Ritter-Geist
ich das Gespensterpferd.
Nun war der Tag schon angebrochen, und das Abbild des Pfeils schwebte vor meinen geistigen Augen. Gen Osten – in Richtung Ziel! Ich mußte dorthin und es finden!
So begaben wir uns in diese Richtung und folgten dabei dem Rand der monströsen Spalte. Ich war überzeugt, daß mein Ziel ganz in der Nähe lag.
Wir näherten uns Threnodias Blockhütte, die direkt am Spalte n rand stand. Offensichtlich war mein Ziel irgendwo dahinter, de s halb wandten wir uns nach Süden, um der Hütte auszuweichen. Aber je weiter südlich wir uns bewegten, um so schärfer schwenkte der Pfeil herum. Er zeigte direkt auf die Hütte!
Zuerst versuchte ich, es nicht zu glauben, doch als wir uns schließlich östlich von der Hütte befanden, zeigte der Pfeil gen Westen. Es bestand kein Zweifel mehr – dort war mein Ziel.
Ich seufzte. Es blieb mir wohl nichts anderes übrig als hinzug e hen und es zu holen. Ich wußte, daß Threnodia davon gar nicht erfreut sein würde; schließlich hatte sie mich bereits schon zweimal umgebracht, nur um mich daran zu hindern. Nun mußte ich ihr den Gegenstand unter der Nase wegschnappen. Doch das würde ich nur mit Eile schaffen, bevor sie eine neue Möglichkeit fand, mich zu töten. Ich konnte es ihr zwar nicht verübeln, daß sie nicht wieder auf Schloß Roogna zurückgebracht werden wollte, aber ich hatte entschieden etwas dagegen, von Leuten umgebracht zu we r den, auch wenn das tatsächlich nur halb so schlimm war.
So begaben wir uns zu der Unterkunft. Ich stieg ab und klopfte an die Tür. Ich hörte eine recht hübsche Musik, die drinnen e r tönte. Threnodia spielte auf dem Saiteninstrument, das ich zuvor bemerkt hatte. Als ich anklopfte, verstummte die Musik, und einen Augenblick später öffnete Threnodia die Tür. Als sie mich wiede r erkannte, starrte sie mich voller Grauen an; das Kinn klappte ihr herunter, und ihre helle Haut wurde bleich.
»Muß was holen«, sagte ich knurrig. Normalerweise wäre ich noch kürzer angebunden gewesen, aber sie war so hübsch, daß ich leider nicht so wütend wurde, wie es hätte sein sollen. Das ist auch eine jener Torheiten, deren Opfer Barbaren leicht werden können: Sie glauben nämlich, trotz aller stichhaltigen Beweise für das G e genteil, daß Frauen innerlich ebenso schön sein müssen wie äuße r lich. »Ich hole es einfach und bin gleich wieder weg. Bitte geht mir aus dem Weg.«
Sie gab mir den Weg frei, während sie mich mit geweiteten A u gen anstarrte, und ich schritt an ihr vorbei und überprüfte erneut den Pfeil.
Der zeigte direkt auf Threnodia. »Also gut, Ihr besitzt es«, sagte ich. »Schätze, das habt Ihr schon die ganze Zeit gewußt, nur gesagt habt Ihr es mir nicht. Gebt es mir.«
»Ihr seid doch tot!« keuchte sie.
»Nicht mehr. Ich heile schnell«, knurrte ich. »Und nun gebt es mir.«
»Ich… habe überhaupt nichts.« Sie benahm sich noch immer, als hätte sie ein Gespenst gesehen; möglicherweise hielt sie mich für das Gespenst.
»Hört zu, Frau, Ihr habt mich getötet, da meine ich nicht, daß ich Euch noch etwas schuldig bin. Gebt mir den Gegenstand, sonst nehme ich ihn Euch ab.«
»Ich sage Euch doch, daß ich ihn nicht habe«, sagte sie und ve r lor dabei etwas von ihrer bleichen Gesichtsfarbe. »Ich weiß noch nicht einmal, worum es geht.«
Ich hatte genug. Das, was ein Barbar sich von Frauen bieten läßt, und seien es auch die allerschönsten, hat durchaus seine Grenzen, und vielleicht war auch ein Stück meines Herzens immer noch versteinert. Also grabschte ich sie und machte mich daran, sie von oben bis unten zu untersuchen.
Threnodia wehrte sich nicht. Ich konnte nichts finden, dennoch zeigte der Pfeil auf sie. »Vielleicht ist es irgend etwas, was Ihr a n habt«, meinte ich. »Zieht Euch aus.«
»Ich werde nichts dergleichen tun!« schrie sie und gewann ihre Empörung zurück, je mehr sie sich wieder mit dem Gedanken vertraut machte, daß ich doch noch am Leben war.
»Dann tue ich es für Euch«, sagte ich und machte mich daran, ihr Kleid aufzuknöpfen.
»Barbar!« schrie sie mich an.
»Stimmt«, meinte ich, angenehm berührt.
Sie merkte, daß ich nicht bluffte. »Also gut, ich ziehe mich aus, Euch habe ich schließlich auch einmal ausgezogen.« Also knöpfte sie das restliche Kleid auf und trat heraus. Darunter trug sie nichts. Dann legte sie auch die Sandalen ab und stand völlig nackt vor mir. Ich nahm ihr Kleid und warf es zu einem Haufen aufs Lager. Dann baute ich mich
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