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Ritterturnier auf Schreckenstein

Ritterturnier auf Schreckenstein

Titel: Ritterturnier auf Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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würden, konnten sich die Ritter selbst zusammenreimen. Dafür hatte Dampfwalze mit seiner mißglückten Motorradtour gesorgt: Andreas wohnte in nächster Nachbarschaft, und sein jüngerer Bruder Jens war der beste Freund von Florian.
    Warum Florian die Ritter verständigt hatte, lag ebenfalls auf der Hand. Die Tafelaufschrift, die als „typisch Schreckenstein“ bezeichnet das Vorurteil ausgelöst hatte, stammte ja von ihm. Florian fühlte sich gewissermaßen als EhrenSchreckensteiner.
    Direktor Schuster von der Ebertschule hatte inzwischen den Rex verständigt und sich überraschend vorsichtig ausgedrückt.
    „Sie verstehen, Herr Kollege, daß wir der blamablen Sache nachgehen müssen, in allen Schulen, ohne jedes Vorurteil.“
    „Ohne Vorurteil?“ wunderte sich Ottokar, als der Rex ihn einweihte.
    „An dieser Formulierung ist Doktor Waldmann nicht ganz unschuldig“, meinte der Rex. „Er war am Abend nach der Blamage am Lehrerstammtisch im Guten Tropfen.“
    „Lehrer und Ritter unter derselben Decke!“ lobte Mücke in der Pause nach der ersten Stunde.
    „Wann kommen denn die roten Kreuzritter?“ fragte Strehlau.
    „Besuch über Besuch“, witzelte Klaus. „Demnächst verdiene ich mir mein Schulgeld selber. Als Fremdenführer.“
    Es war kein Galgenhumor. Die Ritter wußten, daß keiner von ihnen mit den Vorfällen etwas zu tun gehabt hatte. Das gab ihnen eine Sicherheit, die bei dem mißtrauischen Klima in anderen Schulen undenkbar gewesen wäre.
    Direktor Schuster hatte auch auf Schloß Rosenfels angerufen. „Sie werden verstehen, verehrte Kollegin, daß wir der Sache nachgehen müssen, in allen Schulen!“ Das Wort Vorurteil ließ er bei ihr weg.

    Fräulein Doktor Horn fand den Gedanken, eines ihrer Mädchen könne verstrickt sein, empörend. Verbitten konnte sie sich die Kontrolle nicht. Wer sagte ihr schon die Wahrheit? Sollte eine ihrer Schülerinnen, angestiftet und verführt von den Rittern, beteiligt gewesen sein, dann würde Direktor Meyer etwas erleben! Beleidigt willigte sie ein. Ihren Mädchen sagte sie jedoch nichts. Nicht einmal den Lehrerinnen. Zu peinlich. Der Besuch war unsinnig. Was sie nicht wollte, durfte nicht sein!
     
    „Gleich nach Tisch ist Schulversammlung im Wohnzimmer“, sagte Schulkapitän Ottokar in der Schweigezeit nach dem Mittagessen.
    Gelassen begaben sich die Ritter hinauf in den großen Eckraum zwischen Süd- und Westflügel. Mitten unter ihnen Doktor Waldmann und der Rex. Neben dem Kachelofen stand ein Tisch, dahinter zwei mittelalterliche Figuren.
    „Ingenieur Blaustampfer vom Roten Kreuz und Frau Sedlatschek von der Telefonzentrale“, stellte der Rex vor. „Es geht um einen Stimmenvergleich. Ihr werdet euch jetzt vorstellen, einer nach dem anderen, mit Namen, Vornamen und Klasse.“
    „So sei’s denn!“ alberte Klaus und machte den Anfang.
    Ingenieur Blaustampfer nickte bei jedem, wie zur Begrüßung. Frau Sedlatschek hatte einen Kleinkopfhörer im Haar und ein Tonbandgerät, auf dessen Tasten sie ab und zu herumdrückte. Sie nickte am Ende jeder Vorstellung, worauf Doktor Waldmann den nächsten Ritter vorschickte.
    Es gab eine Unterbrechung. Andi kam verspätet. „Entschuldigung. Ich mußte telefonieren.“
    „Bleib gleich da!“ Ohne ein Wort der Kritik wurde er sofort drangenommen.
    „Bitte noch mal!“ sagte Frau Sedlatschek und drückte Tasten. Andi wiederholte, Frau Sedlatschek hob die Schultern.
    „Stell dich da drüben hin!“ sagte der Ingenieur und deutete zum Kachelofen.
    Unbeeindruckt stellte sich der Ritter vor das grüne Prunkstück.
    „Aha!“ flüsterte Mücke ganz hinten in einer Fensternische, „eine dunkle Stimme also.“
    „Da wird Andi nicht lang allein bleiben“, meinte Stephan. „Von der Sorte haben wir mehrere.“
    „Die Schwingungslage gibt’s auch drüben“, stellte Pummel fest. Welches der Hühner ihm vorschwebte, sagte er nicht. Es wäre einer voreiligen Verdächtigung gleichgekommen und somit unritterlich gewesen. Minuten später stand er neben Andi. Beide drückten einander die Hand und grinsten.
    Die Minis kamen nicht einmal bis zum Nachnamen. Schon beim ersten Piepston winkte Ingenieur Blaustampfer ab.
    Fritz, Werner, Ralph und Ottokar mußten ihren Spruch wiederholen, doch ohne Folgen. Bei Dampfwalze, Dieter, Stephan und Hans-Jürgen winkte der Ingenieur auch schon nach dem Vornamen ab. Dafür erwischte es Armin, zur allgemeinen Überraschung. Er sprach sonst höher, war aber erkältet. Armin, der immer

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