Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell

Vom Netzwerk:

übergestreift hatte, kürzer war als der andere, die Finger breiter. »Jetzt den anderen«, sagte Lámfhada, und Grunzer war nicht mehr überrascht, als der zweite Handschuh ebenso gut passte wie der erste.
    »Die Rüstungen warten«, erklärte Lámfhada. »Sie werden die neuen Ritter auswählen.«
    »Und was ist mit mir?« fragte Morrigan.
    »Du bist bereits erwählt, meine Dame, wie alle hier. Aber es werden noch andere kommen. Zwei werden morgen hier eintreffen – und einer wartet noch auf Rettung.«
    »Was ist mit dir geschehen, Junge?« fragte Llaw und legte eine Hand auf Lámfhadas Schulter.
    Lámfhada lächelte. »Ich bin zu hoch geflogen und habe zu viel gesehen.« Sanft schob er Llaws Hand von seiner Schulter. »Morgen wird Elodan damit beginnen, euch darin zu unterrichten, was es heißt, ein Ritter der Gabala zu sein. Aber ehe er das tut, muss eins völlig klar sein. Wenn die letzte Schlacht vorbei ist, werden einige von euch tot sein. Ich müsst das begreifen und akzeptieren, sonst hat es keinen Sinn, weiterzumachen.«
    Die Krieger starrten den Jungen scharf an, aber niemand sagte etwas, bis Manannan vortrat.
    »Du hast eine Aufgabe für mich, glaube ich?«
    »Ja«, antwortete Lámfhada. »Es tut mir leid.«
    »Es muss dir nicht leid tun, Waffenmeister. Es ist lange her, dass die Farben so stark in Bewegung waren. Ich wusste schon, ehe du sprachst, dass du auserwählt bist, ebenso wie ich wusste, dass Elodan uns anführen würde.« Er drehte sich um und sah die anderen an. »Die Gabala-Ritter sind wiedergeboren, und ich verpflichte mein Leben ihrer Sache. Jeder Mann, der dieser Sache Schande bereitet, wird sich vor mir zu verantworten haben. Wir müssen keinen Eid schwören, wir brauchen keine heiligen Reliquien. Aber ihr werdet euch selbst ein Versprechen geben. Von diesem Tage an wird nichts Böses euch berühren, und nichts, was ihr tut, werdet ihr aus Eigennutz tun. Von jetzt an bis zum Ende werden die Ritter die Gerechtigkeit repräsentieren. Ob wir gewinnen oder verlieren, es gibt keinen Kompromiss. Wenn einer unter uns ist, der das Gefühl hat, nicht nach diesen Idealen leben zu können … «, er sah Grunzer scharf an, »der gehe jetzt. Schaut euch nicht um. Denkt nicht einmal daran, weiterzumachen.«
    »Ich werde meinen Teil erfüllen«, versprach Grunzer. »Du musst mir nicht predigen. Und die Rüstung hat mich erwählt, stimmt’s, Junge?«
    »Du warst der erste, der erwählt wurde«, sagte Lámfhada. »Nicht wahr, Nuada?«
    »Ja«, gab der Dichter zu. »Und jetzt, da ich hier nicht länger gebraucht werde …«
    »Aber du wirst gebraucht«, widersprach Lámfhada.
    Nuada schluckte schwer. »Ich bin kein Ritter. Ich kann nicht mit dem Schwert umgehen. Ich …«
    »Du kannst hören, wie die Rüstung dich ruft. Nimm sie.«
    »Ich kann nicht! Ich will nicht. Ich … will nicht hier draußen sterben. Verstehst du?«
    »Wir alle verstehen dich«, sagte Llaw Gyffes. »Mach dir keine Sorgen, Sagendichter. Geh zurück ins Dorf.« Nuada nickte und ging ein paar Schritte … dann blieb er stehen und drehte sich um. Sein Gesicht war geisterhaft blass, und er starrte die Rüstungen an. Seine Augen schlossen sich, als hätte er Schmerzen, dann öffnete er sie und holte tief und schaudernd Luft. Die anderen sahen zu, wie er vortrat und eine der Rüstungen berührte. Sie schimmerte und veränderte sich. Langsam zog er das Schwert aus der Scheide und hielt es ausgestreckt vor sich. Zackige schwarze Linien schlängelten sich über die Klinge, der Stahl zersprang und fiel zu Boden.
    »Was zur Hölle bedeutete das?« flüsterte Grunzer.
    »Die Zeit wird es uns verraten«, antwortete Lámfhada mit einem breiten Grinsen.

    Als die Morgendämmerung über die Hügel kroch, ging Elodan mit Lámfhada in den hinteren Teil der Höhle. Dort saßen die drei goldenen Hunde von Ruad vor den Rüstungen.
    »Wie sind sie hergekommen?« fragte Elodan.
    »Ich habe sie gerufen«, erklärte der junge Zauberer, »sie könnten nützlich sein, obwohl ich hoffe, sie nicht einsetzen zu müssen. Du weißt, welche Rüstung deine sein muss?«
    »Ja«, antwortete der Ritter und ging auf Samildanachs weiß-silbernen Helm zu. Ein Adler schmückte das Visier, und Filigranarbeiten von ausgesuchter Schönheit überzogen den Helm. Auch die Brustplatte war mit schimmernden Silberstücken geschmückt, ebenso Beinschienen und -stücke.
    »Diese Rüstung ist wertvoller als alle meine Ländereien zusammen«, flüsterte Elodan und legte die Hand auf