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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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steigen, was er tat. Er bebte vor Angst am ganzen Körper und stolperte. Die Dorfbewohner kamen in Scharen, um ihn zu sehen, und bildeten ein Spalier. Er schaute in ihre Gesichter und zog Kraft aus ihrem Mitgefühl. Noch eine Vorstellung, Nuada, sagte er sich. Dafür bist du doch sicher stark genug?
    Man führte ihn hinter die große Halle, in der er noch in der Nacht zuvor die Dorfbewohner mit Geschichten von Heldentaten und Mut in Bann gehalten hatte. Was würde er darum geben, Llaw Gyffes und die anderen Ritter den Hügel herabgaloppieren zu sehen, um ihn zu retten. Das würde eine Geschichte abgeben!
    Sie brachten ihn zu einem abgestorbenen Baum auf einer Lichtung, wo der Rote Ritter, Edrin, wartete.
    »So«, sagte er, »der Geschichtenerzähler kommt zurück. Wo ist dein Schwert, Herr Ritter, und dein Helm?«
    »Ich habe kein Schwert.«
    »Ich werde dir eins leihen. Dann kannst du wenigstens um dein Leben kämpfen.«
    Nuada schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn ich dich töten sollte, würden diese Leute nur darunter zu leiden haben. Du hast einen Handel vereinbart: mich für sie. Steh zu deinem Wort.« Er sah die Wut in den Augen des Ritters und wusste, dass er gewonnen hatte. Denn wenn der Ritter ihn im Zweikampf getötet hätte, hätte sich wie ein Lauffeuer in den Dörfern herumgesprochen, dass die neuen Ritter der Gabala schwächer waren als die Roten Ritter des Königs. Er lächelte. »Was jetzt, Herr Ritter?«
    »Wenn du zu feige bist, um zu kämpfen, dann wirst du sterben wie ein Verbrecher.«
    Soldaten umringten Nuada, seine Rüstung wurde ihm ausgezogen. Dann wurde er zu dem Baum gezerrt, die Arme gegen die raue Borke gespreizt. Zwei Soldaten mit Hämmern und langen Nägeln traten nach vorn. Nuada biss die Zähne zusammen, als die scharfen Spitzen gegen seine Handgelenke gelegt wurden. Die Hämmer schlugen zu. Blut schoss aus seinen Armen, als die Nägel durch Fleisch, Sehnen und Knochen in den Baumstamm drangen. Nuada sackte zusammen … die Nägel zerrten an ihm. Er stöhnte und versuchte, den Kopf zu heben.
    Der Rote Ritter nahm einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen und brachte beides zu Ramath.
    »Du schießt als erster«, befahl er. »Beweise, dass du ein loyaler Untertan des Königs bist.«
    Der Anführer blinzelte. »Ich … kann nicht.«
    »Tu es!« schrie Nuada. »Sonst ist alles umsonst. Sie werden mich ohnehin töten. Nicht du wirst es sein, der mich tötet, sondern sie. Tu es. Ich vergebe dir.«
    Ramath nahm den Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne. Rasch spannte er und schoss. Der Pfeil drang in Nuadas Brust. Einer nach dem anderen wurden die Männer des Dorfes aufgerufen, und jeder schickte einen Pfeil in den leblosen Körper, der an den Baum genagelt war.
    Schließlich waren alle Pfeile verbraucht, und der Rote Ritter ging zu seinem Hengst. Die Soldaten zogen sich zurück und verließen den Schauplatz. Ramath lief nach vorn und begann, die Pfeile aus Nuadas Körper zu ziehen. Er weinte. »Es tut mir leid, es tut mir leid«, flüsterte er immer wieder.
    In diesem Moment kam Lámfhadas Geistgestalt. Er hatte die Höhle verlassen, um den Norden auszukundschaften, und war durch das überwältigende Ausströmen von Gefühlen zu dem Dorf gezogen worden. Er schwebte in der Luft über Nuadas Körper und sah die schrecklichen Wunden, die er trug.
    Er erinnerte sich an den Hirsch und steckte seine goldenen Hände in den Leichnam und ließ seine Magie in den Körper fließen. Die Wunden schlossen sich, doch das Leben kehrte nicht zurück.
    Ramath und die anderen Männer, die Lámfhada nicht sehen konnten, sahen, wie die Wunden sich schlossen und wichen ehrfürchtig vor dem Baum zurück.
    Obwohl er wusste, dass es sinnlos war, gab Lámfhada nicht auf. Mehr und mehr Kraft floss in den Körper – und durch ihn hindurch in den toten Apfelbaum dahinter. Die Äste zitterten, und in einem Augenblick wuchsen Knospen an jedem Ast und Zweig, öffneten sich zu rosa und weißen Blüten, die wie Schnee zu fallen begannen.
    Schließlich ergab sich Lámfhada in das Unabänderliche. Nuada Silberhand war tot. Der Waffenmeister stieg empor und floh verzweifelt in die Höhle.
    Dann trat Ramath vor und bückte sich, um eine Apfelblüte aufzuheben. Er wandte sich an seine Leute.
    »Er sagte, es wäre ein heiliger Krieg. Und ihr alle habt die Zeichen des Himmels gesehen. Wir werden einen Boten in jedes Dorf schicken. Nuada soll seine Armee haben. Bei allen Göttern, das schwöre ich!«

20
     
    Die Späher des

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