Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
problemlos trägt«, erklärte sie und trieb ihr Pferd voran. Gemeinsam ritten sie den Hügel hinab und hielten vor der Brücke, wo Morrigan ihren Helm abnahm und ihn über den Sattelknauf hängte.
    »Seid Ihr bereit, Herr des Waldes?« fragte sie grinsend.
    Grunzer war blass, die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengekniffen. Er antwortete nicht, sondern gab seinem Hengst die Sporen. Als das Pferd auf die Brücke trat, klappte er sein Visier herunter und schloss die Augen. Morrigan folgte ihm, sie hielt sich dicht am rechten Rand der Brücke und starrte über die Eisenringe in die Tiefe. Die Schlucht war sehr tief, und sie konnte gerade noch das hellglänzende Band eines Flusses erkennen, der dort unten über die Felsen strömte.
    Sie richtete ihren Blick auf Grunzer, der stocksteif im Sattel saß und weder nach rechts noch links sah. Die Hufe der Pferde klangen wie Trommelwirbel auf den Holzplanken.
    »Genießt du die Aussicht, Grunzer?« rief sie, erhielt jedoch keine Antwort. Lächelnd trieb sie ihr Pferd zu einer schnelleren Gangart an. Die Brücke schwankte beängstigend, als Morrigan Grunzer überholte und zum Fallgitter galoppierte, wo sie ihr Pferd wendete und wartete, während ihr Begleiter langsam seinen Weg fortsetzte. Sobald er wieder festen Boden unter den Füßen hatte, glitt Grunzer aus dem Sattel und setzte sich neben das Gatter. Er nahm den Helm ab und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.
    »Du siehst nicht wohl aus, Herr«, meinte sie.
    Seine gemurmelte Antwort war kurz und derb. Morrigan brach in Gelächter aus.
    »Mein lieber Grunzer, wie kannst du in Gegenwart einer Dame nur eine solche Sprache führen? Ein Ritter der Gabala sollte immer höflich sein. Wollen wir hineingehen?«
    Grunzer stand auf und führte sein Pferd durch den Torbogen. Als sie unter dem Fallgitter hindurchkamen, blieb er stehen und sah nach oben. »Völlig verrostet«, stellte er fest. »Welcher Narr lässt seine Verteidigungsanlagen nur so verkommen?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie sanft. »Vielleicht ist der Mann ein Bauer. Er versteht wahrscheinlich nichts von ritterlichen Dingen. Du könntest es ihm beibringen, Grunzer!«
    Seine Augen waren kalt, als er auf sie zuging. »Du scheinst es darauf anzulegen, mich zu ärgern, Weibsstück. Das ist nicht sehr klug.«
    »Habe ich dich beleidigt? Oh, das tut mir leid, lieber Grunzer. Vielleicht sollten wir uns einen Kuss geben und uns wieder vertragen?«
    »Lieber küsse ich meinem Pferd den Arsch«, schnauzte Grunzer zurück.
    »Deine Erfahrung in solchen Dingen ist offenbar größer als meine – aber mir täte das Pferd leid.« Sie zog an den Zügeln und galoppierte in die Festung. Nichts rührte sich, sie wirkte völlig verlassen.
    Sie lenkte ihr Pferd zum Haupttor und hielt vor den Stufen zu den Doppeltüren. Grunzer hielt sich neben ihr.
    »Hier ist niemand«, sagte er. »Was zur Hölle ist passiert?«
    »Sie sind drinnen«, erklärte sie.
    »Woher weißt du das?«
    Morrigan schüttelte den Kopf und stieg ab, wobei sie sich überlegte, wie er wohl reagieren würde, wenn sie ihm sagte, dass sie ihr warmes, lockendes Blut spüren konnte. Sie stieg die Stufen empor und hämmerte mit ihrem Panzerhandschuh gegen die Tür.
    »Bucklar!« rief sie. »Du hast Besuch.«
    Der linke Türflügel öffnete sich knarrend.
    »Geh nicht rein!« rief Grunzer und zog sein Langschwert. »Das gefällt mir überhaupt nicht!«
    »Dann bleib draußen«, erwiderte sie. Sie trat in das kühle Innere und lächelte die Frau an, die einen gespannten Bogen in Händen hielt. Der Pfeil war auf Morrigans Kopf gerichtet. »Hab keine Angst vor mir«, bat sie. »Ich bin hier mit einer Botschaft von Llaw Gyffes.« Hinter der Frau standen mehrere Kinder, von denen eines einen gekrümmten Dolch in der Hand hatte. Links und rechts bewegte sich etwas in den Schatten, und Morrigan fuhr herum. In der Halle waren etwa zwanzig Frauen. Sie sahen verängstigt aus und wirkten angespannt und abwartend. Dann trat Grunzer ein, grinste und steckte sein Schwert in die Scheide.
    »Wunderbar!« sagte er. »Wir sind tagelang geritten, um eine Festung voller Frauen und Kinder vorzufinden. Was glaubst du wohl, wie viele davon sich Llaw Gyffes’ Armee anschließen wollen?«
    »Wer bist du?« fragte die Frau mit dem Bogen und senkte die Waffe. Morrigan sah, dass der Pfeil noch immer auf der Sehne lag und augenblicklich abgeschossen werden konnte.
    »Ich bin Morrigan. Der Affe in der Rüstung ist Grunzer. Wir suchen

Weitere Kostenlose Bücher