützen auf improvisierte Ziele. Auf dem Hügel hatte man einige wilde Rinder und ein paar Dickhornschafe zusammengetrieben. Errin blieb stehen, als Licht auf etwas Hellem, metallisch Glänzendem auf dem gegenüberliegenden Hügel aufblitzte. Vier Gestalten in silberner Rüstung schienen miteinander zu kämpfen, aber nachdem er sie ein paar Augenblicke lang beobachtet hatte, erkannte er, dass sie nur übten.
»Wer sind sie?« fragte er Arian.
»Ich habe keine Ahnung. Lass uns Llaw suchen.«
Es schien Errin, dass die junge Frau mehr als überrascht war, zu dem Hügel gewiesen zu werden und den legendären Llaw Gyffes dort in silberner Rüstung vorzufinden.
»Was zum Teufel …?« begann sie, aber Llaw bedeutete ihr zu schweigen und ging auf Errin zu.
»Ich glaube, wir haben dich erwartet«, sagte er und reichte ihm die Hand.
Errin schüttelte sie. »Wirklich?«
»Unser Waffenmeister sagte, dass heute zwei ankommen würden. Ich schlage vor, du gehst hinauf zur Höhle und sprichst mit ihm.«
»Jetzt gleich?«
»Wenn du nichts Dringenderes vorhast?«
»Nein, überhaupt nicht. Wir können uns später unterhalten.« Errin, Ubadai und Sheera begannen den langen Aufstieg zur Höhle, während Arian bei Llaw blieb.
Als die drei den Höhleneingang erreichten, schlenderte ein Jugendlicher heraus, um sie zu begrüßen. Errin blieb wie angewurzelt stehen, sein Herz sank.
»Was ist los?« fragte Sheera.
»Das ist der Junge, den ich niedergeschossen habe.«
Lámfhada kam ihnen entgegen. »Willkommen, Graf Errin, willkommen im Wald am Meer.«
»Schön, dich wieder zu sehen. Kannst du uns den Weg zum Waffenmeister zeigen? Ich würde ja gern bleiben und über alte Zeiten plaudern, aber …«
»Ich bin der Waffenmeister. Und hab keine Angst vor alten Zeiten. Die Vergangenheit ist tot. Und niemand hier weiß, dass du Jagd auf mich gemacht hast.«
»Ich verstehe. Was soll ich … sollen wir tun?«
»Hört mir einen Moment zu«, sagte Lámfhada. Verblüfft schwieg Errin. Er hörte Musik in der Ferne und strengte sich an, sie zu hören, aber sie verklang wie das Echo eines Echos.
»Was ist das?« fragte er. Lámfhada schwieg. »Kannst du das hören?« fragte er Sheera. Sie schüttelte den Kopf.
»Ich kann«, sagte Ubadai. »Es ist etwas in der Höhle.«
Errin näherte sich dem Höhleneingang. Der Klang – wenn es denn einer war – war hier lauter. Er schien in den Tiefen seiner Seele zu wispern … rufend, ihn zu sich lockend. Er wandte sich an Ubadai, der neben ihm stand.
»Du kannst es hören?«
»Ja«, antwortete der Nomade. »Lass uns hier weggehen.«
»Es wirkt eigentlich nicht bedrohlich.«
»Glaub mir«, sagte Ubadai.
»Du solltest auf ihn hören, Errin«, riet Lámfhada. »Wenn du die Höhle betrittst, wird sich dein Leben für alle Zeiten ändern. Schlimmer noch, es kann dir Schmerzen und einen frühen Tod bringen.«
»Er hat Macht. Gehen wir«, sagte Ubadai und griff nach Errins Arm.
»Nein«, widersprach Errin flüsternd. »Ich muss hinein.«
»Warum bist du immer ein solcher Narr?« rief Ubadai, aber Errin schüttelte dessen Hand ab und ging in die
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