Ritter des dunklen Rufes
Ritter begann zu lachen. »Was für ein trauriger Tag für die Gabala! Du bist wahrlich der schlechteste Ritter aller Zeiten. Ich hoffe, die anderen sind besser als du. Und jetzt, Bauer, ist es Zeit, dich zur Hölle zu schicken.«
Grunzer sagte nichts, doch als der Rote Ritter angriff, zog er die Füße aus den Steigbügeln und warf sich auf ihn. Das war der eine Zug, den Bersis nicht hatte voraussehen können. Mit blitzschnellen Reflexen schwang der Rote Ritter sein Schwert, das tief in Grunzers Schulter eindrang, ihm das Schulterblatt zerschmetterte und bis in die Lunge hinab fuhr. Grunzer ignorierte die Schmerzen, umklammerte mit seinen kräftigen Armen den Ritter und zog ihn aus dem Sattel. Sie landeten auf den großen Ringen, die die Brücke hielten und schwankten für einen Moment. Grunzers Gesicht war dicht gegen den Helm des Roten Ritters gepresst, und der ehemalige Gesetzlose sah die Angst in den Augen seines Feindes.
»Jetzt redest du wohl nicht mehr, Schweineschnauze, was?« sagte er. Blut tropfte auf seinen Bart. »Mich zur Hölle schicken, was? Dann kannst du mich gerne auf dieser Reise begleiten!«
»Nein!« schrie Bersis. Doch mit letzter Kraft zerrte Grunzer seinen Gegner über den Rand der Brücke, und die beiden Gestalten stürzten in die Tiefe.
Morrigan lief zur Brüstung und starrte hinab. Die rote und die silberne Gestalt waren noch immer in tödlicher Umarmung aneinandergeklammert, aber jetzt wirkten sie wie Kinderspielzeug, das im Sonnenlicht funkelte. Sie wurden immer kleiner, bis sie schließlich tief unten auf die zerklüfteten Felsen aufschlugen.
Als sie aufprallten, wandte Morrigan die Augen ab. Der untote Hengst stürzte, sein Fleisch löste sich auf, und ein entsetzlicher Gestank wehte zu Morrigan hinüber.
Am anderen Ende der Brücke sammelten sich die Soldaten für einen weiteren Vorstoß. Doch plötzlich erklang ein Horn, und der Hügel wimmelte auf einmal von Waldbewohnern, die die überraschte Truppe angriffen. Morrigan sah dem Gemetzel nicht mehr zu, sie ging zum Rand des Abgrunds und blickte auf die winzigen Gestalten hinunter. »Du warst wirklich ein Mann, Grunzer«, sagte sie.
Sheera sah, wie Roem seine fünfzig Reiter aus dem Dorf führte. Zehn Tage lang hatte sie ihn bei den Übungen beobachtet oder sich Gruppen angeschlossen, die Bogenschießen oder Schwertkampf übten. Von Errin hatte sie nur wenig gesehen, und ihre Geduld war fast erschöpft. Sie hatte die Sicherheit Cithaerons aufgegeben, um den Tod ihrer Schwester zu rächen, aber jetzt fühlte sie sich nutzlos und – schlimmer noch – unbeachtet. Sie hatte gesehen, wie Llaw mit Arian in den Hügeln spazierenging, aber nur zweimal hatte Errin sie aufgesucht. Einmal, um zu sehen, ob sie es sich in der primitiven Hütte bequem gemacht hatte, und das zweite Mal, als sie nach einer etwas zu begeisterten Übung mit dem Schwert einen kleinen Schnitt im Oberarm davongetragen hatte.
»Warum musst du dich in Gefahr bringen?« hatte er sie gefragt, während er die leichte Schnittwunde untersuchte.
»Was ist das für eine Frage?« erwiderte sie. »Gehöre ich nicht auch zu Llaws Armee?«
»Du bist eine Frau«, erklärte er, als ob das ihre Frage beantwortete.
»Ist Morrigan keine Frau? Oder Arian?«
»Das ist etwas anderes. Morrigan ist … seltsam. Arian ist im Wald aufgewachsen. Außerdem kann ich nicht über die anderen bestimmen.«
»Über mich hast du auch nicht zu bestimmen«, tobte sie. »Das einzige, was uns verbindet, ist, dass du meine Schwester getötet hast.«
Jetzt mied er sie völlig, was sie ausgesprochen ärgerte. Einige der Waldbewohner hatten Annäherungsversuche unternommen, aber sie hatte sie mit scharfen Worten zurückgewiesen. Sie hatte den Herzog von Mactha gefragt, ob sie mit ihm kommen und die Proviantzüge überfallen könnte, aber er hatte höflich abgelehnt. Er war von seinem grauen Hengst gestiegen und hatte ihr die Hand auf die Schulter gelegt.
»Ich sage es dir im Vertrauen«, hatte er geflüstert. »Wir werden nicht zurückkommen. Es besteht keine Hoffnung, dass wir lange durchhalten können. Die meisten der Männer, die mit mir reiten, verstehen das. Ich will dich nicht … in Gefahr sehen, Sheera. Es war schlimm genug, an der … Verurteilung deiner Schwester beteiligt gewesen zu sein. Verstehst du das?«
»Du ziehst aus, um zu sterben?«
»Ich glaube schon – obwohl ich alles daransetzen werde, diesen Tag hinauszuschieben.«
Jetzt war er weg – wie Llaw, Elodan und
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