Ritter-Geist
Frau.
Pook spitzte die Ohren und wieherte erfreut. Er wußte gute Dinge zu schätzen.
Zuvorkommend führte uns die Frau zu einem Stall, der in die Mauer eingelassen war. Tatsächlich, hier war eine Schüssel mit Hafer, und der wirkte selbst auf mich sehr köstlich. Pook schritt darauf zu und begann zu fressen, und ich bemerkte, daß der Hafer nicht weniger wurde, soviel er auch fressen mochte. Es war also wirklich magischer Hafer, und offensichtlich schmeckte er auch gut.
»Kommst du zurecht?« fragte ich ihn. »Vergiß nicht, daß wir di e se Leute hier nicht wirklich kennen.« Doch er ignorierte mich; er war glücklich. Ich fragte mich schon, ob er nicht vielleicht zu zahm geworden war. Es war nicht gut für ein Tier – ebensowenig wie für einen Barbaren –, Fremden allzusehr zu trauen, vor allen Dingen zivilisierten Fremden. Zivilisierte Leute teilten nicht die schlichten Werte der Barbaren und konnten äußerst heimtückisch sein.
»Das ist ziemlich konzentriertes Zeug«, warnte ich ihn. »Wenn du dich überfrißt, könnte es passieren, daß du krank wirst…« Er schnaubte, daß die Flocken nur so stoben. Er wußte genau, was er tat, und er schätzte meine Einmischung nicht. Ich glaube, ich hätte es ebensowenig gemocht, wenn er mich seinerseits hinsichtlich Frauen, Schwertkämpfen und ähnlichem gewarnt hätte. Wir Me n schenwesen können fürchterlich unwissend sein, gerade in alle r winzigsten Dingen.
Ich folgte der Frau in den menschlichen Teil des Schlosses. Der befand sich in einem besseren Zustand. Der Fußboden war sauber, und an den Wänden hingen hübsche Teppiche. Wir gelangten in den Eßsaal, wo man ein üppiges Mahl angerichtet hatte.
Am Kopf der Tafel stand ein Mann. Er war alt und glatzköpfig und dick, mit spärlichem, zottigem weißen Schnurrbart und eing e fallenen Augen. Er trug einen reichverzierten Umhang und eine Krone, so daß ich ihn als König von Xanth erkannte. Natürlich begrüßte ich ihn mit dem Respekt, der ihm kraft seines Ranges zustand. »Hallo König«, sagte ich.
»Hallo Held«, erwiderte er und zwinkerte mit einem Auge.
»Äh, König, was diese Heldengeschichte angeht, so weiß ich nicht so recht.«
»Das ist die Prophezeiung«, erklärte er. »Es heißt, daß in Zeiten der Not ein junger, wohlgebauter Mann von primitiver Abkunft erscheinen wird, auf einem Pooka reitend, den er gezähmt hat. Ihr seid offensichtlich dieser Mann. Nun nehmt Platz und eßt, bevor es kalt wird.«
»Äh, natürlich«, willigte ich verdutzt ein. Diese Prophezeiung schien den Nagel eigentlich ziemlich auf den Kopf getroffen zu haben, nur daß Pook eben behauptete, nicht zahm zu sein. Ich vermute, das ist nur eine Frage der Perspektive. Doch wenn diese Prophezeiung richtig war, wie stand es dann mit jener der alten Elfe? Dieser Gedanke behagte mir nicht, also spülte ich ihn aus meinem Geist fort.
Ich nahm Platz, und die Frau bediente uns beide. Das Essen schien aus einem Drachensteak mit Fruchtsalat zu bestehen, zu dem schäumendes Bier von einem Bierfaßbaum serviert wurde. Eine ganz normale Mahlzeit, wenn man einmal von dem Drache n fleisch absah. Ich fragte mich, wie sie darangekommen waren, doch manchmal erlebte auch ein Drache ein Mißgeschick, so daß Menschen seinen Kadaver fortschleppen konnten, bevor andere Wesen sich über ihn hermachten. Ich hatte einen ordentlichen Hunger, also machte ich mich mit Appetit darüber her.
»Eigentlich solltet Ihr warten, bis König Gromden angefangen hat«, murmelte die Frau mir ins Ohr, während sie das Bier ei n schenkte.
Mit vollem Mund hielt ich inne. »Mf mmf?« fragte ich.
»Das ist schon in Ordnung«, sagte der König und nahm selbst einen Happen.
Also aßen wir, und es war eine ausgezeichnete Mahlzeit. Der König nahm nicht allzuviel zu sich, also putzte ich den größten Teil davon weg, wobei ich mir ein Reservesteak in die Tasche stopfte, um später noch etwas zum Verzehr zu haben. Dann se t zen wir unser Gespräch wieder fort. »Vielleicht wißt Ihr das ja nicht, König, aber ich bin bloß ein Barbarenkrieger«, sagte ich, rülpste kräftig und wischte mir den Mund am Tischtuch ab.
»Das überrascht mich«, bemerkte er ernst.
»Was ist das für eine Heldengeschichte? Ich meine, schön, da gibt es also so eine Prophezeiung, aber wozu braucht Ihr übe r haupt einen Helden?«
»Es scheint, daß wir da ein kleines Problem haben«, erwiderte Gromden. »Wir brauchen tatsächlich einen Helden, und der seid offensichtlich
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