Rivalin der Götter erbin3
Sterblichen verbracht hatten und deren Natur davon geprägt war.« Sie kniff die Augen zusammen. »Nicht, dass du eine Hilfe gewesen wärst.«
»Ich habe gegen den Irren gekämpft, der unsere Familie zerstört hat«, sagte ich müde. »Und ja, ich habe gegen jeden gekämpft, der ihm geholfen hat. Ich verstehe nicht, warum jeder so tut, als ob ich etwas Schreckliches getan hätte.«
»Weil du und ihr alle, die für Naha gekämpft haben, darin aufgegangen seid«, fuhr Egan mich an. Ihr Körper spannte sich vor Wut so sehr an, dass ihr Liebhaber überrascht den Kopf hob und
sie anblinzelte. »Er hat euch mit seinem Zorn angesteckt. Ihr habt nicht nur die getötet, gegen die ihr gekämpft habt, nein, ihr habtjeden getötet, der versuchte, euch aufzuhalten. Jeden, der um Mäßigung fehte, wenn ihr dachtet, er hätte kämpfen müssen. Sterbliche, wenn sie die Kühnheit besaßen, euch um Hilfe zu bitten. Im Namen des Mahlstroms, du tust gerade so, als ob Tempa der Einzige war, der an dem Tag den Verstand verloren hat!«
Ich starrte sie an, und Wut stieg in mir hoch. Doch dann erstarb sie plötzlich. Ich konnte sie nicht aufrechterhalten. Nicht, während ich hier mit Kopfschmerzen stand, die vom Alkohol und Ahads Prügeln vom vergangenen Tag herrührten. Nicht, während meine Haut kribbelte, weil winzige Flecken von ihr abstarben – einige erneuerten sich, einige waren für immer verloren –, und langsam immer trockener und weniger elastisch wurde, bis sie eines Tages nur noch aus Falten und Leberfecken bestand. Egans Liebhaber berührte ihre Schulter in dem Versuch, sie zu besänftigen. Es war eine lachhafte Geste, aber sie schien Wirkung zu zeigen, denn sie entspannte sich ein wenig, schaute ihn an und lächelte reumütig, als ob sie sich dafür entschuldigen wollte, die Stimmung ruiniert zu haben. Das erinnerte mich an Shahar und daran, wie einsam ich war; wie einsam ich für den Rest meines gnadenlos kurzen Lebens sein würde.
Es ist sehr, sehr schwer, einen zweitausend Jahre alten Groll bei all dem aufrechtzuerhalten.
Ich schüttelte den Kopf, drehte mich um und wollte zurück in mein Zimmer gehen. Doch kurz bevor ich die Tür schloss, hörte ich Egan. »Si’eh. Warte.«
Zögernd öfnete ich die Tür. Sie schaute mich an und runzelte die Stirn. »Etwas an dir ist anders. Was ist los?«
Ich schüttelte wieder den Kopf. »Nichts, das für dich von Bedeutung sein sollte. Hör zu …« Es dämmerte mir plötzlich, dass ich vielleicht nie wieder eine Chance bekam, ihr das zu sagen oder zu irgendeinem meiner Geschwister. Ich würde mit so
vielen unerledigten Angelegenheiten sterben. Das war nicht fair. »Es tut mir leid, Egan. Ich weiß, das bedeutet dir nichts nach all dem, was geschehen ist. Ich wünschte …« So viele Wünsche. Ich lachte ein bisschen. »Ach, egal.«
»Wirst du hier arbeiten?« Sie ließ eine Hand sanft über den Rücken des sterblichen Mannes gleiten. Er seufzte und lehnte sich an sie. Er war wieder glücklich.
»Nein.« Dann fielen mir Ahads Pläne wieder ein. »Nicht … so.« Ich zeigte mit meinem Kinn auf sie. »Nichts für ungut, aber ich bin grade nicht sehr gut auf Sterbliche zu sprechen.«
»Verständlich, nach allem, was du durchgemacht hast.« Ich blinzelte überrascht, und sie lächelte milde. »Keinem von uns hat gefallen, was Itempas getan hat, Si’eh. Aber zu dem Zeitpunkt schien es nach all dem Irrsinn seine einzig vernünftige Entscheidung zu sein, dich ins Gefängnis zu stecken.« Sie seufzte. »Wir alle hatten viel Zeit zum Nachdenken darüber, wie falsch diese Entscheidung war. Und dann – naja, du weißt ja, wie er ist, wenn es darum geht, seine Meinung zu ändern.«
Womit sie sagen wollte, er tut es nicht. »Ich weiß.«
Egan warf einen nachdenklichen Blick auf ihren Sterblichen und dann auf mich. Dann wieder auf den Sterblichen. »Was meinst du?«
Der Mann sah überrascht, aber erfreut aus. Er schaute mich an. Plötzlich wurde mir klar, worüber sie nachdachten. Ich konnte nicht anders und errötete. Das brachte den Mann zum Lächeln. »Ich glaube, das wäre schön«, sagte er.
»Nein«, sagte ich schnell. »Ich … äh … danke euch. Ich sehe, ihr meint es gut … aber nein.«
Da lächelte Egan. Das überraschte mich, denn in ihrem Lächeln lag mehr Mitgefühl, als ich es je erwartet hätte. »Wie lange ist es her, dass du mit einem von deinesgleichen zusammen gewesen bist?«, fragte sie mich. Es verschlug mir den Atem. Ich konnte nicht
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