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Ritterturnier auf Schreckenstein

Ritterturnier auf Schreckenstein

Titel: Ritterturnier auf Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Fahrrad, Sonja auf dem längeren Weg mit ihrem Wagen. Um diese Tageszeit war die Kirche leer. Vom Campingplatz tönte Musik herüber, wie warme Limonade.
    Um ganz sicherzugehen und wegen der besseren Lichtverhältnisse, trafen sie sich auf der Empore bei der Orgel. „Unser erstes Rendezvous in einer Kirche!“ scherzte sie. „Du machst es sehr spannend.“

    Stephan hatte zwei Extrablätter eingesteckt und gab ihr eines.
    „Aha!“ sagte Sonja. „Mein Vater hat schon so was angedeutet. Er rief grade an, als ich wegging. Ich sagte ihm, daß ich dich treffe.“ Sonja las, gab einen Laut des Staunens von sich, las weiter, staunte wieder und meinte schließlich: „Alle Achtung! Wenn unsere verehrte Leiterin das liest…“
    „Was dann?“
    „… darf ich sie heut’ abend wieder zum Lehrerstammtisch fahren! Weil sie wissen will, was die andern dazu sagen.“
    „Gib es ihr, bleib dabei und schau, was sie sagt!“ Stephan reichte Sonja das zweite Exemplar im Umschlag. „Und wenn es gut aussieht, gib das Beatrix. Sonst warte den Stammtisch ab.“
    „Verstehe.“ Sonja lächelte. „Man soll sich nicht zu früh freuen.“
    Stephan nickte. „Dein Vater meint zwar, es wär’ eine Zeitbombe, aber… in eurem Interesse…“
    „Dafür bekommst du einen Kuß“, sagte Sonja und verließ die Kirche als erste.
    Ich häng’ wieder mal ganz schön mit drin! dachte sie auf der Rückfahrt durch die Haarnadelkurven im Wald, hinauf nach Rosenfels. Wie gebe ich ihr das am besten? Unser Hörnchen wird jetzt in ihrem Blümchenzimmer sein. Ich werd’ sagen, mein Vater hat’s mir gegeben… ja, das werd’ ich sagen…
    „Herein!“ rief die strenge Stimme.
    Sonja trat ins Blümchenparadies.
    „Fräulein Waldmann. Was führt Sie zu mir?“
    „Ich war bei meinem Vater. Er läßt Sie grüßen und hat mir das da mitgegeben. Ein Rundschreiben von der Burg. Es wurde in Neustadt verbreitet, und mein Vater meint, Sie sollten es auch kennen. Zur Information.“
    „Wie aufmerksam! Kennen Sie’s schon?“
    Wohlweislich schüttelte Sonja den Kopf.
    „Dann wollen wir mal sehen.“ Mit ihren knochigen Fingern öffnete die Leiterin den Umschlag, entfaltete die Zeitbombe und begann laut vorzulesen:
    Schreckensteiner Extrablatt!
Der sogenannte „Streich“ mit der Quarantäne ist immer noch nicht aufgeklärt. Überall schwelt Mißtrauen. Da wir auf Burg Schreckenstein Streiche machen, bleibt das vorschnelle Urteil an uns hängen. Dagegen wehren wir uns!
Um es klar zu sagen: Mißbrauch öffentlicher Notdienste – das ist für uns kein Streich. Warum sollten wir das Rote Kreuz an der Nase herumführen, wo wir es vielleicht einmal dringend brauchen?
Wer aber kommt auf eine solche Idee? Und wie?
Kürzlich brachte das Fernsehen eine Sendung über die Manipulierbarkeit von Institutionen. So genügt zum Beispiel eine telefonische Bombendrohung, um einen Flughafen lahmzulegen. Wer diese Sendung gesehen hat, könnte leicht in Versuchung geraten, ähnliches einmal auszuprobieren. Jeder könnte das. Er muß dazu kein Schreckensteiner sein.
Wir jedenfalls haben mit diesem sogenannten Streich nichts zu tun und mancher andere Verdächtige gewiß auch nicht. Stimmenproben über Telefon liefern höchst ungenaue Indizien! Einer von uns kam unter die Verdächtigen, weil er erkältet war. Mittlerweile ist seine Stimme wieder normal hoch.
Wo also ist der Schuldige, sind die Schuldigen zu suchen? Unter Tausenden Fernsehzuschauern in der näheren Umgebung!
Wir finden die sogenannten Schuldigen unschuldig. Weil sie nützlich waren. Sie haben uns in der Praxis gezeigt, was das Fernsehen deutlich machen wollte: wie leichtgläubig wir sind, wie hysterieanfällig und bereit zu Überreaktionen. Anruf genügt, schon wird durchgedreht.
Man hätte ja zuerst einmal rückfragen können, ob in der Ebertschule irgendeine Sendung eingegangen oder ein mysteriöses Paket abgeliefert worden ist, ob Schüler in den Ferien in Seuchengebieten waren, statt gleich mit großem Aufgebot die Bürger zu erschrecken.
Auf der alten Tafel stand ein treffender Satz: Laßt euch auch gleich gegen Dummheit impfen! Somit gebührt unser Dank den Schuldigen, wo immer sie sein mögen. Deshalb: Schluß mit Vorurteilen und Vorverurteilungen!
Damit wieder Vertrauen und Versöhnung in den Schulen einziehen kann, laden wir zu einem vergnüglichen Treffen ein:
RITTERTURNIER AUF SCHRECKENSTEIN
Alle Schüler und Schülerinnen sind als Zuschauer oder Mitwirkende willkommen. Jugendliche mögen

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