Ritter-Geist
um…« Er stockte und rang mühsam nach Luft. Das Jahr oder den Monat überdauern? Ich war überzeugt, daß er nicht einmal diese Stunde überleben würde! Letzte Nacht hatte er noch ganz in Ordnung ausgesehen, aber ich schätze, wenn man alt ist, kommt und geht so etwas eben ganz einfach. »Es geht um die Herausforderung der Nachfolge.«
»Der was?«
»Der Nachfolge. Wenn ich sterbe, muß es einen neuen König geben. Den besten Magier im Land. Doch es gibt da ein Problem, das zu lösen mir die Kraft fehlt…«
Er verstummte. »Ja, König?« ermunterte ich ihn und piekste ihn mit meinem Daumen. »Ihr sagt, Ihr müßt noch etwas erledigen, bevor Ihr den Löffel abgebt?«
»Es muß also ein Wettkampf stattfinden«, flüsterte er. »Ein mag i scher Wettkampf und…«
Ich wartete, doch er schien das Bewußtsein verloren zu haben. Zu schade; ich fragte mich wirklich, was er mir eigentlich hatte erzählen wollen. Ein magischer Wertkampf, das klang ja ziemlich interessant, aber mir war nicht klar, was ich dabei zu suchen hatte. Schließlich war ich bloß ein einfacher Barbar; von großer Magie verstand ich nichts.
Ich kehrte in mein Zimmer zurück. Dort war die Magd, ganz rot im Gesicht. »Wo seid Ihr gewesen?« fragte sie streng. »Ich habe Euch überall gesucht.«
»Ich hab mich mit dem alten Burschen unterhalten«, sagte ich.
»Ihr habt den König belästigt?« fragte sie und wirkte schockiert. Frauen lassen sich wirklich durch die winzigsten Kleinigkeiten schockieren. »Der ist doch krank!«
»Das kann man wohl sagen«, pflichtete ich ihr bei. »Das hättet Ihr mir mal lieber sagen sollen. Habt Ihr denn gar keine Pille oder einen Zauber für ihn?«
»Dafür ist es schon zu spät«, bellte sie. »Ihr geht jetzt nach unten. Dort erwartet Euch Magier Yin im Audienzsaal.«
»Wer?«
»Magier Yin. Morgen werdet Ihr dann mit Magier Yang spr e chen; sie weigern sich, gemeinsam zu kommen. Sie haben ein ziemliches Konkurrenzbewußtsein.«
Ich zuckte freundlich die Schultern. »Klar doch, ich werde mit jedem reden. Ich hoffe, daß es dem alten Knaben bald besser geht. Vielleicht hat er ja bloß Verstopfung. Wenn Ihr ihm ein bißchen Pflaumensaft geben würdet…« Doch da eilte sie bereits davon. Ich schätze, sie gehörte zu der Sorte Mensch, die gute Ratschläge nicht besonders gern hören.
Also begab ich mich nach unten und entdeckte den Magier Yin. Ich erinnerte mich daran, daß die Elfen erzählt hatten, daß jemand dieses Namens die Dosenzauber fabrizierte, die so nützlich waren. Er erwies sich als mittelgroßer, in Weiß gekleideter Mann in den mittleren Jahren, der nach nicht besonders viel aussah. Was ich ihm natürlich sofort sagte; Barbaren sind schließlich immer dafür, das Kind beim Namen zu nennen.
Er lächelte, was mich aus irgendeinem Grund an die Reaktionen des Königs auf meine Bemerkungen erinnerte. Ich schätze, ich verstehe die zivilisierten Leute nicht besonders gut; es ist, als le b ten sie in irgendeiner Art von Bewußtsein, das mir völlig abgeht. Frauen übrigens auch.
»Ich will Euch zeigen, was ich mache«, sagte Yin. Er griff in e i nen Beutel, den er bei sich führte, und holte eine kleine Kugel he r vor. Die reichte er mir. »Legt sie irgendwo hin und invoziert sie«, sagte er.
»Oh, Ihr meint, das ist ein Zauber«, bemerkte ich.
»Ja, ich stelle Zauber her.«
Ich setzte die Kugel auf der Tischplatte ab. »Ich invoziere dich, Zauber«, sagte ich.
Sofort begann die Kugel zu leuchten. Ihr Licht erhellte den ga n zen Raum. »He, das ist wirklich nicht schlecht«, sagte ich und wandte den Blick von dem grellen Licht ab. »Wie lange brennt die?«
»Bis sie neutralisiert wird«, antwortete er.
»Ihr meint, bis ich ihr sage, sie soll aufhören?«
»Nein, Ihr könnt meine Zauber nicht devozieren; es sind Daue r zauber. Man braucht dazu einen Gegenzauber – einen, der von gleicher Kraft und gegenteiliger Ladung ist. Allerdings verlieren einige meiner Zauber im Laufe der Zeit etwas an Kraft; es hängt von ihrer Natur und Komplexität ab.«
»In Ordnung, dann rückt mal einen Dunkelheitszauber raus«, sagte ich.
»Ich mache keine negativen Zauber«, sagte Yin.
»Ach so? Wer denn?«
»Mein Zwillingsbruder, der Magier Yang.«
»Ihr meint, es gibt zwei von Euch?« Nun wurde mir endlich di e se Yin-Yang-Bemerkung klar.
»Von gleicher Kraft und gegenteiligem Wesen.«
»He!« rief ich, als ich begriff. »Ihr und er – der Wettkampf? Um zu sehen, wer der Bessere ist?«
»Korrekt«,
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