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Ritus

Ritus

Titel: Ritus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und schoss dem Mann eine Kugel in den Oberarm. Aufschreiend verschwand der Maskierte, hatte aber seine Waffe fallen lassen. Sie krachte neben der Frau auf den Boden und zersplitterte. Metall- und Plastikteile flogen davon, das Magazin rutschte in die Gosse.
    Die Braunhaarige senkte das Handy und schaute zuerst ängstlich zu Eric, dann hinauf zum Fenster, bevor sie sich umdrehte und losrannte.
    »Halt, warten Sie!« Er hielt die Pistole so, dass Passanten sie nicht auf Anhieb sehen würden, und spurtete ihr nach.
    Als er an der Tür des Hauses vorbeihastete, vor dem die Frau gestanden hatte, öffnete sie sich unvermittelt. Zwei Maskierte standen auf der Schwelle – und hielten Maschinenpistolen vor sich.
    Eric überließ sich ganz seinen Instinkten. Und wie so oft ließen sie ihn nicht im Stich: Einer seiner Stiefel zuckte nach oben und trat dem vorderen der Angreifer unter den Lauf, die Kugelgarbe surrte über seine Mütze hinweg und perforierte die Hauswand gegenüber. Gleichzeitig schoss er nach dem zweiten Mann, verfehlte ihn absichtlich um wenige Zentimeter, zwang ihn aber zurückzuweichen.
    Eric eröffnete den Nahkampf. Die meisten unterschätzten die Wucht eines Pistolenlaufs, wenn man damit gezielt zuschlug, immerhin bestand er aus Metall und wog einige hundert Gramm. Zusammen mit der entsprechenden Muskelkraft bescherten sie dem Getroffenen einen Ausflug ins Reich der Träume.
    Eric traf gut. Die Makarov kollidierte mit dem Jochbein und fällte den Angreifer auf der Stelle. Er sprang über den Zusammenbrechenden hinweg, packte den Zweiten am Kragen und schlug ihm zweimal hintereinander den Ellbogen mitten ins Gesicht, anschließend rammte er den Schädel gegen die Holztür. Bewusstlos fiel auch dieser Angreifer auf den Flurboden.
    Stimmen nährten sich, Stiefel polterten die Treppe hinab, und eine schlecht gezielte Garbe aus einem vollautomatischen Schrotgewehr stanzte faustgroße Löcher in die Tür. Der Schütze hatte Vollgeschosse geladen, die eine enorme Durchschlagskraft besaßen. Glücklicherweise benutzten die Männer kein Schrot, sonst hätten einige verirrte Kügelchen Eric trotz der schlechten Leistung des Schützen getroffen. Eric entschloss sich, die Frau zu verfolgen, die ihm mehr sagen würde als die wütende Brigade Maskierter, die in einer nicht enden wollenden Flut aus dem obersten Stockwerk heranschwappte. Agenten der Regierung? Egal! Eric rannte auf die Straße zurück. Kugeln umschwirrten ihn, bissen in die Wand, die Reste der Tür und in die Fassade des Nachbarhauses. Es staubte und krachte.
    Die Frau lief weit, weit vor ihm auf das Ende der Gasse zu, schaute über die Schulter und verschwand dann nach links.
    Er jagte sie mit aller Geschwindigkeit, die ihm seine kalten Muskeln liefern konnten, und holte immer weiter auf, bis sie nach der nächsten Ecke unvermittelt vor ihm stand, eine Dose mit Pfefferspray in der Hand.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie ihn, atemlos keuchend, auf Russisch. Er schätzte sie auf Ende zwanzig. »Was ist mit Nadolny geschehen? Warum wollte man mich erschießen?«
    »Langsam.« Er hob vorsichtig die Arme, damit sie sehen konnte, dass er nichts Böses beabsichtigte. »Sie können Deutsch mit mir sprechen«, erklärte er ihr in einem, wie er hoffte, beruhigenden Tonfall. »Keine Ahnung, was hier abgeht. Ich war zufällig vor Ort und wollte Ihnen helfen. Mehr nicht.«
    »Sicher. Und jeder Deutsche in Petersburg hat eine Waffe dabei.« Sie lauschte auf die Stiefelschritte, die sich ihnen näherten.
    »Das sind die Männer, die ihren Freund aus dem Fenster geworfen haben«, erklärte Eric. »Lassen Sie uns abhauen, und dann erklären Sie mir, warum man Sie und ihn umbringen will.«
    »Ich … ich weiß es nicht!« Sie klang verzweifelt.
    »Hat es etwas mit den Wolfsmorden zu tun?« Er gab ihr so den Hinweis, dass er mehr wusste, als er zuerst vorgetäuscht hatte. Und damit überraschte er sie. Die Frau senkte den Arm mit der Spraydose.
    »Wolf? Die Nachrichten haben nichts von einem Wolf gemeldet.«
    In diesem Moment erschien ein einzelner Verfolger in der Straße, sein Schrotgewehr nachlässig gesenkt. Er sah Eric zu spät, lief viel zu nahe an ihn heran und bezahlte seinen Eifer mit Bewusstlosigkeit, die von einem schnellen Handkantenschlag gegen den Hals herrührte. Noch vermied Eric es, Tote zurückzulassen.
    Die Frau rannte schon wieder vor ihm davon.
    »Verdammt, hören Sie schon auf damit! Sie brauchen mich, wenn Sie Petersburg lebend verlassen wollen.« Er

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