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Rivalen der Liebe

Rivalen der Liebe

Titel: Rivalen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Rodale
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Kapitel 2
    Carlyle House
Wenige Tage später
    Wie den meisten Gentlemen seines Bekanntenkreises waren Simon Sinclair, dem Viscount Roxbury, sowohl die Ehe als auch jede Form von Armut verhasst. Sein höchstes Ziel war es, als wohlhabender Junggeselle zu leben und zu sterben. Bisher war er bei diesen Bemühungen recht erfolgreich gewesen.
    Sein Vater jedoch, der vornehme, angesehene und geschätzte Earl of Carlyle, hatte bezüglich der Zukunft seines Sohns völlig andere Vorstellungen. Nachdem ihm sein Erstgeborener abhanden gekommen war, rückte nun Roxburys Leben (und insbesondere sein Ehestand) in den Fokus seines Vaters. Was bei den beiden für ständige Spannungen sorgte.
    Während der Sohn sich als Galan und charmanter Lebemann erwies, war sein Vater ein gesetzter, anständiger Mann, der seinen Sitz im Parlament pflichtbewusst einnahm, seine Güter verwaltete und seiner Frau viel Taschengeld aushändigte, sie ansonsten jedoch vollkommen ignorierte. Die beiden kamen gut miteinander aus, denn solange Lady Carlyle immer die neusten Kleider, ausreichend neuen Schmuck und einen großen Freundeskreis hatte, verlangte sie nichts anderes von ihm.
    Roxbury litt bei der Vorstellung, sein Leben könnte irgendwann genauso aussehen, geradezu Höllenqualen.
    Er sehnte sich nach Leidenschaft und lebte für das aufregende Gefühl, sich frisch zu verlieben – immer und immer wieder.
    Roxbury knüllte die Nachricht zusammen, die ihn wieder einmal ins Arbeitszimmer seines Vaters zitierte. Wahrscheinlich würde er sich dort ein weiteres Mal Vorhaltungen darüber anhören müssen, welchen Pflichten ein anständiger Nachfolger zu genügen habe: nicht das ganze Vermögen verprassen, sich eine Frau nehmen und Bälger in die Welt setzen. Er ließ den Papierball absichtlich auf den Aubussonteppich fallen als kleines Zeichen seines Trotzes.
    Sie würden immer Vater und Sohn bleiben. Doch Roxbury ließ sich ab sofort nicht länger wie ein Kind herumkommandieren.
    »Du bist dir selbstverständlich bewusst, dass ich auch durchaus daheim Post empfangen kann«, fing Roxbury an. »Es ist also völlig unnötig, diese Nachrichten in meinen Club zu schicken.«
    Er hatte die Nachricht gestern Nachmittag erhalten, als er gerade eine Partie Karten mit seinen Kameraden im White’s spielte. Roxbury fand jedoch erst jetzt Zeit, dem Ruf zu folgen, denn nach einer Soiree am gestrigen Abend hatte er heute Früh erst einmal in aller Ruhe mit der wunderbaren (und gelenkigen) Lady Sheldon ausgeschlafen.
    Auf dem Weg von ihrem Schlafgemach zum Arbeitszimmer seines Vaters hatte Roxbury eigentlich noch ein paar weiblichen Bekannten und Geliebten einen Besuch abstatten wollen, war jedoch erfolglos geblieben. Keine der Damen war für ihn zu sprechen gewesen, was ihm, ehrlich gesagt, einiges Kopfzerbrechen bereitete. Er wollte jetzt nicht überheblich klingen, aber er war ein beliebter, wohlgelittener Freund. Bis jetzt hatte sich noch nie jemand geweigert, ihn zu empfangen. Über die tieferen Beweggründe der Damen konnte er sich jetzt allerdings keine Gedanken machen, denn er musste seinem Vater Paroli bieten.
    »Es war notwendig, dir die Nachricht in den Club zu schicken«, sagte sein Vater in jenem geduldigen Tonfall, den man sonst bei Kleinkindern oder geistig Minderbemittelten anschlägt. »Gott allein weiß, dass ich unmöglich hätte voraussehen können, im Schlafgemach welcher Frau du dich diese Nacht wieder herumtreibst. Du bist jedenfalls so gut wie nie in deinem abscheulich eingerichteten Stadthaus anzutreffen.«
    In diesem Punkt hatte sein Vater unbestritten recht: Die widerlichen Möbel seines Stadthauses hatte Roxbury einer nicht unerheblichen Zahl wütender Mätressen zu verdanken, die mit einrichtungstechnischen Geschmacksverirrungen Rache an ihm genommen hatten. Ein Zimmer war schlimmer als das nächste: Wohin das Auge reichte – überall abstoßend viel Gold und eine geradezu ekelerregende Masse an rotsamtenen Möbeln. Roxbury interpretierte die Raumgestaltung ganz richtig als verzweifeltes Flehen um seine Aufmerksamkeit, während er schon wieder anderen Frauen nachschaute und die Beziehung allmählich in die Brüche ging. An diesem Punkt weigerte er sich aber regelmäßig, weiter darüber nachzudenken.
    Darum verbrachte er die Tage auch lieber im Club und hielt sich nachts bei anderen Frauen auf. Allein in der vergangenen Woche hatte er in den Schlafzimmern von drei verschiedenen Frauen genächtigt.

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