Ritter-Geist
sah tatsächlich ein wenig merkwürdig aus. »Macht das etwas?« fragte ich unschuldig.
»Steigt von mir herunter, Grobian, dann erledige ich das selbst.«
Ich ließ sie fahren und schritt zurück. Sie stellte sich auf, knöpfte das Kleid auf – und sprang mich plötzlich an, das Kleid wie eine Schlinge zwischen den Händen haltend. Diese warf sie mir um den Hals und schnürte sie zusammen, um mich zu ersticken.
Doch mein Hals war teilweise noch versteinert, und die Schlinge war nicht sehr eng. Ich kämpfte einen Augenblick dagegen an, dann entspannte ich die Muskeln und tat so, als hätte ich das B e wußtsein verloren. Sie würgte mich noch ein Weilchen, um auf Nummer Sicher zu gehen, dann ließ sie mich wieder los. »Was soll ich bloß mit Euch machen«, murmelte sie, obwohl sie doch glaubte, daß ich nichts mehr hören konnte. »Im Prinzip seid Ihr ja ein anständiger Kerl, aber wenn ich Euch am Leben lasse…«
Ich umschlang plötzlich ihre Beine und riß sie wieder zu Boden. »Ihr habt Euer Kleid vergessen«, sagte ich und gab ihr einen deft i gen Schlag auf den süßen Hintern. Sie gab ein Geräusch von sich wie Wasser, das gerade ein zorniges Feuer löscht.
»Ihr seid unmöglich!«
»Ich bin barbarisch«, berichtigte ich sie. »Und wenn Ihr jetzt nicht sofort dieses Kleid anzieht, dann wickle ich Euch in ein L a ken und nehme Euch so mit.«
»Dieses Kleid ist ruiniert!« protestierte sie. »Es ist völlig verdreht und verheddert!«
Na klar, weil sie mich damit hatte erwürgen wollen. »Na, dann entheddert es gefälligst.«
»Ich nehme ein anderes«, entschied sie. »Und Ihr solltet Euch auch lieber etwas anderes anziehen. Ihr seht ja aus wie ein Zo m bie!«
Da hatte sie wohl recht. Kleider heilen nicht auf dieselbe Weise wie ich. Mein Hemd war nur noch ein Fetzen, und meine Hose konnte man gleich vergessen. Alles, was von meiner Lederrüstung übriggeblieben war, waren ein paar herabbaumelnde Riemen.
»Ihr könnt dieses Kleid hier haben«, sagte sie und stieß damit nach mir.
Nun, das war immer noch besser als gar nichts. Ich würde es so lange tragen, bis wir an dem Hosenbaum in ihrem Garten vorbe i kamen. Ich legte es an. Den oberen Teil konnte ich nicht zuknö p fen, dafür waren meine Schultern zu breit, der untere hing mir dafür fast in die Kniekehlen. Aber es war immerhin eine Bede c kung.
»Schon wieder verkehrt herum«, bemerkte sie.
Ich erwiderte nichts. Anscheinend war ein Kleid immer verkehrt herum, egal wie ein Mann es anlegen mochte.
Threnodia holte ein graues Kleid aus ihrem Schrank, zog es an und schlüpfte dann in ihre Sandalen. Nun stellte sie sich vor einen Spiegel und bürstete ihr Haar. Es war dunkel und glänzend. Bisher hatte ich mich vor allem für hellhaarige Frauen interessiert, doch nun begriff ich, daß die Dunkeln körperlich genauso anziehend sein konnten. »Also gut, ich bin fertig«, sagte sie schließlich.
Ich packte ihren linken Arm, um sie hinauszuführen – da stach sie mit der rechten Hand auf mich ein. Sie hatte heimlich ein Me s ser aufgenommen. Die Klinge bohrte sich harmlos in meinen ve r steinerten Arm und zerbrach. »Ach, ich gebe es auf!« schrie sie angewidert. »Das hatte ich schon wieder vergessen!«
Ich begriff, daß ich ihr nicht einen Augenblick über den Weg trauen konnte. An einem Haken entdeckte ich eine Wäscheleine, die ich sofort abnahm.
»Oh, nein, das werdet Ihr nicht tun!« schrie sie und wollte wieder zur Tür stürzen. Doch wenngleich sie für eine Frau recht stark war, konnten sich ihre Kräfte mit meinen nicht messen, und so fesselte ich ihre Hände hinter dem Rücken. Dabei fing ich mir einige Kratzer und Bisse ein, aber damit hatte ich gerechnet. Sie war wirklich ein Satansbraten. Und die schmutzige Wahrheit war, daß mich das ganz genauso reizte wie die sanften Milch-und-Honig-Frauen.
Dann führte ich sie ins Freie und setzte sie auf das Gespenste r pferd, wonach ich ihre zierlichen Füße an die Ketten fesselte.
»Meine Laute!« rief sie plötzlich. »Ich brauche meine Laute!«
»Was für Laute?«
»Meine Laute, Blödian! Mein Musikinstrument. Damit ich spielen und singen kann.«
Doch ich traute ihr nicht. Sie hatte sicherlich nicht vor, auf Schloß Roogna zu musizieren, da sie ja ohnehin glaubte, daß es fallen würde, wenn sie dort ankam. Und mir würde sie auch nicht aufspielen wollen, denn gegen mich kämpfte sie ja ständig. »Ve r geßt es«, sagte ich.
Ihre Lippen wurden zu einer harten schmalen Linie. Darüber
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