Rivalen der Liebe
zugeschnürt.
“Sie lieben ihn, stimmt’s?”, erkundigte Fee sich sanft und blickte zu ihr auf.
“Ich dachte, ich wüsste, was Liebe ist”, erwiderte Rebecca verträumt. “Aber ich habe es erst jetzt erfahren. Immer wenn ich ihn sehe, bin ich überglücklich.” Plötzlich füllten ihre Augen sich mit Tränen.
Fee war begeistert. “Haben Sie ihm das mal gesagt?”
“Nicht direkt”, gestand Rebecca. “Ich konnte ihm nicht von meinem Leben erzählen.”
“Das klingt ja entsetzlich, Schätzchen.”
Rebeccas wunderschöne graue Augen wurden dunkler. “Ich würde alles darum geben, wenn ich vieles rückgängig machen könnte, Fee”, sagte sie ernst.
“Möchten Sie darüber reden?”, drängte Fee. “Du meine Güte, ich komme mir vor, als wäre ich Ihre Tante.”
“Ich werde es Ihnen erzählen”, erklärte Rebecca. “Aber erst muss ich mit Brod darüber sprechen.”
“Natürlich”, antwortete Fee leise. “Ich habe immer gespürt, dass Sie schlechte Erfahrungen gemacht haben müssen.”
“Ich habe mich versteckt – im übertragenen Sinn, meine ich. Ich habe eine Menge gesehen und eine Menge gemacht. Ich war erfolgreich. Es ist nicht leicht gewesen, aber ich dachte, ich müsste es tun.”
“Aber Sie haben mir von Ihrer Familie erzählt. Von Ihrer Liebe zu Ihren Eltern und Ihrer Familie in Hongkong.” Noch immer blickte Fee besorgt zu ihr auf.
“Es ist etwas anderes, Fee. Jemand, den ich kennengelernt habe, als ich jung war.”
“Ich kenne mich mit diesen Dingen aus”, gestand Fee, und selbst nach vierzig Jahren klang ihre Stimme noch bitter. “Und ich kann Ihnen nur sagen, dass Sie darüber sprechen sollten, was immer es auch sein mag. Erzählen Sie es Brod. Je länger Sie damit warten, desto schwerer wird es.”
“Ich weiß.” Rebecca schauderte leicht.
Fee schüttelte den Kopf. “Seien Sie nicht nervös, Rebecca. Bevor Ally abgereist ist, hat sie gesagt, Brod hätte sich Hals über Kopf in Sie verliebt. Und bedenken Sie die unangenehme Episode mit meinem armen Bruder. Brod hat sehr darunter gelitten. Und ich rate Ihnen, keine Geheimnisse vor ihm zu haben, Schätzchen.”
“Das werde ich auch nicht!”
Und wenn es mich umbringt, dachte Rebecca.
Bevor Barry Mattheson und die anderen drei Männer eintrafen, ging Brod ins Haus, um schnell zu duschen und sich umzuziehen.
“Ich werde mich rar machen”, sagte Rebecca, die auf der Treppe stand, als er zur Tür ging.
“Bleib hier, damit ich dich mit ihnen bekannt machen kann”, schlug er lächelnd vor.
“Nein, ich lasse euch mit ihnen allein. Ich habe viel zu tun.”
“Na, dann wirst du sie beim Abendessen kennenlernen.” Brod zuckte mit den Schultern. “Wir müssen eine Menge klären. Heute Nachmittag werden wir damit sicher nicht fertig.”
“Mach’s gut.” Sie warf ihm eine Kusshand zu.
“Mach ich.”
Er wollte Rebecca zu nichts drängen, obwohl er verrückt nach ihr war und bereits mit dem Gedanken spielte, sich mit ihr zu verloben. Und bald darauf würde sie ihn heiraten. Er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um sie glücklich zu machen.
Rebecca!
Beschwingt ging er zur Tür.
Rebecca hörte die Besucher eintreffen, ging jedoch nicht zum Fenster, sondern arbeitete weiter. Fee war ihr gegenüber immer sehr offen gewesen, und diese Offenheit spiegelte auch das Buch wider. Es würde eine außergewöhnliche Chronik werden, eine Chronik der Geschichte der Familie Kinross, und genauso gut wie Dame Judys Memoiren, die ausgezeichnete Kritiken bekommen hatte. Ein Rezensent hatte von ihrer “eleganten, ja lyrischen Prosa” gesprochen. Sie, Rebecca, hoffte, dass dieses Buch ebenso realistisch sein würde. Es würde sogar noch besser werden als das Erste, weil es über so viele Menschen mehr zu sagen gab.
Gegen sechs klopfte Fee bei ihr an die Tür. Sie wirkte erschöpft.
“Wie läuft es?”, erkundigte Rebecca sich besorgt. “Es war eine lange Sitzung.”
“Das kann man wohl sagen!” Fee fasste sich an die Schläfe. “Zum Glück haben wir nicht so viele Anwälte wie Sir Andy, und zum Glück ist Brod so verdammt clever. Ihm entgeht nichts. Wir hatten ein ansehnliches Vermögen, wissen Sie. Es ist irrsinnig, wie viel Stewart durchgebracht hat. Er hat in Saus und Braus gelebt, während Brod sich um alles gekümmert hat.”
“Möchten Sie reinkommen und sich setzen?”, fragte Rebecca. “Sie sehen ein bisschen müde aus.”
“Das bin ich auch, Schätzchen”, gestand Fee, “aber ich werde Ihnen
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