Rivalen der Liebe
Papageien in der Höhlung einer der verkrüppelten Akazien nieder und flogen auch nicht weg.
Brod ging vor und pflückte ein Büschel weißer Immortellen. Geschickt flocht er daraus einen Kranz, den er Rebecca auf den Kopf setzte. “Lass mal sehen.”
Rebecca straffte sich. Das Haar fiel ihr ins Gesicht, und sie hob die Hand, um es zurückzustreichen, doch er bat sie: “Nein, tu es nicht.” Als sie den Ausdruck in seinen Augen sah, wurde sie schwach vor Verlangen.
“Ich stelle mir vor, wie du als Braut aussiehst.”
Als Braut. Sie hätte weinen mögen.
Was er wohl denken würde, wenn sie ihm die Wahrheit sagen würde. Sie war einmal eine Braut gewesen. Sie hatte ein weißes Kleid und einen langen Schleier getragen. Sie hatte verträumt zu ihrem attraktiven Bräutigam aufgeblickt, der vor dem blumengeschmückten Altar gestanden hatte. Und sie hatte sich eingebildet, dass der Ausdruck in seinen Augen dieselben Träume verriet. Es war derselbe Mann gewesen, der ihr so viel Kummer und Schmerz bereitet hatte.
Plötzlich konnte sie diesen wunderschönen Tag nicht mehr genießen. Wie sollte sie Brod je davon erzählen? Sie konnte ihm nicht einmal sagen, dass sie bereits verheiratet gewesen war, obwohl er bestimmt wusste, dass sie keine Jungfrau mehr war.
“Keine Antwort?”, fragte Brod schließlich. “Ich dachte, jede Frau möchte einmal eine Braut sein.”
“Ja, natürlich!”, rief Rebecca. Vielleicht würde er erraten, was hinter ihr lag.
“Hast du Angst vor der Ehe, Rebecca?” Er wollte sie unbedingt wieder aufmuntern.
“Die Ehe ist ein großes Risiko, Brod. Jeder weiß das”, erwiderte sie angespannt.
“Aber wenn sie funktioniert, dann ist sie sehr schön. Die meisten Leute versuchen es. Ich dachte, die Ehe deiner Eltern wäre glücklich gewesen.”
“Sie haben sich über alles geliebt”, flüsterte sie.
“Aber du bist über den Tod deiner Mutter nicht hinweggekommen, stimmt’s?”
“Ich würde alles darum geben, sie zurückzubekommen.” Sie blickte auf den bunten Strauß in ihrer Hand.
“Genauso ging es Ally und mir mit unserer Mutter”, gestand Brod. “Ich glaube, unsere Erfahrungen sind ein Beweis für unsere unglückliche Kindheit. Ally konnte den Gedanken, Rafe zu heiraten, offenbar nicht ertragen, obwohl sie Rafe sehr geliebt hat und immer noch liebt, wie ich glaube.”
“Und du?” Nun sah sie zu ihm auf und betrachtete sein wundervolles Gesicht.
“Ich hatte flüchtige Affären.” Er zuckte mit den Schultern. “Aber ich habe immer versucht, den Frauen gegenüber ehrlich zu sein. Die Ehe ist etwas ganz anderes als eine Romanze. Wenn ich mir eine Frau suche, dann muss es die Richtige sein. Ich werde nicht zulassen, dass mein Leben noch einmal auf den Kopf gestellt wird.”
Ihr ging es genauso.
Auf der Rückfahrt schwiegen sie zunächst. Brod war verblüfft darüber, dass die leidenschaftliche junge Frau, als die er Rebecca mittlerweile kennengelernt hatte, womöglich Angst vor der Ehe hatte. Vielleicht hatte jemand sie tief verletzt? Jemand, über den sie nicht reden wollte. Er, Brod, musste ihr Zeit geben. Inzwischen war ihm auch klar, was hinter ihrer kühlen Fassade steckte. Es war reiner Selbstschutz.
“Wohin fahren wir?”, erkundigte sich Rebecca nach einer Weile. Sie hatten bereits ein ganzes Stück zurückgelegt, doch es blühte immer noch rings um sie her – weißer Mohn und Hibiskus,
pussy tails
, violette
fan flowers
, flammend rote Feuerbüsche, Salz- und Baumwollbüsche und das sich überall ausbreitende Opomoea. Dies hier war nicht das legendäre Dead Heart, das Tote Herz der Wüste, das so viele Opfer forderte, sondern der größte Garten der Welt. Brod verließ jetzt die von Blütenteppichen überzogene Ebene und steuerte auf eine dichte Baumreihe zu, die an einem Tümpel liegen musste.
“Ich möchte dir meinen Lieblingsswimmingpool zeigen”, erklärte er. “Wir müssen gleich anhalten und den restlichen Weg zu Fuß gehen. Es ist ein herrlicher Ort. Es gibt dort sogar einen kleinen Wasserfall.”
“Ich glaube, ich höre ihn”, erwiderte Rebecca, und als sie näher kamen, war sie ganz sicher. Es war das Geräusch von herabstürzendem Wasser. Brod parkte den Jeep im Schatten der Bäume und stellte den Motor ab.
“Es geht ein Stück abwärts. Schaffst du es?”
“Natürlich schaffe ich es!”, rief Rebecca begeistert.
“Du wirst nicht enttäuscht sein, das verspreche ich dir.”
Er nahm ihre Hand, hielt ihr Zweige aus dem Weg und blieb
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