Rivalen der Liebe
ihm wäre das Herz stehen geblieben. Sein Vater war vor seinen Augen vom Blitz getroffen worden. Auch das Pferd war zu Boden gegangen. Jetzt folgte das Donnern, wie das Grollen eines übel wollenden Gottes. Brod sah, dass Rebecca hinuntergefallen war und auf dem Boden lag, während Jeeba sich aufzurappeln versuchte.
Er fühlte sich verpflichtet, zuerst zu Rebecca zu fahren und sie in den Jeep zu ziehen, wo sie sicher war. Dann musste er zu seinem Vater. Er wusste, dass der Blitz mehr als einmal an derselben Stelle einschlagen konnte, doch er musste zu ihm. Seine Augen brannten, und sein ganzes Leben schien wie ein Film vor ihm abzulaufen. In dem Moment wurde ihm bewusst, wie unwirklich dieser Tag war.
Rebecca war bei Bewusstsein und stöhnte leise. Nachdem Brod sich vergewissert hatte, dass sie sich nichts gebrochen hatte, hob er sie hoch und verfrachtete sie in den Wagen.
“Brod? Mein Gott, was ist passiert?”
“Der Blitz hat eingeschlagen”, rief er. “Bleiben Sie im Jeep. Rühren Sie sich nicht von der Stelle.” Er knallte die Tür zu und stellte wütend und traurig zugleich fest, dass Jeeba taumelte. Wenn sie sich ein Bein gebrochen hatte, musste sie ruhig gestellt werden. Unerklärlicherweise hatte das Unwetter inzwischen nachgelassen und schien in Richtung der Hügel mit den Höhlen zu ziehen.
Er fand seinen Vater auf dem mittlerweile nassen Boden, den toten Wallach neben ihm. Verzweifelt versuchte er, seine Gefühle zu unterdrücken, und begann, ihn wiederzubeleben.
Irgendwann kam Rebecca zu ihm, aschfahl und völlig durchnässt. Sie sah sehr jung aus.
“Brod”, sagte sie nach einer Weile sanft, nahm seine Hand und barg das Gesicht an seiner Schulter. “Ihr Vater ist tot.”
“Wovon reden Sie?”, fragte er. “Er lebt, er atmet …”
“Nein, das tut er nicht.”
Trotzdem versuchte er es ein letztes Mal, während Rebecca neben ihm saß und weinte. “Er kann nicht tot sein”, sagte er verzweifelt.
“Es tut mir so leid …”, brachte sie hervor. Dies war der schlimmste Tag ihres Lebens. Es war so schrecklich für Brod. Sie wollte ihn trösten, doch sie war zu erschöpft.
Jetzt kamen aus allen Richtungen Männer herbei. Brod hielt den Kopf seines toten Vaters im Schoß, während sie zusammengesunken dasaß und stumm betete.
“Was ist passiert?”, rief Ted Holland außer sich. “Rede mit mir, Brod!”
Langsam blickte Brod auf. “Mein Vater hat eine große Dummheit begangen, Ted. Er ist im Gewitter ausgeritten. Ich habe gesehen, wie der Blitz ihn getroffen hat und wie sein Pferd mit ihm gestürzt ist. Sie wurden beide getroffen.”
“Mein Gott … Und die Lady?” Ted blickte zu Rebecca, die ziemlich ruhig, aber völlig durcheinander wirkte.
“Ich fürchte, sie steht unter Schock”, erklärte Brod finster. “Wir müssen sie ins Haus bringen. Fee ist da, Ted. Nimm den Jeep, und komm dann wieder her. Ich muss meinen Vater nach Hause bringen.”
5. KAPITEL
A lison Kinross erhielt die Nachricht vom Tod ihres Vaters auf einer Party, die zu Ehren des Besuches eines amerikanischen Filmstars stattfand.
“Du kannst im Arbeitszimmer sprechen”, sagte die Gastgeberin leise, nachdem sie sie beiseitegenommen hatte. “Dein Bruder ist am Apparat.”
Ally geriet sofort in Panik, weil sie wusste, dass Brod einen guten Grund haben musste, um ihr hinterherzutelefonieren. Sie telefonierte oft mit ihm, aber wenn sie nicht zu Hause war, hinterließ er immer eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Ally eilte ins Arbeitszimmer der Sinclairs und schloss die Tür hinter sich. Sie war eine auffallend schöne junge Frau, denn sie hatte dunkles, lockiges Haar und mandelförmige grüne Augen – wie so viele in der Familie. Auch Fiona Kinross hatte grüne Augen, und sie schlug daraus Kapital.
“Er ist tot, Ally”, sagte Brod ganz leise, nachdem Ally den Hörer in die Hand genommen und sich gemeldet hatte. “Unser Vater wurde heute Nachmittag vom Blitz getroffen.”
Obwohl es sie schockierte, weinte sie nicht, denn ihr Vater hatte sie zu tief verletzt. Allerdings verspürte sie großen Kummer. “Wo, Brod? Wie ist es passiert?”
Angespannt hörte Ally zu, während er ihr berichtete, was geschehen war. Dabei ging er jedoch nicht zu sehr ins Detail. Er erzählte ihr, dass ihr Vater Rebecca zu einem Ausritt eingeladen hatte, obwohl er es eigentlich besser hätte wissen müssen – es sei denn, er hatte etwas vorgehabt. Schließlich hatte ihr Vater immer Geheimnisse vor ihnen gehabt. Dass er in
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