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Ritterturnier auf Schreckenstein

Ritterturnier auf Schreckenstein

Titel: Ritterturnier auf Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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aus unserem Hörnchen werde ich nicht schlau“, sagte sie. „Seit dem Extrablatt ist sie wie versteinert. Ich kriege nichts aus ihr raus. Vielleicht merkt sie, auf welcher Seite ich stehe.“
    „Stumme Schulleiter sind gute Schulleiter!“ tröstete sie der Schulkapitän. „Einzige Ausnahme: unser Rex.“
    Pummel, als Wasserwart für die Schreckensteiner Boote verantwortlich, leitete die Arbeiten für den Teil des Tjost, der auf dem See stattfinden sollte. Sein Freund Eugen machte umfangreiche Versuche für den Luftkampf, unter dem sich noch niemand Genaueres vorstellen konnte. Die Mehrzahl der Ritter bastelte an Rüstungen, an Helmen und Lanzen, sägte Schilder aus und bemalte sie unter Mauersäges kenntnisreicher Anleitung.
    „Das ist eine… ks… gute Übung in… ks… Schreckenstein-Kunde“, näselte er. „Ihr erlebt, wie meine… ks… Vorfahren gelebt haben.“
    Sie sollten es erleben, alle sollten es erleben, wie’s zuging ehedem bei einem Ritterturnier, an einem Tag, an dem die Sonne lacht, weil auch ihr Freudemachen Freude macht.
    Witzbold Klaus schüttelte nur noch den Kopf über die Menschenmenge. „Wenn’s Nacht wär’, würd’ ich sagen: die Sternstunde von Schreckenstein!“
    Alle – das waren so viele, daß Autos und Busse rechts wie links von der Zugbrücke bis zur Hauptstraße standen, ebenso auf der Zufahrt zu Mauersäges Burghälfte bis hinter den Prinzengarten.
    Alle – das war zuerst einmal nahezu ganz Rosenfels, sämtliche von den Sportwettkämpfen her bekannten Leichtathleten der Franz-Joseph- wie der Ebertschule samt ihren Schiedsrichtern sowie mehr als ein Dutzend Lehrer. Alle – das waren auch Eltern wie Udos Vater und rosa Mama, Strehlaus und Dampfwalzes Mutter, Andis Vater, der Polizeichef, Ralphs Eltern vom Café Capri, die Eltern von Florian und Jens, Eugens Vater, der Architekt, der Schloß Rosenfels renoviert hatte, der kahle Bürgermeister Kress, die Leuchtkugel von Wampoldsreute, Friseurmeister Bächle, Schreiner Schrimpf mit Tochter Elfriede, die Koch Heini beim Büfett half, Bauführer Bock, Evas Eltern vom Neustädter Reisebüro, die Burglehrer Dr. Waldmann, Dr. Schüler, Gießkanne, Schießbude, Rolle, Zahnarzt Dr. Bender, Landarzt Dr. Voss aus Pippling, der Pfarrer von Wampoldsreute. Alle – das waren so viele, daß Jean, der gräfliche Diener, mehrmals mit dem Geländewagen ins Wampoldsreuter Gasthaus fahren mußte, um Getränke herbeizuschaffen, alle – das waren nicht zuletzt „Honoratioren“ wie Ingenieur Blaustampfer, Frau Sedlatschek, Direktor Schuster von der Ebertschule, Doktor Hoffmann, Chefredakteur der Neustädter Zeitung, und – da staunte auch der Rex – Waldemar Waldmeister, Bürgermeister von Neustadt.
    Bürgermeister Kress, neben seinem Neustädter Kollegen sozusagen ein Minibürgermeister, hatte den Weitblick gehabt, die noch von einem Trachtenfest in Wampoldsreute befindliche Stahlrohrtribüne herauf schaffen und aufstellen zu lassen. Die Ehrengäste saßen ebenso hoch wie geehrt, in der Mitte Burgherr und Schirmherr Mauersäge in jagdlichem Grün.
    Ihnen gegenüber auf der anderen Seite der beiden Reitbahnen drängten sich die jungen Zuschauer, viele mit Foto- und Filmkameras. Überall wehten Fahnen, zum Teil wertvolle aus Mauersäges Rittersaal, Standarten, Banner, bunte Bänder. Unter den Fenstern des Westflügels hingen echte Ritterschilde aus der Sippschaft derer von Schreckenstein beziehungsweise von diesen besiegter Feinde – ein ungemein festliches Bild.
    Die Teilnehmer am Turnier, die wackeren Recken, bereiteten sich im Burghof auf den Einzug in die Arena vor. Da wurde von Helfern an den Rüstungen gezurrt, geklopft und geklammert, was die Recken wie Puppen über sich ergehen ließen. Bei heruntergeklappten Visieren waren sie nicht zu erkennen. Überhaupt kannte bei Harnisch und Helm die Phantasie keine Grenzen. Einer trug einen Putzeimer als Topfhelm. Er stand auf den Schultern auf, war mit Gucklöchern versehen und hatte oben als Helmbusch eine Zimmerantenne aufgeschraubt.
    „Das ist unsere Blindflugeinrichtung“, scherzte der kleine Eberhard als Herold.
    Nach einigem Hin und Her mit den auswärtigen Teilnehmern war man übereingekommen, daß Schreckenstein sämtliche „Pferde“ zur Verfügung stellte.
    „Wir haben ein Spezialvollblut gezüchtet. Kein Ritter wird durch einen lahmen Gaul benachteiligt werden!“ hatte Stallmeister Dieter den Recken erklärt.
    Sein Spezialvollblut setzte sich aus drei wichtigen Teilen

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