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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht. Wenn sie wollen, können die Angehörigen des Pflanzenreichs ebenso schlimme Gegner sein wie die des Tierreichs. Ich entschied mich zur Barbarenstrategie Nummer eins: der unmittelbaren A n drohung des Chaos. Erneut zückte ich mein Schwert. »Hört mir zu, ihr Bäume!« brüllte ich. »Wer auch immer von euch irgend etwas auf mich herabfallen läßt, dem hacke ich die Äste ab oder lege ihm ein Korsett um den Stamm!«
    Ich erhielt keine Antwort. Das Schwert kampfbereit emporre c kend und mit einem finsteren Blick wie ein Oger, lenkte ich Pook vorwärts. Er stellte die Ohren mal nach rechts, mal nach links, auf der Ausschau nach möglichen Gefahren. Doch nichts passierte, und schon bald hatten wir dieses Gebiet hinter uns gebracht. O f fensichtlich hatte meine Warnung genügt – ich hatte die Bäume eingeschüchtert. Erzähl mir bloß nicht, daß Gewalt bloß das A r gument der Unfähigen sei! Es ist vielmehr die einzige Sprache, die manche Dinge verstehen können. Gewiß, das sage ich allerdings als Barbarenkrieger, deshalb bin ich vielleicht auch ein wenig vo r eingenommen.
    Nun öffnete sich der Hain, und Schloß Roogna kam in Sicht, auf halbwegs kurze Entfernung ins Licht der untergehenden Sonne getaucht. Ich war bereit, es zu betrachten und seine Pracht zu b e staunen.
    Leider mußte ich meine Enttäuschung schwer zügeln. Schloß Roogna war alles andere als ein Prunkbau; es war ein vergamme l tes, heruntergekommenes Gebäude, dessen Gärten von Unkraut überwuchert waren und dessen Schloßgraben eine einzige Masse aus braunem Schleim war. Das sollte der Regierungssitz von Xanth sein? Es wirkte eher wie der Unterschlupf einer alten Vettelhexe oder wie die sagenumwobene Residenz des Zombiemeisters, der vor vierhundert Jahren seine Liebe verloren und sich selbst in e i nen Zombie verwandelt hatte. Was war hier verkehrt?
    Ich ritt auf den Graben zu. Das Wasser war seicht, doch bei n ä herem Hinblicken stellte sich heraus, daß es gar nicht so viel Schleim war, nur eben brackiges Zeug. Das Grabenungeheuer schlief gerade. »He, wach auf, Sauerschnauze!« rief ich ihm wütend zu. »Penn gefälligst erst dann, wenn du nicht dafür bezahlt wirst!«
    Das Ding öffnete ein Auge, zuckte mit dem Schwanz und döste wieder ein. Wie lax durften die Sicherheitsmaßnahmen des Schlo s ses bloß gehandhabt werden?
    Angewidert überquerte ich die Zugbrücke, die herabgelassen und unbewacht war. Das Schloß war der größte von Menschenhand geschaffene Bau, den ich jemals gesehen hatte, trotz seines heru n tergekommen Zustandes war es recht beeindruckend, doch war es mir ein trauriger Anblick, die Autorität des Menschen auf ein de r art niedriges Niveau herabgesunken zu sehen. Ich hatte erwartet, ins Zentrum eines blühenden Reichs zu gelangen, statt dessen fand ich etwas vor, das sich kaum von meinem Heimatdorf unterschied.
    Am Innentor erschien eine Frau. Sie war von mittlerem Alter und ziemlich aufgedunsen, ihre Schürze war schmutzig. »Wil l kommen, Held!« rief sie. »Kommt nur herein!«
    »Woher wißt Ihr, daß ich ein Held bin?« fragte ich, nicht völlig geschmeichelt. Oh, ich bin durchaus anfällig für Schmeicheleien, genau wie jeder andere Barbar auch, doch diese Bemerkung hier erschien mir ein bißchen überflüssig und möglicherweise uneh r lich. Außerdem lassen sich Schmeicheleien viel leichter ertragen, wenn sie von jungen, hübschen Frauen ausgesprochen werden und nicht von alten, aufgedunsenen.
    »Die Prophezeiung«, erklärte sie.
    »Welche Prophezeiung?« wollte ich wissen, ein wenig beunruhigt, weil ich mich an die Vorhersage der alten Elfin erinnert fühlte, die mir vorhergesagt hatte, daß eine grausame Lüge einst mein Ve r derben sein würde. Ich mag solche Prophezeiungen eigentlich nicht besonders, deshalb zog ich es auch vor, mich nicht daran erinnern zu lassen.
    »Das wird Euch König Gromden erklären müssen. Kommt he r ein, das Abendessen wartet schon.«
    Achselzuckend saß ich ab. Es erschien mir seltsam, daß die Bäume versucht hatten, mich am Zugang zu Schloß Roogna zu hindern, während die Menschen mich dort erwarteten. Also blieb ich vorsichtig. Doch die Aussicht auf ein gutes Abendessen war verlockend. »Was ist mit meinem Pferd?« Ich wußte, daß Pook an einer ähnlichen Protektion gelegen sein würde wie bei den Elfen, denn schließlich half er mir in der Wildnis und ich ihm in der Ziv i lisation.
    »Wir haben einen netten Stall für ihn, mit magischem Hafer«, erwiderte die

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