Rivalen der Liebe
du jemanden bittest, dich von hier mitzunehmen, Rebecca”, fügte er hinzu. “Tu Fee nicht weh. Wenn du bereit bist, mir alles über dich zu erzählen, dann bin ich für dich da.”
Wie könnte ich es ihm sagen, dachte sie und sah ihm nach, bis er die Treppe erreichte und, ohne sich noch einmal umzublicken, hinunterging. Zurück zu seiner Familie.
Ich hatte auch mal eine Familie, dachte sie, als sie verzweifelt in ihr Zimmer ging und die Tür hinter sich schloss. Sie waren sogar eine sehr glückliche Familie gewesen, bis ihre Mutter verunglückt war. Sie hatte im Auto einer Freundin gesessen, als ihnen ein anderer Fahrer hineingefahren war. Ihre Freundin war dabei ums Leben gekommen. Ihre Mutter verbrachte den Rest ihres Lebens im Rollstuhl, liebevoll umsorgt von ihr, Rebecca, und ihrem Vater. Einige Jahre nach dem Tod ihrer Mutter heiratete ihr Vater wieder, eine schöne Eurasierin, die er in Hongkong kennenlernte. Während dieser Zeit flog er die Strecke Sydney-Hongkong, und sie, Rebecca, war im Internat. Dennoch hatten sie engen Kontakt zueinander, und Vivienne, ihre Stiefmutter, schickte ihr jedes Mal ein wunderschönes Geschenk zum Geburtstag. Die Ferien verbrachten sie zusammen an den exotischsten Orten wie Bangkok, Phuket, Bali und zweimal in Marrakesch, bis Vivienne ihr erstes Kind bekam, einen süßen kleinen Jungen namens Jean Phillipe. Zwei Jahre später wurde ein kleines Mädchen, Christina, geboren.
An der Universität lernte sie, Rebecca, dann Martyn kennen. Er war einige Jahre älter als sie und an der juristischen Fakultät. Sie studierte Publizistik. Schon bald wurden sie ein Paar. Martyn war überdurchschnittlich intelligent, gut aussehend und das einzige Kind wohlhabender Eltern. Meredith, seine Mutter, entpuppte sich bald als sehr besitzergreifend, akzeptierte sie jedoch.
Sie heirateten, als sie, Rebecca, zwanzig war und Martyn vierundzwanzig. Zuerst waren sie glücklich, obwohl Martyn der Ansicht war, sie bräuchte ihr Studium nicht zu beenden. Er war zu diesem Zeitpunkt ein aufstrebender junger Anwalt in einer renommierten Kanzlei, in der man ihn wegen seiner exzellenten Noten eingestellt hatte. Seine Mutter hatte nie gearbeitet, sondern sich der Aufgabe verschrieben, eine perfekte Ehefrau und Mutter zu werden. Von ihr, Rebecca, erwartete sie dasselbe. Außerdem wünschte sie sich zwei Enkelkinder, einen Jungen und ein Mädchen. Martyn hatte es allerdings nicht eilig damit, eine Familie zu gründen.
Sie, Rebecca, brauchte eine Weile, um zu merken, dass Martyn keine Freunde brauchte – jedenfalls nicht ihre Freunde. Er wollte sie nicht in ihr schönes Stadthaus, das seine Eltern ihnen zur Hochzeit geschenkt hatten, einladen und auch nicht auf ihre Partys gehen. Irgendwann kam niemand mehr vorbei, und eine ihrer Freundinnen sagte: “Martyn will dich ganz für sich haben, Becky. Merkst du das denn nicht?”
Ihre Ehe hielt genau drei Jahre. Sie, Rebecca, weigerte sich kategorisch, ihr Studium abzubrechen, zumal sie als überragende Studentin galt. “Journalismus? Was ist das?”, machte Martyn sich immer über sie lustig. “Bleib zu Hause und schreib einen Bestseller.”
Sie fühlte sich zunehmend von ihm eingeengt. So hatte sie sich ihr Leben nicht vorgestellt. Allmählich wurde ihr klar, dass Martyn trotz seiner Intelligenz für sie nicht mehr interessant genug war. Für ihn war nur wichtig, dass sie ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit widmete.
Im letzten Jahr ihrer Ehe wurde Martyn gewalttätig. Zuerst verabreichte er ihr eine schallende Ohrfeige, bei der sie fast zu Boden ging. Natürlich war sie entsetzt darüber. Ihr Vater war immer so sanftmütig gewesen. Noch am selben Abend zog sie aus und ging zu Kim, ihrer besten Freundin. Martyn folgte ihr und bat sie unter Tränen um Verzeihung.
“Geh nicht zu ihm zurück, Becky”, warnte Kim sie. “Es wird wieder von vorn anfangen.”
Doch Martyn war ihr, Rebeccas, Ehemann, und sie nahm das Ehegelübde sehr ernst. Als er sie das letzte Mal schlug, landete sie mit gebrochenen Rippen im Krankenhaus.
Nun war es vorbei. Sie konnte wieder zu leben anfangen. So einfach war es allerdings nicht. Martyn schikanierte sie so lange, bis sie ihm damit drohte, zu seinem Vorgesetzten zu gehen, einem netten Mann, der sie mochte, und sich über ihn zu beschweren. Kurz darauf war sie nach London gegangen, fest entschlossen, sich nie wieder auf so etwas einzulassen. Erst lange danach hatte sie wieder eine Beziehung begonnen, aber nie wieder wirklich
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