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Ritterturnier auf Schreckenstein

Ritterturnier auf Schreckenstein

Titel: Ritterturnier auf Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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passiert, in Neustadt und Umgebung, könnte man endlich einen Streich machen, einen Streich, hinter den niemand kommt, weil er nicht am Kappellsee stattfindet, sondern in Neustadt. Und dieser Streich sollte ein ganz verrückter sein, bei dem niemand gesehen oder erwischt wird. Dann würden alle denken: Typisch Schreckenstein!
    Das war der Wunschtraum. Fehlte nur noch die Idee. Kein Problem – die lieferte das Fernsehen. Da war eine Sendung gewesen mit dem Titel „Wie manipulierbar sind Institutionen?“ oder so ähnlich. Darin wurde gezeigt, wie zum Beispiel eine anonyme, telefonische Bombendrohung einen Flugplatz lahmlegen kann. Mit etwas zu drohen, in harmloserer Form, mußte auch bei einer Schule funktionieren, hatten sie gedacht. Natürlich andersherum: daß die Schüler festsitzen und nicht nach Hause dürfen. In der Sendung war auch von Seuchen und Umweltkatastrophen die Rede gewesen – das paßte genau. Fehlte nur noch eine glaubhafte Stimme, zur richtigen Zeit – während des Unterrichts. So kamen sie auf Anke, die noch nie einen Streich gemacht und im Grunde nur das in Bewegung gesetzt hatte, was von der Hellseherin prophezeit worden war.
    Als erster fand Klaus die Sprache wieder, zu eigenwilliger Betrachtung: „Gemüsesuppe mit Einlage.“
    Von der allgemeinen Betroffenheit, die auf den Gesichtern stand, hoben sich die Mienen der Mini-Ritter ab. Nicht, daß sie strahlten, aber sie leuchteten, stolz und zufrieden.
    Der kleine Kuno nannte den Grund: „Sagenhafte Sensation! Und wir sind dabei!“
    „Jetzt wird uns einiges klar“, stellten Ottokar und Stephan wieder einmal gleichzeitig fest.
    „Uns auch!“ bestätigten Sophie und Beatrix. „Mensch, Anke! Du bist vielleicht ein Pulverfaß.“
    Die Betroffene atmete auf. Ihre Last war verteilt, auf viele Schultern.
    „Streiche, Telefon und Licht – sind für kleine Kinder nicht!“ schimpfte Martina mit den Zwerghühnern.
    Hans-Jürgen hatte alles notiert und wiegte den Kopf. „Euch ist viel zuviel eingefallen! Und uns soll jetzt noch mehr einfallen. Typisch Rosenfels!“
    „Vergiß nicht die Kosten!“ erinnerte ihn Dieter, während die kleine Johanna vortrat und zum Richtertisch hinaufrief: „Das bleibt aber unter uns!“
    Mücke sah von einem Zwerghuhn zum andern. „Wenn ihr euch nicht verplappert…“
    „Wir müssen eisern schweigen!“ bestätigte die kleine Ilse.
    „Wie Gräber!“ beschwor sie Sophie. „Wenn drüben jemand was merkt, dann…“ Sie sah Anke an.
    „Wenn uns nichts einfällt, auch!“ schloß Witzbold Klaus.
    Andi schaffte ein mattes Lächeln. „Ich komme mir vor wie ein Vater, dessen Tochter die Schule angezündet hat…“
    Dampfwalze blieb unbewegt. Beruhigend legte er seinen schweren Arm um Ingrid. Doch die war aufgestanden und zu ihrem Bruder gegangen. So wurde sein handgreiflicher Trost der zuteil, die ihn am meisten brauchen konnte – Anke. „Das kriegen wir schon!“
     
     
     

Unternehmen Buchstaben
     
    Ingenieur Blaustampfer hatte das Band mit den ähnlichen Stimmen wieder und wieder abgehört, und jede einzelne mit dem alarmierenden Anruf verglichen. Der war rein zufällig aufgezeichnet worden. Erst kürzlich hatten Monteure die gesamte Telefonanlage gegen eine modernere eingetauscht, deren Möglichkeiten Frau Sedlatschek noch nicht voll beherrschte.
    Ingenieur Blaustampfer war der geeignetste Mann. Im Betriebsquartett spielte er die Bratsche und wußte daher gerade dunklere Stimmen genau zu unterscheiden. Aus diesem Grund traute er sich nicht, nach dem vorliegenden Material den Täter einwandfrei zu bestimmen. Eine Bandaufnahme im Raum und ein Telefonanruf sind akustisch-atmosphärisch grundverschieden. So kam es, daß Frau Sedlatschek während des Unterrichts anrief und verlangte, die ausgewählten Stimmen unverzüglich an den Apparat zu holen. Vor einem Lehrer als Zeugen mußten Jens in der Franz-Joseph-Schule, auf der Burg Andi, Pummel, Armin im Beisein des Rex, auf Rosenfels Martina, Sophie und Anke unter Fräulein Doktor Horns argwöhnischem Vogelblick den schon auf Band gesprochenen Text noch einmal in den Hörer sprechen.
    Nun endlich konnte Ingenieur Blaustampfer Gleiches mit Gleichem vergleichen. Er verglich gründlich. Doch wiederum hinderte ihn seine hohe Musikalität, ein Urteil zu fällen. Da er immer wieder verglich und auch Frau Sedlatschek vergleichen ließ, um dann beider Vergleiche zu vergleichen, wurden die Betroffenen, die nicht wissen konnten, wie gründlich er vorging, in

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