Rivalen der Liebe
Cameron sie teils amüsiert, teils bewundernd genannt und ihr damit zu verstehen gegeben, dass ihre Schönheit und Stärke in der unwirtlichen Umgebung des Outback schwinden würden.
Vielleicht kannte er sie nicht gut genug.
Rebecca, die auf einer Bank in einer schattigen Ecke des Gartens Zuflucht gesucht hatte, blickte auf, als sie Schritte auf dem Kiesweg hörte. Schnell versuchte sie, die Tränenspuren auf ihren Wangen zu beseitigen. Stewarts ebenso plötzlicher wie gewaltsamer Tod war ein schwerer Schock für sie gewesen, und sie hatte sich schuldig gefühlt, als hätte ihre Zurückweisung irgendwie zu seinem Tod geführt. Sie wusste, dass es absurd war, doch das nützte nichts. Stewart war derjenige gewesen, der den verhängnisvollen Fehler gemacht hatte, keinen Schutz zu suchen, aber trotzdem fühlte sie sich in gewisser Weise verantwortlich.
Fee hatte sie informiert, dass Ally und Francesca zur Beerdigung kommen und eine Weile auf Kimbara bleiben würden. Jetzt war hier kein Platz mehr für sie. Fee hatte sie allerdings gebeten zu bleiben. Die Schritte kamen näher. Es waren die Schritte eines Mannes.
Brods. Er kam auf sie zu. Er war förmlicher gekleidet als sonst, denn ständig trafen Leute mit dem Flugzeug ein, um ihm ihr Beileid auszusprechen und ihre Hilfe anzubieten. Nun kam er unter dem Torbogen hindurch, der mit großen gelben Rosen berankt war. Gleich würde er bei ihr sein.
Rebecca atmete tief durch. Sie wusste nicht, warum sie so stark auf diesen Mann reagierte. Brod und sie waren sich ganz bewusst aus dem Weg gegangen. Jetzt suchte er sie auf. Warum? Um sie zu bitten abzureisen? Sie warf ein Kissen beiseite und stand auf.
“Gehen Sie nicht, Rebecca”, bat er und verstellte ihr den Weg. Sein Ton war forsch, aber nicht unfreundlich.
“Was ist, Brod?”, fragte sie, ohne zu zögern, und stellte bestürzt fest, dass ihre Stimme ganz heiser klang.
“Ich finde, wir müssen miteinander reden. Mir ist klar, dass Sie unter Schock stehen, aber ich muss wissen, was gestern vorgefallen ist.”
Es war ganz still, man hörte nur die Vögel zwitschern. Rebecca hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen.
“Ich kann nicht darüber reden, Brod”, sagte sie und wandte sich unvermittelt ab. Sie wollte Trost. Sie spürte, dass dieser Mann ihn ihr hätte geben können, doch er wollte nichts von ihr wissen.
“Sie werden es mir sagen, Rebecca”, warnte Brod sie leise. “Sie sind es mir schuldig.” Er streckte die Hand aus und zwang sie, ihn anzusehen. “Tränen. So viele Tränen. Wegen meines Vaters?” In diesem Moment sah sie aus wie ein Kind.
“Ich fühle mich irgendwie für seinen Tod verantwortlich.”
Ihre Stimme klang so gequält, dass er das Bedürfnis verspürte, ihren Schmerz zu lindern. “Mein Vater wusste, dass er irgendwo Schutz suchen musste, Rebecca.” Eindringlich sah er sie an und versuchte zu ergründen, was in ihr vorging. “Aber es überrascht mich, dass Sie mit ihm geritten sind. Ihnen muss doch klar gewesen sein, dass ein Gewitter aufzog.”
Rebecca setzte sich wieder und rang die Hände. “Ich wollte ihn nicht begleiten, aber Ihr Vater hat behauptet, es würde keinen Regen geben.”
Insgeheim verfluchte er seinen Vater. “Das
kann
passieren, aber mein Vater war genauso in der Lage, die unterschiedlichen Wolkenformationen zu interpretieren, wie ich es bin.” Da er ihr nicht zu nahe kommen wollte, setzte er sich auf die niedrige Mauer, die ein Blumenbeet umgab. “Wohin sind Sie geritten?”
Flüchtig blickte sie auf. Ihre grauen Augen wirkten unnatürlich groß in ihrem blassen Gesicht. “Ihr Vater wollte mir die Zeichnungen der Aborigines in den Höhlen zeigen.”
Genau das hatte er vermutet. “Das hat er gesagt, ja?”
“Ich wollte sie nicht sehen.” Heftig schüttelte sie den Kopf. “Ich meine, ich möchte sie irgendwann mal sehen, aber ich war den ganzen Tag so nervös. Jetzt weiß ich, warum.”
“Sie sind also nicht so weit gekommen?”, hakte Brod nach.
Sie zuckte mit den Schultern. “Ich bin in eine andere Richtung geritten. An den Wasserlöchern entlang. Ich liebe die Vögel und die Seerosen dort.”
“Was verschweigen Sie mir, Rebecca?”, fragte er plötzlich.
“Was wollen Sie denn von mir hören? Ich muss schließlich damit leben.”
Nur Gott weiß, was geschehen ist, dachte er, und auf einmal hatte er das alles so satt. “Sie machen einen verzweifelten Eindruck.”
“Das bin ich auch.” Ihre Augen funkelten. “Ich möchte nach
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