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Rittermord

Rittermord

Titel: Rittermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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Wenn sie überhaupt dahinterstecken, dann haben sie für den Job jemanden angeheuert. Typen wie die machen so was nicht selbst.«
    Beate knickte ein wie unter einer Zentnerlast.
    »Keine Panik«, sagte ich. »Wenn sie’s waren, kommen wir ihnen auch drauf. Das geht nur nicht von heute auf morgen.«
    »Wenn die Lingscheid gestehen würde, daß Kuno sie angestiftet hat, mehr Geld zu verlangen, als Josef ihr zahlen konnte, dann hätten wir doch einen Ansatzpunkt, oder nicht?«
    »Von der Alten muß ich mich in den nächsten Tagen fernhalten, sonst krieg ich Ärger mit Emmelmann.«
    »Wer sagt denn, daß du ihr auf die Pelle rücken mußt?«
    »Gestern war die Kiste angeblich sogar für mich zu heiß, und heute willst du als Amateurin einsteigen. Du spinnst doch.«
    »Mein Vorteil ist, daß mich niemand auf der Rechnung hat, Tom. Du dagegen bist – wie nennt man das noch bei Spionen? – verbrannt.«
    »So fühl ich mich auch«, sagte ich.
    Den Kaffee hatte ich selbst gekocht, aber trotzdem schmeckte er nicht. Ich stellte die halbvolle Tasse zur Seite.
    »Teilen wir uns das letzte Stück?« Beate deutete mit ihrer Gabel auf den Plunder.
    »Iß nur«, sagte ich und klemmte mir einen Zahnstocher zwischen die Zähne. »Damit du groß und stark wirst.«
    »So stark wie du, was?«
    »Hoyer«, plapperte ich plötzlich. »Adrian Hoyer. Ein Rechtsanwalt.«
    »Was ist los?«
    »In der Kassette war der Brief eines Anwalts namens Adrian Hoyer.«
    »Ein Brief an Josef?«
    »Nein, nein. Der Brief war adressiert an … an Jakob. Jawohl, an Jakob. Und es ging darum, daß Jakob Josef noch Geld aus der Erbschaft schuldet. Glaube ich zumindest«, schränkte ich ein.»Hat Jakob nicht gesagt, er hätte Josef seinen Anteil vollständig ausbezahlt?«
    »Hat er. Aber ich meine mich zu erinnern, daß in dem Brief stand, er hätte es eben nicht getan.«
    »Kann es nicht sein, daß der Brief schon älter war und inzwischen überholt ist?«
    »Auch das ist denkbar.« Ich schlug auf den Tisch. »Verdammt noch mal, wenn ich das doch nur wüßte.«
    Beate sauste in den Flur und war Sekunden später mit dem Telefonbuch zurück. »Ist er aus Münstereifel?«
    »Keine Ahnung.«
    Sie blätterte, ließ den Finger die Eintragungen entlanglaufen und lachte plötzlich auf. »Rate mal, wo Hoyer seine Kanzlei hat.«
    »Zwei Häuser weiter.«
    Sie war enttäuscht. »Woher weißt du das?«
    »Stimmt das etwa?«
    Mit dem Daumen zeigte sie über ihre Schulter. »Er wohnt in der Villa vor dem Tor.«
    »Wie wär’s, wenn wir ihn überraschen?«
    *
    Hoyer hatte es gut. Wenn er wollte, konnte er von seinem Kanzleifenster aus den lieben langen Tag das Treiben an der schräg gegenüberliegenden BP-Tankstelle beobachten. Ein Traum für kleine Jungs, die sich für Autos interessieren. Nur daß Hoyer inzwischen ein großer Junge war.
    Er maß locker eins neunzig, war sportlich, gutaussehend, Mitte dreißig und trug Hosenträger. Überhaupt sah er aus wie frisch dem Gilette-Spot entsprungen. Als er lächelte, bekam Beate weiche Knie.
    »Zehn Minuten kann ich Ihnen einräumen«, sagte er. »Nehmen Sie doch Platz. Kaffee?«
    »Nein, danke«, sagte ich. »Ich komm gleich zur Sache, wenn’s recht ist. Es geht um den Mord an Josef Deutsch.«
    »Eine entsetzliche Geschichte.«
    »Waren Sie sein Anwalt?«
    Er riß die Brauen hoch und machte einen spitzen Mund. »Haben Sie einen bestimmten Grund für Ihre Frage, Herr – äh?«
    »Henschel«, sagte ich. »Wie der Laster. Wie ich schon sagte, ich bin der Stiefbruder von Frau Regina Echternach, der Verlobten von Herrn Deutsch. Frau Echternach bat mich, Ermittlungen anzustellen, da die Polizei bisher keine heiße Spur verfolgt.«
    »Dann sind Sie Frau Echternach?« fragte er Beate und lächelte wie der Sonnenaufgang.
    Schönheit hat ihren Preis. Ich hatte uns beim Hereinkommen vorgestellt. Sein Gedächtnis taugte nicht für fünf Minuten.
    »Das ist Frau Nelles, die letzte Lebensgefährtin von Herrn Deutsch.«
    Er stockte. »Sagten Sie nicht eben, Frau Echternach sei die –«
    »Frau Echternach war die Verlobte, Frau Nelles war die Lebensgefährtin. So was soll Vorkommen.«
    »Natürlich.« Er stützte die Ellbogen auf die Sessellehnen und legte die Fingerspitzen zu einem Dach zusammen. Ein Auge kniff er zu, mit dem anderen blickte er mich über den Dachfirst an wie über den Lauf eines Schießprügels. »Tja-in der Tat. Ich habe Herrn Deutsch in juristischen Fragen beraten.«
    »Ist es richtig, daß es zwischen den Brüdern

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