Rivalen der Liebe
Tat – es gab nur eine Alternative: Armut oder Ehe!
»Diese Form der Erpressung ist hinterhältiger und heimtückischer als das Vorgehen der schlimmsten Kuppelweiber!«
»In unserer Familie pflegen wir gewisse Traditionen«, fuhr der Earl ungerührt fort. Jetzt klang er geradezu heiter, denn die Familie war sein liebstes Thema. »Die Männer der Familie Roxbury treiben es in ihrer Jugend zwar wild, aber nur bis zu ihrem 30. Geburtstag. Dann setzen sie sich zur Ruhe, heiraten und zeugen ihren Nachfolger. Du bist jetzt zweiunddreißig und machst offensichtlich keine Anstalten, dein Verhalten irgendwie zu ändern.«
Simon wusste, dass er problemlos eine Gattin fände, wenn er nur heiraten wollte. Roxbury liebte die Frauen, und die Frauen liebten ihn. Ja, er war sich sicher, dass er sogar jede einzelne der liebenswerten, albernen Debütantinnen haben könnte, wenn er es darauf anlegte, denn er war reich, hatte einen Titel und musste sich auf keinen Fall verstecken.
Aber er wollte nun mal nicht heiraten. Er liebte die Frauen, wohlgemerkt in der Mehrzahl . Das Versprechen, eine einzige Frau zu lieben, und das bis ans Ende seiner Tage – das konnte er einfach nicht. Tief in seinem Herzen war er trotz seines ausschweifenden Lebenswandels immer noch ein Romantiker. Aber er war ebenfalls ein nüchterner Realist.
Eine Ehefrau stünde seinen zahlreichen Affären nur im Weg. Eine Ehefrau passte einfach nicht zu seinem Lebenswandel.
Statt sich flirtend in den Garderoben der Theater dieser Stadt herumzutreiben, müsste er die Herrin seines Hauses heimbegleiten, sobald der letzte Vorhang gefallen war. Eine Ehefrau würde sein Stadthaus vermutlich komplett umdekorieren lassen – genau wie seine zahlreichen Mätressen –, und er müsste in einer lachs-, lavendel- und goldfarbenen Umgebung leben. Ein Graus. Eine Frau würde Bälger mit sich bringen. Und das wäre auf jeden Fall das Ende des Lebens, wie er es bisher gewohnt war.
Roxbury mochte das Leben, das er bisher geführt hatte, allerdings recht gern.
»Zum Teufel mit der Tradition.« Roxbury drückte entschlossen die Zigarre aus. Die Tradition hatte sich keinen Deut um Edward geschert. Eigentlich hätte er seinem Vater als Earl folgen, heiraten und Bälger zeugen müssen. Dann wäre für Roxbury der Weg frei gewesen, um als ruchloser Schwerenöter sein Leben bis zu seinem Tod in vollen Zügen zu genießen. Was idealerweise in den Armen einer vollbusigen hübschen Mätresse stattfände. Aber Edward war nicht mehr hier. Von ihm existierten nur noch das Porträt in Öl über dem Kamin im Salon und ein paar schmerzliche Erinnerungen.
»Ich werde nicht mein Lebenswerk an einen deiner idiotischen Cousins verschleudern, nur weil du dich nicht in der Lage siehst, lange genug mit einer Frau aus gutem Haus zu verkehren, um ihr einen Ring an den Finger zu stecken und ein Baby in ihren Bauch zu pflanzen. Ich lasse nicht zu, dass alle beide von meinen Söhnen solche Reinfälle sind.«
»Zum Teufel mit deinem Ultimatum«, erwiderte Roxbury heftig. Er war so wütend! Erhitzt sprang er auf und verließ das Arbeitszimmer seines Vaters und auf direktem Weg Carlyle House.
Kapitel 3
White’s Gentlemen’s Club
In der St. James’ Street, London
Nach dieser schrecklich aufwühlenden Unterredung mit seinem Vater und der niederschmetternden Erfahrung, dass er am Morgen von niemandem empfangen worden war, machte Roxbury sich auf den Weg zum White’s Genlemen’s Club. Ein ordentlicher Brandy war jetzt genau das Richtige für ihn – um auf seine Auflehnung und die drohende Armut anzustoßen oder um ein letztes Mal das Leben zu feiern, ehe er sich vom heiligen Stand der Ehe auf ewig in Ketten legen ließ. Er wurde schier verrückt vor Verwirrung, weil er einfach keine Ahnung hatte, was er tun sollte. Keine der beiden Alternativen war besonders vielversprechend.
Heirat? Niemals. Armut – nein, vielen Dank.
Er traf zur selben Zeit wie Lord Brookes im White’s ein. Dieser hob fragend die Brauen und schob sich dann schweigend an ihm vorbei. Grußlos.
Roxbury verstand die Welt nicht mehr. Gelegentlich maßen sie sich bei Gentleman Jack’s, dem Boxclub, im Faustkampf. Bisher hatten sie sich immer gut verstanden. Was war das für ein merkwürdiges Verhalten?
Roxbury setzte sich zu seinem guten, alten Freund, dem Duke of Hamilton und Brandon, an einen Tisch. Ein paar andere Herren saßen bereits mit ihm zusammen. Sie nippten an ihren Brandys und lasen Zeitung.
Als sie bemerkten, wer ihr
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