Ritter des dunklen Rufes
ausgebrannt und dabei nur etwa sechs Männer verloren. Er kennt das Land. Was mir weit mehr Sorgen bereitet, sind die Nachrichten über Aufstände in Furbolg.«
»Aufstände? Kleinere Unruhen. Meine Truppen haben sich darum gekümmert«, sagte der König.
»Trotzdem, Majestät, der größte Teil der Armee ist hier bei uns. Sollte es eine Revolte geben … «
»Eine Revolte? Wieso sollte das passieren? Ich bin sehr beliebt. Nicht wahr, Okessa?«
Der neu ernannte Herzog von Mactha senkte den kahlen Kopf. »In der Tat, Majestät. Aber der Erste Ritter tut recht daran, besorgt zu sein – es gibt immer Elemente, die von Neid oder Gier getrieben werden.«
»Was schlägst du vor, Samildanach?«
»Ich glaube, Ihr solltet nach Furbolg zurückkehren, Majestät – mit tausend Lanzenträgern. Damit solltet Ihr aller Probleme Herr werden.«
»Aber ich will diesen Llaw Gyffes und die Rebellen bestraft sehen.«
»Das werdet Ihr, Majestät. Trotz ihrer einfallsreichen Verteidigung ist es jetzt klar, dass sie nicht genügend Leute haben, um einer plötzlichen und entschlossenen Invasion Einhalt zu gebieten. In zwei Tagen werden die Lanzenträger des linken und rechten Flügels, mit anderthalb Kilometern Abstand, vorrücken und sich in der Mitte treffen. Gleichzeitig werde ich den Hauptteil der Armee hier in den Wald führen. Der Feind wird gezwungen, sich zurückzuziehen.«
»Dann werde ich bleiben, um das mitanzusehen«, erklärte der König.
»Majestät«, fuhr Samildanach fort, »das ist nur der erste Schritt. Sie werden nicht abwarten, um sich auf einen Streich vernichten zu lassen. Die Rebellion wird niedergeschlagen werden, aber es wird Wochen dauern, sie alle zu jagen – und ich fürchte, diese andauernden Verfolgungen im Wald würden euch zu Tode langweilen.«
»Also schön, Samildanach, ich werde deinen Rat befolgen. Aber Llaw Gyffes soll nicht getötet werden, er muss zusammen mit den verräterischen Rittern nach Furbolg gebracht werden, zur Verhandlung und Hinrichtung.«
»So soll es geschehen, Majestät.«
»Und was hast du mit dem Verräter Roem vor?«
»Wir schicken einen Konvoi von Mactha aus – aber diesmal wird nicht nur eine Eskorte dabei sein, sondern zusätzlich auch Lanzenträger, jeweils im Abstand von anderthalb Kilometern im Süden, Westen, Osten und Norden. Er wird uns nicht entkommen. Ich werde selbst mit dem Konvoi reiten.«
»Schick mir seinen Kopf. Ich werde ihn über dem Haupttor der Stadt auf eine Lanze stecken lassen.«
»Das werde ich, Majestät.«
Soldaten umringten den ehemaligen Herzog, der sein Schwert mit beiden Händen schwang und sie in Schach hielt. Ein Krieger rannte nach vorn, doch der Herzog wehrte seinen Hieb ab und ließ seine Klinge über den Hals des Mannes sausen. Knapp einen Kilometer weiter westlich stieg der Rauch des brennenden Konvois wie eine Riesenschlange zum Himmel empor. Roem grinste. Um ihn herum lagen die Überreste seiner Truppe. Seine Männer hatten tapfer gekämpft, waren dem Gegner aber zahlenmäßig weit unterlegen und daher überwältigt worden. Nur Roem hatte in seiner silbernen Rüstung den zahlreichen Hieben standhalten können.
»Kommt schon, ihr Helden«, lud Roem sie ein. »Wer ist der nächste auf dem Pfad zum Ruhm?«
»Ich fürchte, du wirst es sein«, sagte Samildanach und trat in den Kreis. »Ergibst du dich?«
»Du etwa?« fragte Roem zurück.
»Ich glaube nicht. Der König hat mich gebeten, ihm deinen Kopf zu schicken, und ich habe es ihm versprochen. Ich halte meine Versprechen gern.«
»Wirklich? Hast du nicht einst versprochen, den Armen und Bedürftigen zu helfen?«
»Genug der Worte, Roem. Verteidige dich!«
Der einstige Herzog von Mactha war ein guter Schwertkämpfer, doch er war noch nie gegen einen Krieger wie Samildanach angetreten. Mit wachsender Verzweiflung wehrte er die wütenden Angriffe des Roten Ritters ab, aber während seine Kräfte nachließen, spürte er, wie sein Gegner zunehmend stärker wurde. Die dunkle Klinge wirbelte immer schneller. Roem versuchte anzugreifen, aber seine Hiebe wirkten unbeholfen und stillos gegen den Meister, dem er gegenüberstand.
Seine Schulterstücke wurden von einem wuchtigen Streich weggehackt und entblößten das Schulterblatt, dann wurde sein Helm getroffen, das Schwert glitt daran ab und ritzte ihm die Haut an der Schulter auf. Ein zweiter Schlag löste den Helm, und Roem wich zurück. Samildanach folgte ihm nicht.
»Zieh ihn ab, wenn er dich stört«, bot Samildanach
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