Rivalen der Liebe
Rebecca Hunt verliebt gewesen war, wusste Ally aber nicht, und er, Brod, würde es ihr jetzt auch nicht sagen. Früher oder später würde sie es natürlich erfahren.
“Ich komme”, erklärte Ally schließlich. “Ich nehme morgen den ersten Flug.”
“Buch dir hier einen Charterflug, und komm, so schnell du kannst”, erwiderte er.
“Ich hab dich lieb, Brod”, sagte sie. Brod, ihr starker großer Bruder. Er hatte immer auf sie aufgepasst und war immer nett zu ihr gewesen.
“Ich dich auch, Ally.” Er klang bedrückt. “Ich weiß nicht, wie wir das durchstehen sollen, aber wir werden es schaffen.”
Als sie kurz darauf auflegte, merkte sie, dass sie am ganzen Körper zitterte. Sie würde die Party sofort verlassen. Sie würde sich bei den Gastgebern entschuldigen und dann sofort nach Hause fahren und packen.
Das Ende einer Ära, dachte sie. Von nun an wird Brod das Sagen haben.
Als sie zu der hohen Flügeltür ging, schimmerte ihr trägerloses smaragdgrünes Kleid im Licht. Es wird viele Probleme geben, überlegte sie. Unter anderem würde sie Rafe wiedersehen. Es würde eine große Beerdigung werden. Ihr Vater war ein sehr bedeutender Mann gewesen. Die meisten Familien, die im Outback lebten, würden vertreten sein, Politiker, Juristen, Geschäftsleute. Rafe und Grant Cameron würden sich als enge Freunde der Familie aus der Masse hervorheben. Der alte Klatsch würde wieder aufblühen. Jeder wusste von ihrer Affäre mit Rafe. War sie nicht glücklich gewesen? Doch schließlich war sie aus Angst vor ihren Gefühlen davongelaufen. Wie ihre Mutter hatte sie die Flucht ergriffen, und Rafe, ihr geliebter Rafe, hatte nichts mehr von ihr wissen wollen. Allein beim Gedanken an ihn konnte die alte Sehnsucht wieder erwachen, doch Ally wusste, dass sie ihn für immer verloren hatte.
Als Fee ihre Tochter Francesca in London anrief, erklärte diese: “Ich komme, Fee. Ich werde gleich einen Flug buchen. Ich weiß, dass du und Onkel Stewart Differenzen hattet, und ich weiß auch,
warum
, aber zu mir war er immer sehr nett. Es ist das Mindeste, was ich tun kann. Außerdem möchte ich dich und Brod und Ally gern wiedersehen.” Es erschien ihr unpassend, Grant Cameron zu erwähnen, auch wenn sie ständig an ihn denken musste.
“Die Beerdigung ist am Freitag”, sagte Fee. “Mein armer Bruder liegt in einem kalten Raum, aber so hat Brod genug Zeit, um alles in die Wege zu leiten. Wir stehen alle unter Schock. Es gibt nicht viele, die Stewart mochten. Viele haben ihn sogar gefürchtet. Aber er war so energiegeladen und vital. Es ist schwer zu glauben, dass er tot ist.”
“Ich kann es auch noch nicht fassen”, gestand Francesca traurig und strich sich das Haar aus der Stirn. “Jetzt ist Brod also Herr von Kimbara. Er hat sein Erbe angetreten.”
“Auf Kimbara wird sich vieles ändern”, erklärte Fee. “Ich sage es zwar nicht gern, aber Stewart hat nur an sich gedacht. Brod ist wie mein liebster Sir Andy. Er wird seinem Erbe dienen.”
“Ally und Brod tun mir so leid”, meinte Francesca.
“Glaubst du, mir ist nicht klar, was
dir
gefehlt hat, Francesca?”, erkundigte Fee sich schuldbewusst. “Ich war eine schreckliche Mutter.”
Francesca nickte unwillkürlich. “Ich weiß.” Dann lachte sie und wurde wieder ernst. “Aber ich hab dich trotzdem lieb.”
“Ich weiß, und ich habe es nicht verdient.” Fee räusperte sich. “Es ist ein großer Trost für mich, dass du kommst. Dieser lange Flug! Du musst unbedingt Rebecca kennenlernen. Sie ist mit Stewart ausgeritten, als er ums Leben gekommen ist, und es war ein schwerer Schlag für sie. Sie möchte abreisen.”
“Das verstehe ich”, erwiderte Francesca leise. “Es muss furchtbar für sie gewesen sein.”
“Es ist typisch für Stewart, auf so dramatische Weise ums Leben zu kommen”, jammerte Fee. “Lass mich wissen, wann du kommst, Liebes. Wir werden dir einen Anschlussflug chartern. Vielleicht kann Grant Cameron, dieser Teufelskerl, dich ja abholen. Bestimmt möchte er dich wiedersehen.”
Das hoffe ich, dachte Francesca, bevor sie sich von ihr verabschiedete und auflegte. Sie saß auf dem Bett, und als sie aufsah, fiel ihr Blick in den Spiegel. Sie ähnelte ihrer Mutter überhaupt nicht, sondern kam vielmehr nach ihrer Familie väterlicherseits. Sie hatte eine Cousine, Alexandra, die genau wie sie tizianrotes Haar und kornblumenblaue Augen hatte. Man hielt sie oft für Schwestern.
“Eine typische englische Schönheit” hatte Grant
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