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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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anpries: »2 Kreuze, 2 Schlingen, 2 Doggy Tables...« An einer anderen Wand hing eine Serie von Bildern, die einen Mann in einem durchsichtigen Plastikhemd zeigten. Sein Penis steckte in einem Lederring, und Blut floss aus Verletzungen an seinem Körper und gerann unter dem Plastik wie auf einem verpackten Stück Fleisch. Auf den ersten beiden Bildern wurde er gezwungen, die Füße eines voll bekleideten Geschäftsmanns abzulecken. Auf dem letzten wurde sein Kopf in eine Toilette gedrückt.
    »Wow.« Caffery stieß einen Pfiff aus. »Die ganz harte Nummer.«
    Er ging zur letzten Wand. Hier hing ein einziges, stark vergrößertes Foto, von dem man nicht genau sagen konnte ob es echt oder gestellt war. Ein Mann mit rasiertem Schädel, der eine Lederschürze trug, biss einem anderen Mann, der nur mit Doc Martens und einem weißen, nietenbesetzten Hundehalsband bekleidet war, die Brustwarze ab. In Hüfthöhe waren zehn Fotos im A4-Format daran geheftet. Caffery beugte sich hinunter, und was er sah, hätte Baines innerhalb von einer Sekunde überführt. Die Fotos zeigten alles, was im North West Tower in Hopewell vorging. Sie zeigten einen kleinen Schwarzen in Stammeskleidung: roter Kaftan, Perlen im Haar, weiße Farbe auf den Wangen. Es war der Kerl mit der Jacke in verschiedenen Posen - einmal bei einem rituellen Tanz in der Kleidung eines Medizinmannes, wie er zähnefletschend in die Kamera schaute, die anderen zeigten ihn neben einem halb 
    nackten Mann auf einem Sofa - Caffery vermutete, dass es sich um Ian Mallows handelte. Er hatte ihm eine Kanüle in den Arm geschoben und ließ Blut in eine große Plastikkanne laufen. Und das nächste Bild, Caffery musste sich die Nase zuhalten, weil ihm Magensäure in die Kehle stieg, zeigte den Medizinmann, wie er neben einer Gestalt kauerte und ein Messer an die rohen, blutigen Stümpfe hielt, an denen einmal Hände gesessen hatten.
    Caffery schluckte angestrengt und nahm sich zusammen, um dieses Bild genauer in Augenschein zu nehmen. Dabei gab es Dinge, die er besser vermied: Mallows' bleicher Körper - er nahm an, dass es Mallows war. Das Blut, das an den weißen Armen nach oben gelaufen war. Die verdrehten Augen. Er musste sich konzentrieren, um diese Dinge auszublenden, denn etwas hier war noch weniger in Ordnung als das Offensichtliche. Nur eins auf dem Foto wirkte unecht, nämlich das Gesicht des Medizinmannes.
    Blinzelnd betrachtete er die Augen, und er sah etwas, das er kannte: Leere. Eine Lüge. Etwas an der Pose - die Haltung des Messers vor der Kamera, das verstellte Gesicht - erinnerte ihn an ein Urlaubsfoto. Und sofort dachte er: Du hast die Hände nicht abgeschnitten, oder? Du bist Dekoration. Und die nächste Frage - Wenn nicht du, wer dann? - brauchte er nicht zu stellen, denn er kannte die Antwort. Er wusste, wer die Hände abgeschnitten hatte.
    Scheiße, dachte er. Hier gibt's keinen Zweifel zu deinen Gunsten, Tig, mein Alter. Keine Erlösung für dich. Du hast mich in die Irre geleitet, hast mich zu TIDARA rennen lassen. Und dann ging ihm ein Licht auf, und er verstand, weshalb.
    »Baines«, sagte er. Flea stand hinter ihm. Sie war blass geworden. »Kannte er Kaiser? Durch Sie?« »Wie bitte?«
    »Ich habe gefragt, ob Baines Kaiser kannte.«  

    »Nein«, sagte sie matt. »Nein, ich meine...« Sie sah ihn an. »Ja, er wusste von ihm.«
    »Von ihm und Ibogain?«
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Wahrscheinlich. Warum?«
    Er seufzte. »Nur so. Kennen Sie das Gefühl, verarscht worden zu sein?«
    Flea trat näher und starrte die Fotos an. Sie hob die Hand, ohne sie zu berühren; der Polizisteninstinkt verbot ihr, irgendetwas zu berühren, aber sie hätte es gerne getan.
    »Mein Gott«, hauchte sie. »Wer ist das?«
    »Ich weiß es nicht, aber wahrscheinlich unser Freund mit der Jacke. Und wenn ich wetten müsste, würde ich sagen, der auf dem Sofa ist Mallows.«
    »Fuck«, murmelte sie gepresst. »Dann ist es wahr.« Sie setzte sich an den kleinen Computertisch und stützte das Gesicht auf beide Hände.
    Er wandte sich von den Fotos ab; er wollte sie berühren, ihr eine Hand aufs Haar legen, aber er wusste, dass das nicht ging. »Erzählen Sie.«
    »Nichts weiter«, sagte sie. »Nur...«
    »Ja?«
    »Nur - als ich bei Mabuza war, hatte ich das sichere Gefühl, er wusste, dass ich von der Polizei war.«
    »Wieso?«
    Ihr Blick wurde wachsam. »Nur so - ich hatte einfach das Gefühl, dass er gewarnt worden war. Das Haus war voller Kruzifixe, als

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