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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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Pooka mit seinen Klauen packte und emporheben wollte. Doch die Ketten erhöhten das Körpe r gewicht des Pferdes und brachten den Vogel aus dem Gleichg e wicht, so daß er zögerte. Sofort ließ ich einen Pfeil lossausen. Der jagte voll in das gefiederte Hinterteil des Vogels. Natürlich war mein Pfeil für ein Lebewesen solcher Größe kaum mehr als ein Nadelstich. Doch mußte die Nadel eine empfindliche Stelle getro f fen haben, denn der Vogel stieß ein zorniges O-förmiges Kräc h zen aus und ließ den Pooka fallen.
    Mit lautem Kettenrasseln galoppierte der Pooka davon und schoß an einem Gewirrbaum vorbei, wohin ihm der Rokh nicht folgen konnte. Der riesige Vogel kreischte voller Zorn – und ric h tete seine Aufmerksamkeit auf mich. Hast du schon jemals einen wütenden Rokh gesehen? Das solltest du tunlichst vermeiden! Das Ding wollte sich auf mich stürzen, mit Schwingen, die derart breit waren, daß sie das Licht der Sonne auslöschten. Ich hob mein Schwert, wußte aber genau, daß es hoffnungslos war; dieses Ung e heuer war einfach zu groß, um es bekämpfen zu können. Die Klauen fuhren herab, griffen nach mir – doch sie waren so groß und standen so weit auseinander, daß sie mich verfehlten. Ich schlüpfte durch die Lücke davon. Als er das bemerkte, schlug der Rokh erneut zu, wobei er diesmal seine Krallen um mich herum in den Boden bohrte. Sie gruben sich in Erdreich, Felsgestein, Gra s boden und in einen mittelgroßen Baum ein und rissen alles z u sammen empor, während ich in der Mitte stand.
    Verzweifelt schlug ich mit meinem Schwert um mich, als der Vogel losflog. Ich hieb gegen die nächstgelegene Klaue, die so dick war wie mein Oberschenkel, und zerteilte sie mit einem mächtigen Schlag. Blut spritzte aus der durchtrennten Ader in ihrer Mitte, und der Boden, der von dieser Klaue festgehalten wurde, begann abzubröckeln. Das Blut durchtränkte den Unterboden, was das Ganze noch unstabiler machte. Der entwurzelte Baum sackte nach unten ab, und ich stürzte zusammen mit ihm in die Tiefe. Aus Baumwipfelhöhe prallten wir zusammen unten auf dem Boden auf.
    Es war ein schlimmer Sturz, der von den blutigen Erdmassen noch verschlimmert wurde. Ich war völlig benommen, und meine Lage besserte sich nicht gerade, als mehrere ziemlich große Fel s brocken auf mir landeten und auf meine Beine prasselten. Ich weiß nicht, wie es anderen Helden immer gelingt, in den entsetzlichsten Situationen jedweder Verletzung zu entgehen; ich für meinen Teil besaß jedenfalls keinen solchen Zauber. Also tat ich das Vernün f tigste – ich verlor das Bewußtsein.
    Eine Stunde später kam ich wieder zu mir, mein zermalmtes Bein war geheilt. Ach, hab ich das noch gar nicht erwähnt? Mein magisches Talent besteht nämlich darin, daß ich mich selber heilen kann. Wenn ich eine Schnittwunde bekomme, dann heilt sie sofort, sofern sie klein ist, und binnen weniger Minuten, wenn es sich um eine große handelt. Verliere ich einen Finger, so wächst er wieder nach. Verliere ich einen Fuß, dauert es etwa eine Stunde, bis ich wieder hergestellt bin. Werde ich von einem Pfeil getötet, der sich durch mein Herz bohrt, habe ich mich nach einem Tag wieder davon erholt. Es dauert allerdings etwas länger, wenn niemand den Pfeil herauszieht. Mein zerquetschtes Bein dauerte also eine Stu n de, und danach war ich wieder wie neu. Vielleicht sogar noch be s ser als neu, denn das wiederhergestellte Bein war nicht so müde wie das andere.
    Offensichtlich hatte der große Vogel mich liegenlassen, weil er mich für tot hielt. Das war ein naheliegender Fehler. Solche Ve r wechslungen waren schon öfter vorgekommen. Tatsächlich war ich so gut wie unausrottbar, zumindest auf lange Sicht. Das war auch einer der Gründe, warum ich das Abenteuer liebte, für einen Helden besaß ich schließlich wirklich eine gute Magie.
    Nun machte ich mich wieder an die Verfolgung. Das Gespe n sterpferd war nicht sehr weit fortgelaufen. Da er mich für ausg e schaltet hielt, graste der Pooka ganz in der Nähe. Ja, er war hun g rig!
    Ich stieß einen Schrei aus und stürzte auf ihn zu. Er hob den Kopf, erschrocken – und reagierte, als würde er jemanden vor sich sehen, der soeben von den Toten auferstanden war. Völlig entsetzt jagte er davon und ließ dabei sogar ein halbes Maulvoll Gras fallen. Eigentlich würde man glauben, daß ein Gespensterpferd sich nicht vor anderen Gespenstern fürchten würde, aber dem ist nicht so. Selbst Gespenster fürchten sich vor

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