Rivalen der Liebe
ihre Hand berührte, fragte sie sich unwillkürlich, wie es wohl wäre, seine Hände auf ihrem Körper zu spüren. Sie nahm die Tabletten und trank einige Schluck Wasser.
“Komm und rede mit mir”, sagte Brod leise. “Ich möchte nicht allein sein.”
Obwohl sie auch nicht allein sein wollte, zögerte Rebecca. “Vielleicht …”
“Vielleicht was?” Brod blickte auf sie hinunter. In dem seidenen Morgenmantel sah sie wie ein blassgrünes Blumenblatt aus.
“Vielleicht ist das keine so gute Idee, Brod.”
“Eine bessere habe ich nicht.” Brod nahm ihre Hand. Sein attraktives Gesicht war angespannt. Er trug ein hellblaues Hemd, das er wegen der Hitze fast ganz aufgeknöpft hatte, und die obligatorischen Jeans.
“Wohin gehen wir?”
“Keine Panik. Ich gehe nicht mit dir ins Bett.”
In ihrer Verwirrung hätte sie beinahe gerufen: “Nimm mich. Halt mich fest. Ich möchte mich in deinen Armen verlieren.” Stattdessen ließ sie sich schweigend von ihm führen. Am Arbeitszimmer blieben sie stehen, und Brod langte um sie herum, um das Licht einzuschalten. “Du kannst dich aufs Sofa legen”, sagte er und ließ ihre Hand los. “Du musst nicht reden, wenn du nicht willst. Ich möchte nur, dass du bei mir bist.”
Rebecca ging zu dem großen weinroten Chesterfieldsofa und kuschelte sich darauf. Brod nahm ein Kissen von einem Sessel und legte es ihr in den Nacken. “Entspann dich, Rebecca. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich würde dir niemals wehtun.”
“Das hätte ich auch nie gedacht.” Sie fürchtete sich vielmehr vor ihren Gefühlen. Sie lehnte sich zurück, und er strich ihr flüchtig durchs Haar.
“Was für ein schrecklicher Tag!”
“Ich weiß. Du tust mir leid, Brod.”
Brod stöhnte leise auf. “Es fällt mir schwer, um meinen Vater zu trauern, Rebecca. Und ich schäme mich dessen nicht einmal.” Er setzte sich in einen großen Armsessel. “Mach die Augen zu, damit die Tabletten wirken.” Nach kurzem Zögern fuhr er fort. “Eltern sollten die Liebe ihrer Kinder nicht zerstören, Rebecca. Kinder haben ein Recht darauf zu lieben. Warum setzt man sie sonst in die Welt? Dad wollte einen
Erben”
, fuhr er gequält fort. “Er hat immer so getan, als wäre ich eine große Enttäuschung für ihn. Ally auch. Kannst du dir das vorstellen? Meine schöne, begabte Schwester. Meine Mutter war auch eine große Enttäuschung für ihn. Sie konnte damit nicht leben. Sie ist weggelaufen.”
Sollte sie ihm jetzt von ihrer Ehe erzählen?
“Manchmal denke ich, dass ein Fluch auf diesem Haus lastet”, sagte Brod und seufzte. “Die erste Braut in der Familie hat den Falschen geheiratet und war gezwungen, damit zu leben. Sie hätte eine Cameron werden sollen. Bei meiner Mutter war es anders. Nachdem sie ums Leben gekommen war, rief mein Vater mich zu sich in dieses Arbeitszimmer und erzählte mir davon. ‘Niemand kommt von mir los’, hat er gesagt.”
Verblüfft sah Rebecca ihn an. “Das hat er zu seinem eigenen Sohn gesagt?”
Er nickte. “Er hat nie mit seiner Meinung hinter dem Berg gehalten. In unserer Ignoranz und unserem Kummer dachten Ally und ich, unsere Mutter hätte uns im Stich gelassen. Der einzige Elternteil, der uns liebte. Später wussten wir, warum sie es getan hatte. Es wäre mit dir und meinem Vater nicht gut gegangen, Rebecca.”
“Vertrau mir”, bat sie ihn, wohl wissend, dass es Zeit brauchen würde.
“Na ja, jetzt spielt es keine Rolle mehr.” Wieder seufzte er. “Sind die Schmerzen besser geworden?”
“Ein bisschen.”
“Mal sehen, ob das hilft.” Brod stand auf, stellte sich hinter sie und begann, ihr sanft die Schläfen zu massieren.
Er musste ein Zauberkünstler sein, denn fast sofort spürte sie, wie eine angenehme Wärme sie durchflutete.
“Das tut gut. Du hast offenbar heilende Hände.”
“Lass die Augen zu.” Nun massierte er ihr das Gesicht. “Besser?”, fragte er eine ganze Weile später.
“O ja!”, erwiderte sie leise.
Dann hob er sie hoch und setzte sich mit ihr in den Armen aufs Sofa. “Ich möchte dich nur halten. Okay?”
Rebecca lehnte den Kopf an seine Schulter. “Ich möchte alles über dich wissen”, flüsterte sie.
Einen Moment lang barg Brod das Gesicht in ihrem Haar, dann begann er: “Eigentlich hat mein Großvater uns großgezogen. Er war ein wunderbarer Mensch. Manche Leute behaupten, ich wäre wie er. Er hat Ally und mich gelehrt, an uns selbst zu glauben …”
“Erzähl weiter.” Rebecca machte es sich noch
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