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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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stark. Das gefällt mir an einem Kind. Wie alt ist sie? Ich kann das Alter von Kindern nie schätzen.«
    »Ich würde sagen, etwa zwei Jahre alt. Vielleicht auch etwas älter, aber sie ist sehr klein und dünn.«
    »Du kümmerst dich um sie«, sagte Grunzer sich erhebend.
    »Ja, Herr.«
    »Ich bin kein Herr! Pass auf sie auf.«
    Er sah Llaw Gyffes, wie er einem jungen Paar in die Höhle half, die inzwischen mehr Leute aufgenommen hatte, als eigentlich hineinpassten.
    »Das da draußen ist ein Alptraum«, sagte Llaw. »Überall liegen Leichen, es müssen an die hundert sein.«
    »Wie viele Überlebende?« fragte Grunzer.
    »Ich habe etwa dreißig gesehen. Hier ist kein Platz mehr für sie, und wenn wir keine Unterkunft für sie finden, werden noch viele sterben.«
    »Knapp fünf Kilometer von hier gibt es größere Höhlen«, sagte Grunzer, »aber in einigen leben Bären.«
    »Einen Bären kann man wenigstens töten«, murmelte Llaw, »aber wogegen wir nicht ankommen, ist diese Kälte.« Weitere Überlebende begannen, sich am Höhleneingang zu drängeln und riefen, man solle ihnen Platz machen. Diejenigen in der Mitte wurden zu dicht an die Feuer gedrängt, Streit brach aus.
    Grunzer stellte sich auf einen Felsen, so dass er über die Köpfe der zusammengepferchten Menge sehen konnte.
    »Ruhe!« brüllte er. Jede Bewegung erstarb. »Wir müssen in den Schneesturm hinausmarschieren. Ich möchte, dass die kräftigsten von euch innerhalb einer Stunde abmarschbereit sind. Der Rest kann hier bleiben, ich lasse Männer und Lebensmittel hier, und wir kommen wieder, wenn der Sturm sich gelegt hat.«
    Einige der Flüchtlinge begannen zu schreien und weigerten sich, die sichere Zuflucht der Höhle zu verlassen. »Ihr tut genau das, was ich gesagt habe!« tobte Grunzer. »Sonst lasse ich euch alle hier verhungern! Also, etwa eine Stunde Fußmarsch von hier gibt es noch andere, größere Höhlen. Dort können wir Feuer machen, um euch am Leben zu halten. Jeder, der glaubt, den Marsch überstehen zu können, stellt sich auf der linken Seite auf. Diejenigen, die bleiben wollen, gehen nach rechts.«
    Langsam nahmen die Flüchtlinge Aufstellung. Grunzer sprang von dem Stein herunter, als ein älterer Mann sich ihm näherte.
    »Ich danke dir, Herr, für deine Hilfe. Sag mir, bist du der Held Llaw Gyffes?«
    »Nein, ich bin der Teufel Grunzer.« Die Augen des Mannes weiteten sich, und er wich zurück.
    »Die auf der linken Seite, raus aus der Höhle. Sofort!« schrie Llaw Gyffes. »Los, macht Platz!«
    Grunzer fand die Frau, die das Kind wiegte, das er gerettet hatte, und er beugte sich hinab und nahm das schlafende Mädchen auf den Arm. »Du nimmst sie mit hinaus in die Kälte?« fragte die Frau. »Ist das klug?«
    »Bei mir ist sie sicher«, versprach Grunzer, öffnete seine Schaffelljacke und schloss sie wieder um das Kind herum.
    Draußen hatte der Schneesturm nachgelassen, der Schnee fiel nicht mehr so dicht, als Grunzer die Führung übernahm und die Kolonne sich in Marsch setzte. Akis, Nuada und vier weitere blieben in der Höhle, verteilten Lebensmittel und überwachten die Feuer. Jetzt gab es mehr Platz, und die Gruppe bestand vorwiegend aus älteren oder ganz jungen Menschen. Nuada war müde, erschöpfter als jemals zuvor in seinem jungen Leben. Aber er fühlte sich seltsam erhaben und erfüllt von einem Gefühl stiller Freude. Er lehnte sich an die Höhlenwand und betrachtete die Menschen, die an den Feuern schliefen. Seine Leute. Durch das Blut und durch die Tat. Das Mädchen mit den rabenschwarzen Haaren saß neben ihm, die Leiche der Mutter lag hinten in der Höhle, ein Leintuch bedeckte ihr Gesicht.
    »Ich heiße Kartia«, sagte das Mädchen. Sie fror noch immer, und er nahm die Decke von seiner Schulter und hüllte sie mit hinein. Er sagte nichts und lehnte den Kopf gegen die Felswand. Für ihn war sie weich wie ein Daunenkissen.
    Dann schlief er ohne zu träumen.
     
    Der Marsch zu den großen Höhlen dauerte mehr als vier Stunden, aber es hörte auf zu schneien, und die Temperatur stieg leicht. Trotzdem brauchten viele der schwächeren Flüchtlinge Hilfe, und Llaw Gyffes und zwei andere bildeten die Nachhut und passten auf die auf, die unterwegs stürzten. Llaw gab einigen von ihnen einen Schluck seines Brantwein, das sie wieder auf die Beine brachte. Nur ein Mann starb unterwegs, sein Herz gab auf, als er den letzten Hügel erklettern wollte.
    Sobald sie in den Höhlen waren, wurden riesige Feuer entzündet, und die

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