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Rittermord

Rittermord

Titel: Rittermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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Taschenlampe brauchten wir diesmal nicht, die Elektriker hatten sich rangehalten, überall gab es Licht. Beate trug die bewährten Gummistiefel.
    »Da, das ist das Fenster«, sagte sie. »Hinter dem Öltank.«
    »Wie soll ich denn da hinkommen?«
    »Du mußt am Tank vorbei.«
    »Unmöglich. Da paßt ja nicht mal ’n wachstumsgestörter Pygmäe durch.«
    »Eben.«
    »Also ist er gar nicht durch das Fenster eingestiegen, sondern hat es nur eingetreten, um von der Tatsache abzulenken, daß er einen Schlüssel hat.« Ich schnippste mit den Fingern. »Wer hat alles einen Schlüssel zu diesem Haus?«
    »Das kommt drauf an.«
    »Du sprichst schon wieder in Rätseln.«
    »Laß uns wieder raufgehen. Dieses Viehzeug macht mich nervös.«
    Im Flur zeigte Beate an den Bierkisten vorbei zur Haustür. »Für die existieren meines Wissens fünf Schlüssel. Einen hatte Josef, einen hab ich, Gina hat einen, Jakob hat einen und den fünften hat Frau Trimborn.«
    Sie drehte sich um und zwängte sich an mir vorbei. In der Enge des Flurs war das wie ein kleiner Beischlaf. »Durch die Tür da hinten unter der Treppe kommt man direkt in den Laden. Dafür gibt’s drei Schlüssel. Den ersten hatte Josef, den zweiten hat Frau Trimborn und den dritten die Lingscheid. Als Josef ihr gekündigt hat, hat sie ihn aber nicht zurückgegeben, weil sie ihn angeblich verloren hatte.«
    »Hast du sie danach gefragt?«
    »Alles der Reihe nach. Dazu muß ich dir was vorspielen.«
    Auf der lärmigen Treppe blieb sie kurz stehen und drehte sich um. »Ich hab mit Frau Trimborn gesprochen. Die Beleuchtung im Keller ist schon seit zwei Wochen installiert. Der Einbrecher war also vor uns unten und hat die Sicherung rausgedreht.«
    In der Küche legte Beate das Diktiergerät auf den Tisch. »Du mußt gut zuhören, die Aufnahme ist nicht sehr deutlich.«
    Ich vernahm ein Knistern, ein Rascheln, ein Quietschen, und dann zwei Stimmchen, die mich an schimpfende Kakadus erinnerten. So ging das eine ganze Weile.
    »Was ist das?« fragte ich. »Warst du irgendwo im Zoo?«
    »Also wirklich!« Beate war ehrlich empört. »So schlecht ist das nun auch wieder nicht zu verstehen. Das sind die Lingscheid und ich.«
    »Bei der Probe japanischer Kinderlieder.«
    Beate stellte das Gerät ab.
    »Ich hatte das Ding in meiner Umhängetasche versteckt, damit die Alte hinterher nicht behaupten kann, sie habe dies oder das nicht gesagt.«
    »Gerichtsverwertbar ist das sowieso nicht. Mal abgesehen von der erbärmlichen Qualität. Um was ging’s denn bei eurem Disput?«
    »Um den Schlüssel natürlich. Ich hab ihr auf den Kopf zugesagt, daß sie ihren Schlüssel nicht verloren, sondern an irgendwen weitergegeben hat. So konnte derjenige einbrechen, dich niederschlagen und wichtige Unterlagen rauben. Und sie habe nun eine Anzeige wegen Beihilfe zu vorsätzlicher Körperverletzung und Diebstahl zu erwarten. Bums, aus, Ende.«
    »Das hat sie geglaubt?«
    »Ich war selbst überrascht, aber sie hat. Hauptsächlich wohl, weil sie vorbestraft ist und sogar schon im Knast war. Sie muß früher mal illegal Abtreibungen vorgenommen haben. Das hab ich aber erst später von Frau Trimborn erfahren.«
    »Wem hat sie den Schlüssel denn nun gegeben?«
    »Dreimal darfst du raten. Ihrem Vermieter. Kuno, dem Barden.«
    »Gab’s dafür einen Grund?«
    »Er hat ihr erzählt, er habe vor, das Haus zu kaufen und wolle sich schon mal vorab ein Bild von den notwendigen Investitionen machen, ohne daß Frau Trimborn das erfahren sollte.«
    Es überraschte mich nun doch ein wenig, daß Kuno ein derartiger Depp war. Einerseits schaltete er Viltz und Metzen zwischen, um nur ja nicht als Interessent in Erscheinung zu treten, andererseits hinterließ er eine derart fette Spur, die direkt zu ihm führte. Aber Frau Trimborn hatte ja bereits angedeutet, daß es mit seiner Intelligenz nicht allzuweit her war.
    »Gute Arbeit«, sagte ich und meinte es auch so. »Aber das brauchen wir schriftlich. Die Lingscheid muß unterschreiben, daß sie den Schlüssel an Kuno weitergegeben hat. Nur so können wir ihn festnageln.«
    »Das wird sie niemals tun. Ich mußte ihr sogar schwören, ihren Namen aus der Sache rauszuhalten.«
    »Wie stellt sie sich das denn vor? Sobald die Rede auf den Schlüssel kommt, weiß Kuno doch, wer ihn verpfiffen hat.«
    »Ich hab’s ihr jedenfalls versprochen.«
    Ich stand auf und steckte das Diktaphon ein. »Ich nehm das mal mit. Vielleicht reicht’s ja so schon.«
    »Wo willst du hin?«
    »In

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