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Ritus

Ritus

Titel: Ritus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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haben uns in der Nähe eines Sperrgebiets aufgehalten. Nadolny hat viel fotografiert und gefilmt.« Sie wurde blass. »Wir müssen in seine Wohnung! Die Arbeit eines halben Jahres steckt in unseren Unterlagen.«
    Er reichte ihr das Fernglas, klappte den montierten LCD-Monitor auf und holte sich seine Tatortaufnahmen auf den Schirm. »Können Sie mir etwas zu den Spuren sagen?« Während Eric startete und losfuhr, betrachtete Lena neugierig die Bilder. »Das sind eindeutig die Spuren von Krallen, Krallen wie die einer Großkatze. Nicht die Krallen eines Hundes oder eines Wolfes.«
    »Was ist mit einem Bär?«
    »Mmm … Nein, auch nicht.« Lena schaltete den Bildschirm aus und legte das Fernglas auf den Rücksitz. Dabei bemerkte sie den Kolben des Bernadelli-Schrotgewehrs. »Eric, Sie glauben wirklich sehr, sehr fest an Werwölfe, nicht wahr?«
    »Es ist besser, wenn Sie weiterhin nicht an sie glauben«, meinte er und hielt dreißig Meter vor dem Hauseingang zu Nadolnys Wohnung. »Wir kommen zu spät.«
    Ein Polizeiauto stand quer auf der Fahrbahn und riegelte das Stück Straße ab, Polizisten in Uniform und Zivil liefen umher, hoben hier und da etwas auf oder machten Fotos, andere unterhielten sich mit Nachbarn.
    »Vielleicht nicht.« Lena stieß die Luft aus. »Bis gleich.« Sie sprang aus dem Cayenne, wechselte die Straßenseite und ging ohne zu zögern auf die Beamten zu. Kurz vor ihnen drehte sie ab und betrat ein davor liegendes Haus.
    Eric beobachtete das Verhalten der Polizei. Noch hatte niemand von dem spiegelblanken Porsche Notiz genommen, aber es würde nicht mehr lange dauern. Die Chancen standen gut, dass er kontrolliert werden würde, wenn sie nicht bald verschwunden waren.
    Nach zehn Minuten kehrte Lena zurück. Und sie tat genau das, was man in so einer Situation als absolut und vollkommen falsch bezeichnen durfte: Sie rannte.
    Zwei Polizisten hoben den Kopf und sahen erstaunt in ihre Richtung. Eric beherrschte sich und ließ den Cayenne nicht vorschnell aufheulen, damit hätte alles noch mehr nach Flucht ausgesehen. Aber als einer von ihnen das Funkgerät hob, wurde es Zeit.
    Lena sprang in den Porsche und presste dabei einen dicken Aktenkoffer an sich. »Los, weg hier!«
    »Anschnallen.«
    »Was?« Sie schaute zu den Uniformierten, die zu ihrem Auto liefen.
    »Vorher fahre ich nicht. Anschnallen.«
    Fluchend befolgte sie seine Anweisung. Der Cayenne erwachte schnurrend zum Leben und fuhr los, betont langsam und verkehrsregelkonform. Erst als die Blaulichter des Polizeiautos aufflammten und die Sirene heulte, trat Eric das Gaspedal durch. Als Zielort gab er eine Datscha in das Navigationssystem ein, in der seine Familie gelegentlich die Wochenenden verbracht hatte. Er musste dorthin. Nicht nur, weil sie dort sicher waren.
    »Zweihundert Meter geradeaus, an der Kreuzung links abbiegen.«
    »Wie sind Sie an die Unterlagen gekommen?«
    »Es gibt einen Durchgang vom Flur des anderen Hauses aus. Er war zutapeziert, aber Nadolny hat mir einmal davon erzählt. Irgendeine Marotte des Vormieters. Mit ein bisschen Schwung haben die Tapeten nachgegeben. So bin ich in die Wohnung geschlüpft«, berichtete sie aufgeregt.
    »Unbemerkt?«
    »Natürlich nicht. Brechen Sie mal plötzlich durch die Wand. Aber ich konnte glaubhaft versichern, dass ich an den Ermittlungen beteiligt bin.« Lena zog ein Plastikkärtchen aus dem Mantel. »Mein Büchereiausweis aus Moskau. Den habe ich den Typen von der Spurensicherung kurz gezeigt und mich als Spezialermittlerin ausgegeben. Offenbar hat sie der Aufdruck Moskau schwer beeindruckt.«
    »Und dann haben Sie denen einfach gesagt, dass Sie was mitnehmen?«
    »Genau so.« Sie lächelte. »Als die echten Bullen kamen, bin ich aber doch lieber sehr schnell abgehauen.«
    »Jetzt links abbiegen. Danach vierhundert Meter geradeaus. «
    Eric lenkte den Cayenne mit viel Schwung in die Kurve, driftete über die Kreuzung und hielt zu Lenas Entsetzen auf eine Promenade neben einem vereisten Kanal zu. Inzwischen hatten sie zwei Verfolger bekommen, Volvos mit unauffälliger Lackierung in Dunkelgrau und viel PS.
    »Eric, was machen Sie?«
    »Dreihundert Meter geradeaus.«
    Eric zeigte auf das GPS-System. »Hören Sie es nicht?« Er wich zwei Passanten aus und manövrierte den Geländewagen so knapp an einem Laternenpfahl vorbei, dass nicht einmal ein Stück Papier zwischen Mast und Außenspiegel gepasst hätte.
    »Das Ding ist kaputt!«
    »Noch zweihundert Meter, danach links

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