Ritter des dunklen Rufes
dem Gelb fliegen. Und ich spürte, dass Ruad im Wald war, obwohl ich nur spürte, dass er östlich von mir sein musste. Dann hörten wir von einem Heiler und einem Zauberer, und die Leute sprachen von drei goldenen Hunden. Ich war dabei, als Ruad an dem letzten arbeitete, daher wusste ich, er musste es sein. Glaubst du, er wird ärgerlich, weil ich ihn aufgesucht habe?«
»Nein, das glaube ich nicht«, beruhigte ihn Gwydion, »aber er hat einen schrecklichen Verlust erlitten, und vielleicht kommt er dir … verändert vor. Hab Geduld, Lámfhada. Und du, Elodan, darfst nicht zuviel erwarten. Ruad ist ein Zauberer mit großer Macht, aber einige Dinge gehen über die Kräfte gewöhnlicher Menschen hinaus.«
»Meine Hoffnung war nie sehr groß, Gwydion. Aber wir werden sehen.«
Gwydion wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Jungen zu. »Das Gelb«, sagte er, »ist eine wundersame Farbe. Ich habe meine Fähigkeiten auch über diesen Weg erlernt. Es ist die Farbe der Träume.«
»Und doch hat sie keine Macht«, meinte Lámfhada.
»Nein, nein, das siehst du falsch. Das Gelb führt uns zu allen anderen Farben. Es ist ein Leitfaden. Ohne es gäbe es keine Zauberer, keine Heiler, keine Mystiker, keine Seher. Sag mir, wenn du das Gelb reitest, welche Farbe taucht dann am Rand deines Geistes auf?«
»Keine, Herr.«
»Mit der Zeit wirst du feststellen, dass dich eine andere Farbe anzieht, sie wird eindringen, wenn du das Gelb fliegst. Für mich war es das Grün, und ich wurde ein Heiler, für andere, wie Ruad, ist es das Schwarz. Für einige ist es leider auch das Rot. Aber das Gelb wird dich zur Farbe deines Lebens führen, ob gut oder böse.«
»Werden denn alle Menschen von den Farben beherrscht, auch wenn sie keine Zauberer sind?« fragte Lámfhada.
»Natürlich. Die Farben sind das Leben. Sieh dir Elodan an – welche Farbe hat seine Seele?«
Der Krieger sagte nichts, aber Lámfhada drehte sich zu ihm um, um ihn zu betrachten. »Ich weiß nicht«, sagte der Junge. »Wie erkannt man das?«
»Dazu braucht es wenig Magie, mein Junge«, antwortete Gwydion. »Ein Bauer ist ein Mann, der das Land liebt und das, was es ihm schenkt. Das Grün des Wachstums ist seine Farbe. Aber ein Krieger? Welche andere Farbe gibt es für einen Mann, der lebt, um seine Mitmenschen mit einer scharfen Klinge zu schlagen oder einem tödlichen Streitkolben oder einer funkelnden Lanze? Elodans Farbe ist das Rot, und er weiß es. Er hat es immer gewusst. Habe ich Recht, Streiter des Königs?«
Elodan zuckte die Achseln. »Man wird immer Krieger brauchen. Ich schäme mich nicht für das, was ich bin … war.«
»Ah, aber das ist nicht der Grund, warum du ein Krieger warst. Du hast diesen Weg gewählt, weil du Spaß am Kämpfen hattest.«
»Das stimmt. Macht mich das böse?«
»Nein, aber es macht dich auch nicht gerade zu einem Heiligen«, sagte Gwydion errötend. Er holte tief Luft. »Verzeih mir, Elodan. Ich habe kein Recht, dich zu tadeln. Aber ich habe einen Großteil meines Lebens damit verbracht, Wunden zu heilen, die Schwerter oder Äxte oder Pfeile verursacht hatten, als Ergebnis von Hass, Lust oder Gier. Ich weiß, dass du nicht böse bist, aber ich verabscheue die Männer des Schwertes. Kommt, es ist spät. Schlaft hier, morgen früh sprechen wir dann mit Ruad.«
Nach einigen Augenblicken kehrte Errins Bewusstsein zurück, und er setzte sich leicht angeschlagen auf. Ubadai half ihm auf die Beine. »Schlimmes Kinn«, sagte der Nomade grinsend. Errin taumelte.
»Es tut mir leid«, entschuldigte sich Sheera. »Ich dachte, du würdest dich wenigstens bewegen. Du warst so schnell, als du das Ungeheuer erledigt hast … bist du in Ordnung?«
»Nur mein Stolz hat bleibenden Schaden davongetragen«, antwortete Errin. »Kann ich mich irgendwohin setzen?«
»Nicht hier«, widersprach Ubadai, auf die Leichen deutend. »Blut zieht viele Tiere an – Wölfe, Löwen, wer weiß? Du kannst auf meinem Pferd sitzen?«
»Nein, kann er nicht«, warf Sheera ein. »Es ist davongelaufen, sobald du aus dem Sattel warst.«
»Immer besser«, knurrte Ubadai. Er suchte prüfend mit den Augen das Gelände ab, dann deutete er auf einen nahen Hügel. »Dort sollte es Höhlen geben – bei unserem Glück sind viele wilde Tiere dort. Hüfthoch wilde Tiere. Trotzdem …« Er sammelte die Satteltaschen und den Proviant von Errins Pferd ein und wartete, bis Sheera ihr schmales Bündel aus dem Unterschlupf unter dem Baum geholt hatte. Dann stützte er
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