Rivalen der Liebe
gehabt. Vielleicht hatte sie Fieber, denn sie glühte förmlich.
Da sie nur noch eine Tablette hatte, beschloss sie, nach unten in den großen Erste-Hilfe-Raum zu gehen. Sie war ganz durcheinander, weil ihr die Ereignisse des Tages immer wieder durch den Kopf gingen. Sie konnte Stewart Kinross’ letzte Worte nicht vergessen.
“Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass er Sie bekommt.”
Das konnte sie Brod unmöglich sagen. Er würde den Verstand verlieren.
Sie erinnerte sich daran, wie sie Jeeba die Sporen gegeben hatte. Die arme Jeeba! Man hatte sie einschläfern müssen, und damit wurde sie, Rebecca, nicht fertig. Fee, Ally und Francesca hatten ihr den ganzen Nachmittag lang seelischen Beistand geleistet, doch Brod war nicht in ihre Nähe gekommen. Er hatte sie förmlich gemieden.
Und da war immer noch etwas, das er nicht wusste. Er wusste nicht, dass sie einmal verheiratet gewesen war. Er wusste nicht, dass ihre Ehe in die Brüche gegangen war. Er hatte sie ermuntert, mit ihm zu reden, aber sie bezweifelte, dass sie über jene schreckliche Zeit würde sprechen können.
Nein, sie wollte nicht daran erinnert werden. Sie wollte nicht an den fatalen Fehler erinnert werden, den sie gemacht hatte. An die vielen Male, die sie geweint hatte. An die Scham über Martyns Verhalten. Und auch nicht an den Besuch seiner Mutter.
Meredith hatte ihr vorgeworfen, sie hätte Martyn mit ihrem Freiheitsdrang und ihrem Wunsch zu arbeiten zu Gewalttätigkeit provoziert, und sie gedrängt, zu ihm zurückzukehren. Ob sie denn nicht wüsste, dass er sie liebte? Er würde ihr geben, was sie wollte, wenn sie zu ihm zurückginge.
Sicher war Meredith wieder mit dem Problem konfrontiert worden. Martyn liebte es, Frauen zu quälen. Vielleicht war es seine Art, sich an seiner krankhaft besitzergreifenden Mutter zu rächen.
Und wie sollte sie, Rebecca, Brod das alles erzählen? Andererseits war es für ihn und Ally bestimmt nicht einfach gewesen, in diesem Haus aufzuwachsen. Selbst Fee hatte von den destruktiven Eigenschaften ihres Bruders gesprochen. Nun wurde ihr allmählich klar, dass Lucille Kinross genau wie sie gezwungen gewesen war, einer unglücklichen Ehe zu entfliehen.
Rebecca schlüpfte in ihren Morgenmantel und verknotete den Gürtel. Für sie gab es keine Hoffnung. Sie würde immer mit ihrer Schuld leben müssen, ob diese nun echt war oder eingebildet. Sie hatte Stewart Kinross niemals ermutigt. Bisher war ihr der Gedanke gar nicht gekommen, aber vielleicht war sie zu sehr auf seine Aufmerksamkeiten eingegangen?
Als sie unten war, glaubte sie, ein Geräusch gehört zu haben. Einen Moment lang stand sie regungslos da und lauschte. Beide Stockwerke waren schwach erleuchtet. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals.
Nein, sie musste sich getäuscht haben. Da war niemand.
Rebecca eilte den Flur entlang, der zur Küche führte, und bog rechts zum Erste-Hilfe-Raum ab. Dieser war gut bestückt, denn auf Farmen im Outback ereigneten sich ständig große und kleine Unfälle. Als sie das Licht einschaltete, war sie im ersten Moment geblendet, dann sah sie ihr Gesicht in einem Spiegelschrank. Es war aschfahl.
Sie brauchte ein sehr starkes Schmerzmittel. Daher ging sie zu einem der Schränke, in dem sich, wie sie wusste, verschiedene Schmerzmittel befanden, und las die Aufschriften auf den Packungen.
“Ich wusste doch, dass ich es nicht geträumt habe”, ließ sich eine tiefe Stimme hinter ihr vernehmen.
“Brod!” Rebecca wirbelte herum und ließ dabei aus Versehen eine Packung fallen. Sofort schoss ihr das Blut in den Kopf.
“Was ist los?” Brod bückte sich, um die Packung aufzuheben, und betrachtete sie dann. “Hast du Kopfschmerzen?”
Rebecca fasste sich an die Schläfe. “Ich glaube, so schlimme Kopfschmerzen habe ich noch nie gehabt.”
“Die hier sind vielleicht nicht stark genug.”
“Ich nehme sie trotzdem.”
“Warum flüsterst du eigentlich?” Er ging zu einem anderen Schrank, nahm ein Glas heraus und ließ am Waschbecken Wasser hineinlaufen.
“Weil es schon sehr spät ist. Weil du mich erschreckt hast.” Sie lachte heiser. “Wie soll ich mich noch rechtfertigen?”
“Lass uns nicht streiten.” Brod drehte sich zu ihr um und betrachtete sie. “Du bist sehr blass. Ich weiß, wie dir zumute ist, Rebecca. Ich habe meinen Kummer in Whisky ertränkt.”
Er drückte zwei Tabletten aus der Packung. “Hier”, sagte er leise. “Ich hoffe, die helfen.”
Als sie die Tabletten entgegennahm und er dabei
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