Rivalin der Götter erbin3
Arameri-Bastard? Schreiber? Getarnte Adlige, die in Ruhe ein Freudenhaus besuchen will?«
Sie antwortete nicht. Ahad seufzte und zwickte sich mit den Fingern in den Nasenrücken.
»Glee gehört zu der Gruppe, die die Arme der Nacht besitzt und unterstützt, Si’eh«, sagte er. »Sie ist gekommen, um dich zu besuchen – um genau zu sein, will sie sicherstellen, dass du die Investition, die sie und ihre Partner gemacht haben, nicht gefährdest. Wenn sie dich nicht mag, du lächerlicher Esel, wirst du nicht bleiben.«
Verwirrt runzelte ich die Stirn. »Seit wann tut ein Gottkind, was ein Sterblicher ihm sagt? Freiwillig, meine ich.«
»Seit Gottkinder und Sterbliche gemeinsame Ziele haben«, sagte die Frau. Ihre Stimme war tief und rollend wie warme Meereswellen. Doch ihre Worte waren so scharf ausgesprochen, dass ich Papier mit ihnen hätte schneiden können. Ihr Lächeln war ebenso scharf, als ich mich ihr zuwandte. »Ich könnte mir vorstellen, dass derartige Übereinkünfte vor dem Krieg der Götter allgemein üblich waren. In diesem Fall ist die Beziehung weniger hierarchisch, sondern eher … partnerschaftlich.« Sie warf Ahad einen Blick zu. »Partner sollten sich bei wichtigen Entscheidungen einig sein.«
Er nickte zurück. Von seinem üblichen süffisanten Lächeln war nicht viel zu sehen. Wusste sie, dass er ihr in dem Moment das
Messer in die Eingeweide stoßen würde, in dem er davon mehr Nutzen hatte als von einer Zusammenarbeit? Ich hofte es und streckte meine Hände aus, damit sie mich genau anschauen konnte. »Und? Mögt Ihr mich?«
»Wenn es nur ums Aussehen ginge, lautete die Antwort ›nein‹.« Ich ließ meine Arme verärgert sinken. Sie lächelte, obwohl ich nicht glaubte, dass sie scherzte. »Du entsprichst überhaupt nicht meinem Geschmack. Zum Glück ist das Aussehen nicht die Grundlage, nach der ich den Wert bemesse.«
»Sie hat Arbeit für dich«, sagte Ahad. Er drehte sich in seinem Sessel zu mir, lehnte sich zurück und legte einen Fuß auf den Schreibtisch. »Eine Art Test. Um zu sehen, ob man deine einzigartigen Talente sinnvoll einsetzen kann.«
»Was zur Hölle für ein Test?« Allein die Vorstellung beleidigte mich.
Die Frau … Glee? … seltsam heiterer Name für eine Maronehfrau … zog eine perfekt gewölbte Augenbraue auf eine Art hoch, die ich auf unerklärliche Weise vertraut fand. »Ich würde dich gerne zu Usein Darr schicken, Erbe des amtierenden Barons. Bist du möglicherweise vertraut mit den politischen Vorgängen im Norden?«
Ich versuchte, mich an die Dinge zu erinnern, die ich gehört und die man mir zugetragen hatte, während ich in Elysium war. Doch dann stieg vor meinem geistigen Auge das Bild der Leichen von Nevra und Criscina auf.
»Ihr wollt, dass ich herausfinde, was es mit der neuen Magie auf sich hat«, sagte ich. »Diesen Masken.«
»Nein, wir wissen alles darüber.«
»Ach wirklich?«
Glee faltete die Hände, und das Gefühl der Vertrautheit wuchs. Ich war mir sicher, dass ich sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sehr merkwürdig.
»Die Masken sind Kunst«, sagte sie. »Eigens abgeleitet von einer
Mencheyev-Darren-Methode zu beten, die bis weit vor Die Helligkeit zurückdatiert und geheim gehalten wurde, um Strafverfolgung zu vermeiden. Damals tanzten sie ihre Aufrufe und Gebete für die Götter. Jeder Tänzer legte eine Maske an, um bestimmte Rollen im Gesamtbild zu spielen. Jeder Tanz erforderte ein bestimmtes Zusammenspiel dieser Rollen und ein allgemeines Verständnis der Archetypen, die sie darstellten. Die Mutter, zum Beispiel, repräsentierte Liebe und auch Gerechtigkeit und war tatsächlich die Verkörperung des Todes. Der Traurige wurde von einer zornigen, stolzen Person getragen, die irgendwann große Fehler begehen und ihre Taten dann bedauern würde. Verstehst du?«
Ich bemühte mich, ein Gähnen zu unterdrücken. »Ja, ich hab schon verstanden. Jemand nimmt einen Archetyp, vermischt ihn mit gewöhnlicher Symbolik, schnitzt das aus dem Holz des Weltenbaums, benutzt das Blut eines geschlachteten Kindes oder so …«
»Das Blut eines Gottkinds, um genau zu sein.«
Überrascht schwieg ich. Glee lächelte.
»Wir wissen nicht, wessen Blut. Vielleicht nur das Gottesblut, das man auf der Straße kaufen kann. Der jeweilige Spender des Bluts spielt möglicherweise keine Rolle, sondern nur die Macht, die darin liegt. Auch das überprüfen wir. Und ich weiß nichts von Holz des Weltenbaums, aber es würde mich nicht überraschen.«
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