Rivalen der Liebe
nicht sagen. Schließlich tat er es doch. “Hast du denn ein Herz?” Ein Schritt. Ein Irrtum, und er würde sie in die Arme nehmen.
“Ich habe dich geliebt. Du hast mir alles bedeutet.” Wegen der vielen Zuschauer schaffte sie es, äußerlich ruhig zu bleiben. Allerdings bebte ihre Stimme.
“Aber du hattest keine Ruhe, bevor du etwas anderes ausprobiert hattest, stimmt’s?”
“Wenn das nur alles wäre!”, rief Ally. “Ich war zu jung, Rafe. Ich konnte mit dem, was zwischen uns war, nicht umgehen. Unsere Beziehung war zu stark.”
“Siehst du es so?”
“Wenn du so fragst, ja.” Sie schaffte es, den Leuten zuzunicken, die in ihre Richtung blickten. Amanda Sowieso starrte sie geradezu an. Anscheinend war sie eifersüchtig.
“Na ja, jetzt spielt es sowieso keine Rolle mehr”, bemerkte Rafe.
Grant folgte Francesca nach draußen in den Flur. “Na, was macht der Jetlag?”, fragte er, und sein markantes Gesicht verriet echte Besorgnis.
“Ich habe mich blamiert, stimmt’s?”
Er blickte auf sie hinab und lächelte. “Nach einer so langen, anstrengenden Reise wäre ich wahrscheinlich auch in Ohnmacht gefallen.”
Die Vorstellung amüsierte Francesca, denn er wirkte so stark. “Wenigstens hast du mich aufgefangen.” Kaum hatte sie die Ankunftshalle im australischen Busch betreten, hatte sie, die sich für eine erfahrene Globetrotterin hielt, einen Schwächeanfall gehabt.
“Ich hatte das Gefühl, dass ich eine Blume auffange.” Während er Francesca betrachtete, dachte er, dass sie das hübscheste Gesicht hatte, das er je gesehen hatte. Ally Kinross war auf ihre Art schön – temperamentvoll und herausfordernd. Rebecca war ebenfalls eine Schönheit, aber so kühl und beherrscht, als wäre sie aus Eis. Dieses bezaubernde Wesen hingegen war süß und unschuldig und übte eine sehr starke Wirkung auf ihn aus.
“Schreib mich nicht ab, Grant”, neckte Francesca ihn. “In mir steckt mehr, als du glaubst.”
Grant zog eine Augenbraue hoch. “Habe ich das denn getan?”
Sie lächelte ihn an und nickte. “Du denkst, ich passe nicht hierher.”
Zeig mir eine Rose, die in der Wüste wächst, dachte er. Und Francesca erinnerte ihn an eine Rose – eine rosarote Rose in einer silbernen Vase. “Ja, das Gefühl habe ich”, räumte er ein. “Zum Beispiel würde dir die Hitze zu schaffen machen.” Allerdings entdeckte er nicht die winzigste Schweißperle in ihrem makellosen Gesicht.
Sie hätte schreien mögen. “Du wirst es mir nicht glauben, aber ich finde die Hitze toll. In England war es schrecklich kühl und feucht. Ich möchte dir noch mal dafür danken, dass du mich hergeflogen hast, Grant. Ich weiß, dass du sehr beschäftigt bist.”
Das stimmte. “Für mich müsste der Tag mehr als vierundzwanzig Stunden haben. Ich habe Pläne. Große Pläne. Ich möchte …” Er verstummte und warf ihr einen zerknirschten Blick zu. “Entschuldigung. Du hast die weite Reise nicht gemacht, um dir Grant Camerons Visionen anzuhören.”
“Nein, erzähl mir davon.” Francesca umfasste seinen Arm. “Ich weiß natürlich, dass du einen Hubschrauber-Flugdienst hast. Aber du möchtest eine eigene Airline gründen, um das Landesinnere bedienen zu können, stimmt’s? Und du willst sowohl Passagiere als auch Fracht befördern.”
Grant blickte sie verblüfft an. “Wer hat dir das erzählt?” Da gerade ein älteres Ehepaar in den Flur kam, führte er Francesca nach draußen auf die Veranda.
“Brod hat es mir erzählt.” Sie blieb stehen, um ihn anzusehen. Dabei fiel ihr einmal mehr auf, wie gebräunt er war und wie seine fast topasfarbenen Augen leuchteten. “Brod interessiert sich sehr für deine Pläne. Und ich mich auch.”
“Das ist toll.” Er lächelte jungenhaft. “Aber bist du sicher, dass du genug Zeit hast? Ich dachte, du würdest in weniger als einer Woche in deine glamouröse Welt zurückkehren.”
Sie wusste, was er dachte. “Ich finde es hier viel aufregender, Grant Cameron.”
Wo sonst konnte man ein so großes Herrenhaus inmitten der Einsamkeit und wilden Schönheit der australischen Wüste finden? Wo sonst konnte man einen so tollen Mann finden? Vielleicht würde sie sich Liebeskummer einhandeln, indem sie sich auf eine flüchtige Romanze ohne Zukunft einließ, aber eins war sicher: Grant Cameron zog sie magisch an.
Es war schon spät und alle schliefen, als Rebecca in ihr Bad ging, um nach Schmerztabletten zu suchen. So starke Kopfschmerzen hatte sie lange nicht mehr
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