Ritter des dunklen Rufes
die Rüstung. »Sie ist wunderschön.«
»Trage sie mit Stolz, Elodan.«
»Sie tragen? Ich bin nicht einmal würdig, sie zu berühren.« Er hob seinen Armstumpf. »Und wie sollte ich sie überhaupt anlegen?«
»Ich werde dir helfen.«
Elodan lachte. »Das ist ein trauriger Scherz, Lámfhada. Die Schatten der vergangenen Gabala-Ritter würden vor Scham verbrennen.«
»Das glaube ich nicht, Erster Ritter. Es hat immer schon mehr dazu gehört, als ein gutes Schwert zu führen, um ein Gabala-Ritter zu sein. Es war doch bestimmt auch eine Frage von Herz und Seele? Du hast mir von der Frau erzählt, die du liebtest, und ihrem Gatten, den du erschlugst. Nichts kann das auslöschen, Elodan. Aber das ist Vergangenheit, also lass sie ruhen. Lass sie begraben sein. Sei nach bestem Vermögen der Erste Ritter. Lehre die anderen und jene, die nach ihnen kommen werden.«
»Ich bin nicht würdig«, wiederholte der Ritter.
»Das ist niemand von uns. Und wir haben nur wenig Zeit, es zu werden. Komm, lass mich dir in deine Rüstung helfen.«
Innerhalb einer Stunde trugen Elodan, Llaw Gyffes, Grunzer, Morrigan und Nuada die volle Rüstung der Gabala. Lámfhada rief den Dichter zu sich und ließ Elodan die anderen unterweisen.
»Was kann ich schon nützen?« fragte Nuada. »Ich fühle mich lächerlich, es ist ein Schwindel.«
»Nein, das ist es nicht«, widersprach Lámfhada. »Das Schwert zerbrach, weil es nicht gebraucht wird. Du wirst kein Krieger-Ritter, Nuada. Es liegt – dank der Quelle – nicht in deiner Natur zu töten. Du wirst unser Herold sein. Du wirst durch den Wald ziehen, in jedes Dorf, und erzählen, dass die Ritter zurückgekehrt sind. Du wirst Männer für unsere Sache gewinnen. Aber mehr noch, du wirst der Harmonie der Farben helfen. Du musst deine Zuhörer erheben und inspirieren wie noch nie zuvor. Du musst Hoffnung in ihre Herzen pflanzen. Nimm Kartia mit und Brion. Geht zwei Tage lang nach Norden. Dort findet ihr ein geschütztes Tal und einen Mann, der Pferde züchtet. Kauft Pferde für euch selbst und bittet den Mann, im Laufe der nächsten Woche sieben graue Hengste herzubringen.«
»Sieben Hengste? Hat er so viele übrig?«
»Er hat – und er wird sich von ihnen trennen. Er ist Nomade und heißt Chrysdyn, er ist gerecht, und du wirst den Preis zahlen, den er verlangt.«
Nuadas violette Augen wichen Lámfhadas Blick aus. »Du hast die Zukunft gesehen, nicht wahr?«
»Ja«, gab der junge Waffenmeister zu. »Ich habe alle Zukünfte gesehen. Stell mir keine Fragen, Nuada.«
»Nein, das werde ich nicht.« Der Sagendichter zwang sich zu einem Lächeln. »Du hast einen weiten Weg zurückgelegt, seit ich dich mit dem Pfeil im Rücken im Wald gefunden habe. Ich glaube, du hast eine Wahrheit gefunden, die sich mir mein Leben lang entzogen hat. Ich wünschte, du würdest sie mit mir teilen.«
»Das kann ich nicht, Nuada – nicht, weil es ein Geheimnis ist, sondern weil es keines ist. Und du wirst es entdecken, du wirst wissen, so wie ich weiß. Sei vorsichtig, wo du hinreitest, mein Freund.«
Die beiden schüttelten sich die Hände, und Lámfhada begleitete den Sagendichter zum Höhleneingang.
»Wo ist Manannan?« fragte Nuada plötzlich. »Ich habe ihn heute Morgen noch nicht gesehen.«
»Er ist letzte Nacht abgereist. Und dabei fällt mir ein: Chrysdyn hat einen Hengst verloren und wird ihn fast den ganzen Tag suchen. Sag ihm, dass du für das verlorene Pferd bezahlst und dass es in guten Händen ist.«
»Manannan hat es?«
»Ja. Ich habe es ihm gebracht.«
»Ich nehme an, Manannan wird in Gefahr sein?«
»Wir sind alle in Gefahr, Nuada. Aber du hast recht. Manannan reitet in die Brutstätte der Dämonen. Denk an ihn, wenn du unterwegs bist.«
17
Nachdem sie fünf Tage durch den Wald gewandert waren, war Errin erschöpft, und seine Füße waren wund. Zweimal waren sie gezwungen, sich vor berittenen Spähern des Königs zu verstecken, und drei Tage zuvor waren sie in ein verwüstetes Dorf gekommen, in dem lauter verweste Leichen lagen. Errin konnte den Anblick der Zerstörung nicht vergessen, sie hatte ihn mit Entsetzen erfüllt und ihm Übelkeit verursacht.
Ubadai war durch das Dorf gegangen und hatte nach Spuren gesucht. »Sie sind von Norden und Süden gekommen. Bei Sonnenaufgang. Die Frühstücksfeuer waren frisch angezündet. Die Dörfler konnten nirgends hin. Vielleicht ein Dutzend entkamen nach Osten, aber sie sind auf Pferden hinter ihnen her – sie sind bestimmt eingeholt
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